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1982. Eine kleine Stadt im Siegerland. Die siebzehnjährige Leonie kehrt nach über zwölf Jahren in ihre Heimatstadt zurück. Mit Entsetzen stellt sie fest, dass mit der Reise in die Vergangenheit auch die Albträume ihrer Kindheit wieder aufleben. Das kleine Städtchen verbirgt ein hundert Jahre altes, grausames Geheimnis. Die Einwohner wissen davon und schweigen. Jedoch nicht alle. Leonie erhält eine deutliche Warnung und versucht trotzdem, einer mysteriösen Spur zu folgen. Der Schlüssel zur Wahrheit liegt in einer alten verlassenen Villa am Waldrand.

Barbara Büchner erhielt 1977 den Österreichischen Staatspreis für journalistische Leistungen im Interesse der Jugend.

 

  Autor: Barbara Büchner
Verlag: BLITZ-Verlag
Erschienen: Mai 2010
ISBN: 978-3-89840-280-4
Seitenzahl: 155 Seiten

 
Die Grundidee der Handlung
Als Veronika und Werner Helderkamp der vermeintlichen Idylle im Siegerland den Rücken kehren, gehen sie im Streit mit Bürgermeister Jörg Rendel, Veronikas Vater. Leonie Helderkamp ist gerade mal fünf Jahre alt, als sie ihren Großvater verlassen muss. Nach nunmehr zwölf langen Jahren hat sie eine Mission zu erfüllen: Den kalten Krieg zwischen den Familienmitgliedern beenden und Frieden stiften. An der Endstation der Bahngesellschaft verlässt sie den Wagon, um ihrer früheren Heimat in nahezu völliger Dunkelheit gegenüber zu treten. Das kleine Örtchen gleicht einer Geisterstadt. Ein Omen auf das, was war und was noch kommen mag?
Schnell wird der Siebzehnjährigen bewusst, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Das feindselige Verhalten der Dorfeinwohner und die offensichtliche Geheimniskrämerei tun zusammen mit der schriftlichen Warnung, die Leonie bereits im Vorfeld erhielt, ihr übriges, diesen Verdacht zu erhärten. Gerüchte besagen, das kleine Städtchen leide unter einem Fluch, ausgesprochen von Pfarrer Alexander Weimar vor ziemlich genau hundert Jahren. Seither sucht das Unheil den Ort regelmäßig zu Weihnachten heim: Unwetter, Krankheit, Tod … Betroffen sind vor allem die Gründerfamilien. Schaller, Nosbeck, Gurlinger, Oberon, Rösel, Hemmerer, Rendel, Poschke – die großen Acht. Doch inwieweit hängen diese Ereignisse mit dem großen Skandal im achtzehnten Jahrhundert zusammen? Zufall, Aberglaube, Armageddon, was steckt tatsächlich dahinter? Leonie rafft all ihren Mut zusammen, trotzt Albträumen und fadenscheinigen Erinnerungen, um schließlich die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Spuren führen zum Haus am Waldrand, der so genannten Ketzervilla …


Stil und Sprache

Die Österreicherin Barbara Büchner, auch bekannt unter dem Pseudonym Julia Conrad, hat zahlreiche Veröffentlichungen und Auszeichnungen aufzuweisen. In der Allgemeinen Reihe des BLITZ-Verlags erscheint mit „Das Haus am Waldrand“ ein Mystery-Thriller, der für Jung und Alt geeignet ist. Ländliches Idyll gegen abgrundtiefes Übel. Zwischen Gegenwart und Vergangenheit führt die Autorin in dritter Person Singular durchs Geschehen. Aus Sicht der Hauptfigur Leonie Helderkamp wird der Leser Schritt für Schritt in neun Kapiteln an das große Geheimnis der Ortschaft herangeführt. Eine schriftliche Warnung, der Stadt fernzubleiben (vorab) und ein gut gemeinter, aber wenig heimelig anmutender Rat eines fremden Mannes, umzukehren (bei Ankunft), sollen Leonie abschrecken. Dieser Schachzug bewirkt Interesse und gleichwohl eine gewisse Habachtstellung beim Leser. Die ursprüngliche Mission der Familienzusammenführung gerät schnell in den Hintergrund. Je wissbegieriger die Hauptfigur in die Geschichte der Kleinstadt eintaucht, desto größer die Gewissheit, das nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ein Fluch treibt viele Familien rechtzeitig aus dem Ort. Angst und Schrecken bestimmen derzeit den Alltag der Menschen und sorgen auch beim Leser für Grauen. Albträume, nebulöse Fetzen der Erinnerung und diverse Gerüchte und Aussagen der Dorfbewohner sind die Grundlage für weitere Mutmaßungen und Rätselspaß. Ungemütliches Wetter und Dunkelheit zur Winterzeit bieten einen gelungenen Rahmen, um Unbehagen und Gänsehaut zu unterstützen. Barbara Büchner versteht es, eine unheimliche, düstere und vor allem bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen. Ausgangspunkt des Mysteriösen ist eine halb verfallene, Efeu umrankte Villa mit Türmchen am Waldrand.
Ebenso wie Leonie Helderkamp tastet sich auch der Leser langsam an den Kern der Geschichte heran. Die Gewissheit, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick scheint, durchzieht den Roman von Anfang bis Ende. Die Spannung gipfelt zu guter Letzt in einem Höhepunkt voller Gefahren.
„Das Haus am Waldrand“ ist stilistisch und sprachlich recht jung und einfach gehalten. Das Buch lässt sich, wohl auch durch den geringen Umfang begründet, zügig lesen. Ein paar Seiten mehr hätten dem Roman im Hinblick auf volle Entfaltung der Möglichkeiten und Ausbau der wunderbaren Grundeffekte sicherlich gut getan, nichtsdestotrotz erhält der Leser eine rundum unterhaltsame Schauergeschichte für ungemütliche, finstere Herbsttage.


Figuren
Mit Hilfe der siebzehnjährigen Leonie Helderkamp führt Barbara Büchner ihre Leser auf eine Reise in die Vergangenheit. Acht Familien, ortsansässig seit dem siebzehnten Jahrhundert, haben einst große Schuld auf sich geladen. In der Gegenwart wird darüber geschwiegen. Nur gen Jahresende greift die Angst spürbar um sich. Zu eben dieser Jahreszeit kehrt die Jugendliche in ihre alte Heimat zurück. Sie erlebt die Einwohner recht seltsam. Wenig entgegenkommend scheinen sich alle auf ihr gemeinsames Geheimnis zu besinnen.
Geraldine Hemmerer, Severin Schaller, Nachfahren der Gründerfamilien, und Carsten Richter, Student der Frankfurter Universität und Neffe des amtierenden Pfarrers Wegener, helfen Leonie, Licht ins Dunkel zu bringen. In Severin war sie einst bis über beide Ohren verliebt, was dieser in eigentümlicher Weise ausgenutzt haben mag. Heute gilt ihr Interesse vielmehr dem freundlichen und offenen Carsten. In den Stunden größter Not halten sie dennoch alle drei zusammen und meistern die missliche Lage gemeinsam.
Ein wichtiger Charakter ist auch Pfarrer Alexander Weimar, um den sich allerlei Gerüchte und Legenden ranken. Er habe dem Christentum abgeschworen, seine eigene Sekte gegründet, im religiösen Wahn seine Tochter Rhonda in den Tod getrieben und einen Fluch von Sturm, Finsternis und Feuer über das Städtchen ausgesprochen.

Die Autorin legt den Fokus ganz eindeutig auf Leonie. Der Leser verfolgt ihr Handeln, Denken und Empfinden. Aber auch fast nebensächlich erwähnte Randfiguren tragen durch Aussehen, Auftreten und Verhalten wesentlich zum Gelingen des Romans bei. Gut einhundertfünfzig Seiten bieten leider wenig Raum, sich ein detailliertes Bild über alle Personen im Einzelnen zu machen. Insgesamt finden jedoch die wichtigsten Informationen Erwähnung.


Aufmachung des Buches
„Das Haus am Waldrand“ von Barbara Büchner erscheint als Originalveröffentlichung im BLITZ-Verlag. Das gebundene Hardcover besticht durch seine düstere Note. Die Umschlaggestaltung von Mark Freier verwendet verschiedene, überwiegend dunkle Grüntöne, die den Kontrast von Licht und Schatten besonders hervorheben. Ein heftiges Unwetter tobt um ein imposantes Gemäuer, das sich inmitten Blitz, Sturm und Regen zu behaupten weiß. Die Dramatik wird verstärkt durch Details im Motiv: Seien es beispielsweise die oftmals schiefen Kreuze in Vor- und Hintergrund, der Galgen mit Strick, die Katze auf dem Schornstein oder das einzige, vermutlich von einem Feuer, erleuchtete Zimmer, das an die Fensterscheibe gepresste Handflächen erkennen lässt – der Betrachter hat allerlei Feinheiten zu entdecken!Das Haus wiederholt sich als Ausschnitt im Inneren des Buches. Hier hat die Katze ihre Position verändert. Des Weiteren zeigt eine Illustration Ralph Kretschmanns den im Roman erwähnten Betsaal am Fuße der Treppe im Keller der Ketzervilla. Kamin und Schriftzug an der Wand sind wichtige Einzelheiten.
Im Anschluss an die Geschichte folgt ein kurzer Abriss Büchners Schaffen. Informationen zum Romaninhalt erhält der Leser auf der Rückseite des hochglänzenden Covers.


Fazit
Atmosphärischer Grusel in Wort und Bild!
Romaninhalt von Barbara Büchner, Umschlaggestaltung von Mark Freier und Grafik Ralph Kretschmanns harmonieren perfekt.
Eine gelungene Schauergeschichte für Jung und Alt, die ruhig ein paar Seiten mehr umfassen könnte, um das Potenzial bestmöglich auszuschöpfen.



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den BLITZ-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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