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März 1930: Der Tod einer Schauspielerin führt Gereon Rath in die Studios der Filmmetropole Berlin. Der junge Kommissar lernt die Schattenseiten des Glamours kennen und erlebt eine Branche im Umbruch. Der Tonfilm erobert die Leinwände, und dabei bleiben viele auf der Strecke: Produzenten, Kinobesitzer - und Stummfilmstars.
Volker Kutscher gelingt es, nahtlos an seinen Bestseller "Der nasse Fisch" anzuknüpfen und das Berlin der 30er-Jahre in einem vielschichtigen und spannenden Kriminalfall lebendig werden zu lassen.

 

 

Originaltitel: Der stumme Tod
Autor: Volker Kutscher
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 26. April 2010
ISBN: 9783462042122
Seitenzahl: 541 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Berlin im Jahre 1930: Die Schauspielerin Betty Winter wird mitten in den Drehaufnahmen für ihren ersten Tonfilm „Liebesgewitter“ von einem aus mindestens 10 Metern Höhe herunterstürzenden, sehr schweren und glühend heißen Scheinwerfer getroffen. Ihr Mitschauspieler und Ehemann Victor Meisner eilt der vor Schmerzen schreienden und teilweise brennenden Frau zu Hilfe und kippt einen bereitstehenden Eimer Wasser über sie. Der noch immer am Stromnetz hängende Scheinwerfer versetzt ihr dadurch einen tödlichen Stromschlag. Alles ein entsetzlicher Unfall oder geplanter Mord? Kommissar Gereon Rath beginnt mit seinem Team die Ermittlungen. Im Berlin der 30er-Jahre, zu Beginn der Ablösung des Stummfilmes durch den Tonfilm, erfährt er bald, wie hart umkämpft die Filmbranche ist und welche Macht- und Überlebenskämpfe die kleineren Produzenten führen. Dann verschwindet eine weitere Hauptdarstellerin, die beiden Produzenten Bellmann und Oppenberg beschuldigen sich gegenseitig. Gereon Rath erhält von Oppenberg den Privatauftrag, nach der vermissten Schauspielerin Vivian Franck zu suchen. Gleichzeitig wird er von seinem Vater Engelbert Rath, Kriminaldirektor in Köln, und dem damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer gedrängt, in einem Erpressungsfall zu ermitteln. Raths Alleingänge werden von seinen Vorgesetzten nicht gern gesehen, nach einem Streit mit dem Kollegen Brenner, bei dem es zu Handgreiflichkeiten kommt, droht Rath ein Disziplinarverfahren, der Fall Winter wird ihm entzogen. Doch er ermittelt auf eigene Faust weiter. Dann wird auch die vermisste Vivian Franck tot aufgefunden. Und der Hauptverdächtige im ersten Fall stürzt vom Funkturm. Tatsächlich Selbstmord oder steckt mehr dahinter? Schon bald verschwindet die nächste Schauspielerin. Die Suche nach einem Serientäter beginnt.


Stil und Sprache

Auch wenn es Gereon Raths zweiter Fall ist, kann man dieses Buch getrost ohne "Der nasse Fisch" gelesen zu haben, genießen. Es gibt immer mal wieder Bezüge zur Vorgeschichte, die aber dem Gesamtverständnis dieses Bandes keinen Abbruch tun. Sie werden aber sicher den einen oder anderen Leser motivieren, auch den ersten Band zu lesen. Volker Kutscher schreibt aus Sicht der dritten Person, schiebt aber immer wieder die Gedankengänge seiner Protagonisten mit ein. Auffallend sind die kurzen Sequenzen, in denen er den Serientäter in seiner psychischen Verwirrtheit zu Worte kommen lässt und deren Sinn sich erst zum Ende hin erschliesst. Er beschreibt sehr detailliert das Geschehen, die Charaktere, das Leben im Berlin der 30er-Jahre. Hierbei spielt weniger die Politik eine große Rolle - die ja auch dem Protagonisten nicht wirklich liegt - vielmehr sind es die alltäglichen Situationen, die die Atmosphäre dieser Zeit vermitteln. Sehr zum Schmunzeln sind die humorvollen, sehr direkten Kommentare der Berliner, auch interessant die beschriebenen Orte und Schauplätze, die sich im heutigen modernen Berlin zum Teil wiederfinden lassen. Spannung entsteht vor allem aus der besonderen Figur des Kommissars Gereon Raths heraus, der sich sowohl privat als auch beruflich durch vieles durchkämpfen muss und dessen Persönlichkeit sehr viele Facetten zeigt. Nach und nach werden die einzelnen Mordfälle sehr genau aufgeschlüsselt, alle daran Beteiligten, ob Ermittler, Täter oder Opfer akribisch durchleuchtet. An manchen Stellen hätte man dies vielleicht zugunsten einer sich etwas schneller entwickelnden Geschichte kürzer halten können.


Figuren

Die Hauptfigur, Kommissar Gereon Rath, wird sehr detailliert beschrieben und hinterlässt beim Leser eher zwiespältige Gefühle. Einerseits überzeugt er durch sein hohes kriminalistisches Feingefühl und Können, seine rasche Auffassungsgabe und sein Ermittlungsgeschick. Andererseits integriert er sich kaum in sein Team, bleibt Einzelgänger, wirkt unbeherrscht und geht öfter mal über seine Grenzen, sowohl privat als auch beruflich. Seine Ermittlungsmethoden sind teilweise am Rande der Legalität, auch für die Zusammenarbeit mit dem Gangsterboss Marlow ist er sich nicht zu schade. Dennoch empfindet man auch eine gewisse Sympathie für ihn, seine spritzigen Kommentare, sein sich rührendes Kümmern um den Hund Kirie, seine Gefühle für Charly.

Aber auch alle anderen Figuren, die Kollegen im Polizeipräsidium, die Filmproduzenten, die Schauspielerinnen, Journalisten, alle erhalten vom Autor ein sehr ausgearbeitetes Profil und wirken jeder für sich in ihrer Art und Persönlichkeit einmalig, auch ihre Einbindung in das historische Geschehen ist sehr gut gelungen. Nicht nur einmal musste ich über die bissigen und ins Schwarze treffenden Kommentare der "Ur-Berliner" schmunzeln.


Aufmachung des Buches
Der Krimi-Bestseller erscheint nun auch erstmals als Taschenbuch. Das Cover ist sehr passend, es zeigt eine Szene aus der damaligen Zeit: Hinter der zum Auto eilenden Dame lässt sich gut eine Schauspielerin vermuten. Die Kapitel des Buches beinhalten 14 Tage vom Freitag, den 28. Februar 1930, dem Tag des ersten Todesfalls bis zur Aufösung.


Fazit
Insgesamt ein sehr gelungener Krimi, der die Spannung bis zum Ende hält und durch viel Liebe zu den Details geprägt wird. Gleich mehrere Mordfälle, raffiniert durchdacht und sehr gut ausgearbeitet, fesseln den Leser bis zu ihrer Auflösung. Wer aber vor allem ein actionreiches, sich überschlagendes Geschehen liebt und weniger das sich an Details orientierte, wird vielleicht etwas enttäuscht sein. Ich vergebe vier von fünf Sternen, da manche Ausführungen des Buches doch auch etwas kürzer ausfallen hätten können.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Der nasse Fisch

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