Smaller Default Larger

Wer hilft dir, wenn alle glauben, dass dein grösster Feind du selbst bist?

Carla
Es sind nur wenige Tage, die Carla von ihrem Kind getrennt im Krankenhaus verbringt - Tage, die alles verändern. Als die Schwester ihr das Baby in die Arme legt, stellt Carla entsetzt fest: Das ist gar nicht ihr Kind! Doch niemand glaubt ihr...

Fiona
Fiona wacht in ihrer Badewanne auf. Kerzen stehen am Wannenrand, Blütenblätter schwimmen auf dem Wasser, das sich allmählich rot färbt - von ihrem Blut! Mit letzter Kraft schleppt sie sich zum Telefon. Im Krankenhaus behauptet sie, jemand hätte versucht, sie zu töten. Doch niemand glaubt ihr ...

 

Das_alte_Kind 


Autor: Zoe Beck
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: Juni 2010
ISBN: 9783404164431
Seitenzahl: 300 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe

 

Die Grundidee der Handlung

Es geht um zwei Ausgangssituationen. Berlin im Jahre 1978: Carla Arnim muss wegen einer Gürtelrose ins Krankenhaus und aufgrund der Ansteckungsgefahr wird sie für eine Woche von ihrer 6 Monate alten Tochter Felicitas getrennt. Als sie diese zurückerhält, weiß sie, dass es nicht ihre Tochter ist. Sie vermutet eine Verwechslung, doch niemand glaubt ihr. Selbst ihr Mann Frederik, ein viel beschäftigter und sehr bekannter Pianist, glaubt ihr nicht. Allerdings hatte er bisher auch nur sehr wenig Kontakt zu dem Kind, um es tatsächlich genauer zu kennen. Kurze Zeit später wird bei dem Kind auch noch eine unheilbare Krankheit diagnostiziert: das Hutchinson-Gilford-Syndrom. Das Mädchen wird frühzeitig altern, hat eine sehr niedrige Lebenserwartung, wird zum alten Kind. Carla beginnt, um die Wahrheit zu kämpfen - und landet bald in der psychiatrischen Abteilung, mit Medikamenten ruhig gestellt. Doch ihr Kampf geht weiter.

In Edinburgh muss die 31-jährige Fiona Hayward ebenfalls erleben, dass keiner ihr glaubt. Sie kann sich gerade noch aus der Badewanne retten, die Pulsadern aufgeschnitten, alles voller Blut. Sie ruft den Notarzt. Doch die Ärzte, ihre nächsten Angehörigen, gehen von einem Selbstmordversuch aus - und auch sie weiß, dass dem nicht so ist. Auch sie setzt alles daran, die Wahrheit zu finden.  


Stil und Sprache

Der Autorin gelingt es, zwei zunächst voneinander völlig getrennt wirkende Geschichten nach und nach miteinander zu verflechten. Sie schreibt immer aus der Perspektive des gerade Handelnden, beschreibt dessen Gefühle und Gedanken sehr ausführlich. Sie wechselt ständig die Schauplätze - Berlin, Edinburgh, die Schweiz und erst im Laufe der Geschichte klar werdend auch die Zeitebenen. Die zwei Handlungsstränge ziehen sich durch das komplette Buch. Anfangs empfand ich die abrupten Sprünge etwas störend, mit dichter werdender Geschichte aber immer faszinierender. Nach einer Weile erkennt man, dass es sich hier um verschiedene Zeitebenen handelt und schnell ahnt man, dass die Geschichten zusammengehören, die Schicksale ineinander übergehen. Doch immer wieder führt die Autorin den Leser auf falsche Fährten und erst zum Ende hin erfolgt die Auflösung, die nochmals total überrascht. Dabei wird eine sehr große Spannung aufgebaut, zumal Zoe Beck den Leser bewusst in die Irre führt, Verdächtige herausarbeitet, um sie dann am Ende als unmögliche Täter zu entlarven.

Sehr schön und abwechslungsreich empfand ich auch die eingeschobenen Briefe in Originalhandschrift, das Gesprächsprotokoll des Verhörs mit dem Tatverdächtigen und am Ende die Email und der sehr persönliche Brief von Fionas Vater. Die Mitbewohnerin Fionas, Morag, und deren offensichtlich psychische Gestörtheit, ihren Drang, ganz wie Fiona zu sein, gab dem Ganzen noch ein wenig mehr Dynamik, ähnlich wie Carla am Ende herausfindet, dass ihre beste Freundin Ella sie hinterging, sie mit ihrem Ehemann betrog und ihre Briefe nicht abschickte. Etwas langatmig empfand ich dagegen die Geschichte rund um Cedrics Auftrag an Ben den ImVac-Konzern betreffend.


Figuren

Die Protagonisten werden sehr klar und deutlich herausgearbeitet: Carla in der Rolle der verzweifelten Mutter, die versucht, ihre richtige Tochter wiederzufinden, die ihrem Gefühl treu bleibt und trotz aller Widerstände an ihrer verlorenen Tochter festhält. Fiona, eine junge Frau auf dem Weg zur Selbstfindung. Aber auch alle anderen Figuren wirken sehr plastisch und man kann sich als Leser gut in die einzelnen Charaktere hineinversetzen. Schnell findet man seine Favoriten und polarisiert dadurch schnell, wobei im Laufe der Geschichte sich dies auch wieder verschiebt. Ganz deutlich wird dies bei der Figur von Felicitas Vater, aber auch bei Fiona. Mit dem Wissen um deren Hintergründe, deren Gedanken und Beweggründe, verändert sich auch die Haltung des Lesers zu ihnen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches spricht mich sehr an und ist auch sehr passend zur Geschichte. Das Schaukelpferd auf den Holzdielen im Vordergrund, der Rest im hellen, weißen Licht verschwindend.


Fazit

Ein sehr spannender, psychologisch tiefgehender Thriller, der einen von Anfang bis Ende in Spannung hält. Ein wirklich rundum gelungenes Buch, das ich jedem empfehlen kann, der weniger auf Action, dafür aber auf viele psychologische Details und Feinheiten steht und sich auch gerne mal in die falsche Richtung führen lässt. Ich ziehe nur einen halben Stern ab für den Teil rund um den ImVac-Konzern.


4 5 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo