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Was kommt nach dem Tod? Philip Goldman meint, an Meschen ihren bevorstehenden Tod "riechen" zu können. Zuerst stirbt sein bester Freund, dann seine geliebte Großmutter. In seinen Träumen gelangt Philip in eine Welt, die "Abgrund" genannt wird. Ein androgynes Wesen namens Parr begleitet Philip durch diese Traumwelt und eröffnet ihm, dass Philip nicht den nahenden Tod von Menschen riechen kann. Er kann Seelen, die aus dem Reich der Toten geflohen sind, durch seinen Geruchsinn aufspüren. Diese Seelen nutzen den Augenblick aus, in dem ein Mensch stirbt und ergreifen von dessen Körper Besitz. Philip erfährt, dass Parr eine Art Schutzengel ist. Duch die Erlebnisse im Abgrund kommt Philip dem Geheimnis des Todes ein großes Stück näher. Immer mehr wird er von der Faszination der Welt der Toten ergriffen. Sein Weltbild ändert sich mit jedem Besuch im Abgrund. Er kommt einem Geheimnis auf die Spur, von dem kein Mensch sich je hätte träumen lassen.

 

Cryptanus 
Autor: Wolfgang Brunner
Verlag: Projekte Verlag
Erschienen: 22 Juli 2009
ISBN: 978-3-86634-771-7
Seitenzahl: 346 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dem sehr ausführlichen Klappentext muss man eigentlich nichts hinzufügen. Er vermittelt dem Interessierten ein recht gutes Bild von dem, was ihn in diesem Roman erwartet. Wofgang Brunner kann leider nur mit wenigen neuen Denkanstössen zum Thema, "Was erwartet uns nach dem Tod" aufwarten. Er prästentiert dem Leser einen bunten Mix aus religiösen Lehren, Versatzstücke aus Dantes "Inferno", diversen Mythologien (insbesondere griechische Sagen) und Vorbildern aus dem Kino (z.B. "Hinter dem Horizont - Das Ende ist nur der Anfang"). Die Geschichte, die dabei heraus kommt, ist sehr persönlich und glaubwürdig geschildert. Wer sich noch nie mit dem Thema auseinander gesetzt hat, mag die Erzählung recht unterhaltsam finden, wer aber schon einige philosophische Titel gelesen hat, der findet hier wenig Neues.


Stil und Sprache
Die gesamte Geschichte ist aus der Perspektive von Philip Goldman erzählt. Er spricht den Leser direkt an und erklärt ihm auch, dass er ihm in diesem Buch seine eigene Geschichte schildern wird. Immer wieder unterbricht Goldman die Erzählung seiner Erlebnissse mit kurzen Einschüben, in denen er den Leser persönlich anspricht und ihn beispielsweise fragt, ob er die Geschichte noch spannend findet. Oder aber er stellt fest, dass man sie offensichtlich spannend fand, denn sonst würde man ja nicht mehr weiterlesen. Durch diese persönliche Ansprache werden die Begebenheiten zwar sehr intim und persönlich, die immer wiederkehrenden Unterbrechungen sind irgendwann jedoch reichlich lästig. Ab einem gewissen Punkt hatte ich den Eindruck, dass der Autor damit seine eigene Unsicherheit kaschieren möchte, wenngleich diese Einschübe durchaus zu dem etwas labilen Charakter des Philip Goldman passen. 

Sprachlich empfand ich den Roman als sehr gelungen. Die Sätze sind einfach lesbar, ohne je plump zu wirken. Immer wieder zitiert er Liedtexte von verschiedenen Bands; darunter die Progressiv Rock Bands "Dream Theater" und "Marillion" oder einen Song des Rock Projekts "Ayreon", bei dem verschiedene Musiker der Rock- und Heavy Metal-Szene zusammen musizieren. Auch Pink Floyd ist vertreten, die weniger bekannten möchte ich hier nicht nennen. Insgesamt alles Musik mit sehr anspruchsvollen Texten und eher härteren Rythmen. Diese Zitate sind zwar recht passend, aber sie tragen auch nicht wesentlich zur Handlung bei. Somit sind sie lediglich schmückendes Beiwerk, das nicht als störend empfunden wird.


Figuren
Philip Goldman erzählt in diesem Buch seine eigene Geschichte. Sie ist sehr persönlich und direkt inszeniert und der Leser wird immer wieder unmittelbar angesprochen und in das Geschehen mit einbezogen, wodurch die Intimität immens gesteigert wird. Der Charakter des Philip Goldman wird dadurch dem Leser sehr anschaulich nahe gebracht. Er erzählt dirket aus der Ich-Perspektive was er denkt, wie er fühlt und was ihn zu seinem Handeln bewegt hat.

Die Nebencharaktere, also insbesondere Goldmans Begleiter im Abgrund, sind dagegen kaum greifbar. Ihre tatsächlichen Beweggründe bleiben lange im Dunkel und selbst als dann die ganze Wahrheit enthüllt wird, werden sie nicht plastischer. Sie sind schlicht und ergreifend nur die Begleiter, obwohl sie ihn erst dazu bringen, die Reise im Abgrund zu unternehmen. Am fadenscheinigsten ist Helena, die Freundin und später irgenwann Ehefrau von Philip Goldman. Immer wieder erwähnt er, dass sie die Liebe seines Lebens ist. Doch dies ist auch schon alles was der Leser über sie erfährt. Lediglich der Sex mit ihr wird ein paar mal erwähnt, und wie sie zu Beginn ihrer Beziehung das eine oder andere mal sauer auf ihren späteren Ehemann war. Das wars dann auch schon, viel mehr Erwähnung findet die "Liebe seines Lebens" in Philip Goldmans Lebensgeschichte nicht. Sehr seltsam ...


Aufmachung des Buches
Das Buch ist sehr schön von der Buchfabrik Halle gebunden worden. Laut einem Stempel im Buch handelt es sich um buchbinderische Handarbeit. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig und stabil. Die Oberfläche des Hardcover Einbands wirkt, als handele es sich um Kunstleder. Der Schutzumschlag ist außergewöhnlich dick und sehr haltbar. Das Titelbild, das einen Tunnel mit einem Licht am Ende zeigt, ist passend zum Buch gewählt und vermittelt einen stimmungsvollen Eindruck.

Die gewählte Schriftgröße ist etwas klein und auch der Zeilenabstand ist relativ eng. Man hätte den gleichen Text auch auf wesentlich mehr Seiten unterbringen können. Die Lesbarkeit ist dennoch ausreichend, wenngleich sie nicht optimal ist.


Fazit
Als ungemein störend empfand ich, die ständigen beiläufig eingestreuten Denkanstösse zum Thema Bisexualität und Homosexualität. Diese tragen in keinster Weise zur eigentlichen Thematik bei, so dass sich mir immer wieder die Frage stellte, was diese Andeutungen in der Erzählung überhaupt verloren haben. Die ausschließlich sehr hohen Bewertungen bei Amazon sind offensichtlich alle von Freunden und Bekannten, deckt sich der Inhalt zum Teil doch mit dem Epilog im Roman. Mir persönlich hat er nicht gefallen. Die Denkanstöße sind viel zu oberflächlich und der zugehörige Hintergrund ist nichts Neues, sondern allermeist dem Lehren des Hinduismus entnommen. Wer sich mit der Thematik bisher kaum oder gar nicht befasst hat, dem mag diese Story durchaus zusagen.


2 Sterne


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Projekte Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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