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„Nichts als Dreck, Schmutz und totes Zeug!“

Der eingefleischte Stadtmensch Lucas Burton vermag dem idyllischen Landleben rein gar nichts abzugewinnen. Und er soll auf makabre Weise Recht behalten. Normalerweise würden ihn keine zehn Pferde zu dem verlassenen Gutshof mitten im Nichts bringen, würde dort nicht ein lukratives Geschäft locken. Doch kaum angekommen, stolpert er über die Leiche eines jungen Mädchens. Als er fluchtartig den Tatort verlässt, macht er sich verdächtig. Kein Wunder, dass er bald unerwünschten Besuch bekommt: Inspector Jessica Campbell hat den Mordfall übernommen. Es gibt nur wenig verwertbare Spuren für sie, und ihr neuer Chef, Alan Markbys Nachfolger, sitzt ihr ständig im Nacken. Der Druck ist groß. Und er wird noch größer, als man eine zweite Leiche entdeckt …

 

 

Originaltitel: Mud, Muck an Dead Things 
Autor: Ann Granger
Übersetzer: Axel Merz
Verlag: Lübbe
Erschienen: 06/2010
ISBN: 978-3404163922
Seitenzahl: 396 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Lucas Burton soll sich mit einem Geschäftspartner in der Einöde treffen. Etwas genervt, weil er das Landleben hasst, fährt er zu dem einsam gelegenen, verlassenen Bauernhof und stößt bei einem kurzen Rundgang auf die Leiche einer jungen Frau. Völlig entsetzt rast er mit seinem Mercedes davon, wird aber gesehen und die Dinge nehmen ihren Lauf: Die Leiche wird offiziell „gefunden“, die Polizei nimmt die Ermittlungen auf und Inspector Jessica Campbell hat ihren ersten eigenen Mordfall. In der vorherigen Reihe der Autorin um Meredith Mitchell und Alan Markby hatte sie nur im letzten Teil eine Nebenrolle, hier soll sie ihr eigenes „Spin-off“ bekommen, außerdem einen neuen Chef, denn sie ist umgezogen. Als es Jessica und ihren Kollegen endlich gelingt, den geheimnisvollen Zeugen ausfindig zu machen, ist dieser dummerweise ebenfalls tot und kann ihnen nicht mehr weiterhelfen. So müssen sie alles daransetzten, auch ohne den wichtigen Zeugen den Mord aufzuklären.


Stil und Sprache
An einen vorherigen Erfolg anzuknüpfen ist nicht immer leicht, vor allem wenn so charismatische Ermittler wie Mitchell und Markby ersetzt werden müssen. Ann Granger gelingt dies nur teilweise, denn ihre Story schleppt sich gerade am Anfang etwas dahin. Viel Zeit wird mit Lucas Burton verbracht, der letztendlich aber gar nicht so wichtig ist, außerdem verwendet die Autorin sehr viel Sorgfalt auf die Umgebung des Tatorts und die Menschen, die dort wohnen. Das sorgt nicht unbedingt für atemlose Spannung, schafft aber diese typisch englische Atmosphäre mit gediegenem Landleben, abgelegenen Höfen und verwunschenen Orten. So gesehen ist „Stadt Land Mord“ ein guter Einstieg für eine Serie, hier muss der Leser nur etwas Geduld mitbringen und auf eine etwas spritzigere Fortsetzung hoffen.

Sprachlich ist Ann Granger sehr routiniert, schreibt flüssig und angenehm einfach, so dass man keine große Konzentration aufwenden muss, um der Handlung zu folgen. Dabei verwendet sie neben verschiedenen Perspektiven, die jeweils andere Hauptfiguren erzählen lassen, abrupte Szenenwechsel mit kleinen Cliffhangern, um Lebendigkeit in die Geschichte zu bringen. Wie schon erwähnt, ist das insgesamt eher wenig dramatisch und alles andere als blutig, auch wenn es durchaus ein erwähnenswertes Finale gibt.


Figuren
Wie oben erwähnt, waren Meredith Mitchell und Alan Markby das Paar des englischen Krimis, zumindest für meine Begriffe. Hier eine würdige Nachfolgerin zu schaffen, wird nicht einfach sein und der erste Band dieser neuen Reihe zeigt dies auch. Jessica Campbell ist noch nicht ganz „rund“, ihr fehlen noch einige Facetten zu einem wirklichen Charakter. Aber die Ansätze sind da und Ann Granger zeigt schon etwas von ihrer großen Stärke, der Figurenzeichnung. Aus einem schier unerschöpflichen Fundus an schrägen Gestalten zaubert sie immer wieder neue Persönlichkeiten für ihre Geschichten hervor und weiß diese ausgesprochen lebendig und natürlich zu beschreiben.

Auch wenn – wie hier – eine große Anzahl von Nebenfiguren auftaucht, ist es für den Leser immer ein Leichtes, diese voneinander abzugrenzen, so gut sind sie beschrieben. Da hat man das Personal des abseits gelegenen Pubs förmlich vor Augen, ebenso wie den schrulligen Schrotthändler, der unter seiner rauen Schale ein ausgesprochen weiches Herz verbirgt, und auch Jessicas neuer Chef hat seine Auftritte. Besonders von ihm dürfen wir bestimmt noch einiges erwarten in den nächsten Folgen, ist er doch ein bisschen geheimnisvoll und unnahbar.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover unterhalb des in einen Rahmen gesetzten Titels eine sehr realistisch anmutende, detaillierte Zeichnung eines alten Bauernhofes mit einer offenen Scheune, unter deren Dach man einen Körper liegen sieht. Diese Art Zeichnung trugen auch schon die Titel der vorherigen Serie der Autorin, die Mitchell & Markby-Reihe, und wurden somit zum Erkennungszeichen für Fans. Mir gefällt diese Aufmachung sehr gut, ist sie doch so ganz anders als alles, was sonst auf den Büchertischen zu finden ist.


Fazit
Jessica Campbell wird es schwer haben, neben Mitchell und Markby zu bestehen, dennoch ist der Einstieg durchaus gelungen, ein interessanter Fall und die exzentrischen, liebenswerten Figuren lassen eine runde Geschichte entstehen, die durchaus zu fesseln weiß. Sicher keine hochgradig anspruchvolle Lektüre, aber dennoch ein Lesevergnügen.


3 5 Sterne


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