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Württemberg im Jahr 1850. Auf der Suche nach dem Mann, der sie im elterlichen Gasthof in Nürnberg geschwängert hat, kommt die junge Hannah Brettschneider in ein Dorf am Fuß der schwäbischen Alb: Gönningen ist die Heimat der Samenhändler, die seit fast zwei Jahrhunderten vom Geschäft mit Tulpenzwiebeln, Blumen- und Gemüsesamen leben. In ganz Europa verkaufen sie ihre Sämereien, bis nach Russland und Amerika führen die Reisen. Hannahs Begeisterung für den ungewöhnlichen Ort und seine Menschen währt nicht lange, denn Helmut, dessen Kind sie erwartet, ist mit dem schönsten Mädchen im Dorf, Seraphine, verlobt.
Als sich der reiche Händlersohn schließlich doch für Hannah entscheidet, ist Seraphine jedes Mittel recht, um die Widersacherin auszuschalten und Helmut zurück zu gewinnen. Wie Efeu eine Mauer, so überwuchert bald ihr Hass Hannahs ganzes Leben …

 

  Autor: Petra Durst-Benning
Verlag: Ullstein
Erschienen: 01/2005
ISBN: 978-3-550-08616-8
Seitenzahl: 503 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Auch die Zeit des 19.Jahrhunderts war nicht einfach und die Moralvorstellungen hoch angesetzt. Hannah hat aus einem Glücksgefühl heraus nicht weiter überlegt, was für Konsequenzen durch ihr Handeln entstehen könnten, als sie sich mit dem Gast, der im kleinen Gasthof ihrer Mutter nächtigt, einlässt.
Als sie bemerkt, dass sie schwanger ist, will sie Helmut, den Vater ihres Kindes, unbedingt aufsuchen, um ihn zu bitten, sie zu heiraten. Dies alles läuft aber ganz anders ab, als Hannah es sich vorstellt. Sie kann zwar Helmut für sich gewinnen, aber seine bereits versprochene Verlobte will den Kampf um ihn trotzdem nicht aufgeben und setzt alle Mitteln ein, die ihr zur Verfügung stehen, um die beiden wieder zu trennen.


Stil und Sprache
Petra Durst-Benning schreibt wie in vielen ihrer anderen Bücher mit einer Leichtigkeit, die den Leser sofort in den Bann zieht. Sie erzählt über das Leben einfacher Frauen, die hart um ihr Leben und ihre Zukunft kämpfen müssen. Auch wenn dies leicht zu lesen ist, so ist es keinesfalls banal oder oberflächlich geschrieben.
Die Autorin versteht es wie selten jemand, den Leser von Beginn an in den Bann zu ziehen und ihn direkt am Geschehen teilnehmen zu lassen. So erlebt man Hannahs Hoffnungen ebenso mit, wie ihre Reise und Suche nach dem Vater ihres Kindes. Die innere Getriebenheit, die Zweifel, aber auch Hoffnungen erlebt man so hautnah mit. Möge man meinen, dies sei ein oberflächlicher Frauenroman, so wird man durch die tiefgründige Erzählung, ja schon Milieustudie, eines viel besseren belehrt.
Und so ganz nebenbei, ohne großen Aufwand, erfährt man viel über das harte Leben der damaligen Samenhändler in Gönningen. Wie genau muss alles berechnet sein, damit sie mit dem Geld, das sie in der Saison einnehmen, auch die restlichen Monate ihre Familien ernähren können. Die Wanderungen der Männer, die Mitarbeit der Frauen und auch das frühe Miteinbeziehen der Kinder ist für jede Familie lebensnotwendig. So wird jeder von außen daher kommende eher als Störenfried denn als Hilfe angesehen und Hannah nimmt den Kampf auf, um in dieser Gesellschaft akzeptiert zu werden.


Figuren
Vielschichtige Figuren und alltägliche Charaktereigenschaften wie Liebe, Hass, Neid und Hilfsbereitschaft sind schon beinah Petra Durst-Bennings Markenzeichen.
Alle ihre Figuren sind detailliert und mit viel Liebe gezeichnet. Die Gedankenwelt der Protagonisten bleibt dem Leser nicht verschlossen und so bleibt es jedem selbst überlassen, ob er die eine oder andere Figur liebt oder nicht. Die Autorin versteht es meisterhaft, die Beweggründe für die Handlungen ihrer Protagonisten nachvollziehbar und glaubhaft darzustellen. Die Verletztheit Seraphines, die innere Zerrissenheit Helmuts oder auch die zwischen Hoffen und Bangen wechselnden Gefühle Hannahs werden mit sehr viel Feingefühl dem Leser näher gebracht. Die tiefen Einblicke in das Seelenleben ihrer Personen lassen keinen noch so nebensächlich erscheinenden Darsteller blass und farblos wirken. Es gibt keine schwarz-weißen Geschöpfe, sondern sie schillern in allen Farben und Schattierungen, was ihnen die Sympathie des Lesers einbringt, auch wenn sie nicht unbedingt zu den „Guten“ gehören. Durch die liebevolle Schilderung rund um das einfache Leben und die Empathie, mit der Petra Durst-Benning ihre Figuren zum Leben erweckt, zeichnet sie schon so etwas wie eine Milieustudie.


Aufmachung des Buches
Ein einfaches gebundenes Buch mit Schutzumschlag. Der schlichte kartonierte Umschlag ist in sattem orange gehalten und auf dem Schutzumschlag sieht man vorne das gemalte Portrait einer jungen Frau im impressionistischen Stil. Das Buch ist in 59 Kapitel unterteilt und eine Anmerkung und Danksagung der Autorin runden das Ganz noch ab.


Fazit
Wie von der Autorin gewohnt, erlaubt sie viele tiefe Einblicke in das damalige harte Leben der Frauen. Ein Buch mit viel Feingefühl und Empathie, welches durch den immer auf leichter Spannung bleibenden Schreibstil den Leser gekonnt durch die interessante Geschichte führt. Wer keinen actiongeladenen Roman, sondern eine tiefblickende Erzählung will, ist mit diesem Buch bestens bedient. Eine sehr empfehlenswerte und unterhaltsame, leichte Lektüre.


4 5 Sterne


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