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Was ist 1,49 m groß, sehr verliebt und durchsticht heimlich die Kondome der Hotelgäste?

Bica ist sechsundzwanzig und arbeitet als Zimmermädchen im Kleinen Schoßhotel (pardon, aber der Grafiker hat das l vergessen). Sie ist verliebt in Galão, der sie allerdings nicht weiter beachtet. Da Bica aber so schnell wie möglich ein Baby bekommen möchte, durchsticht sie sicherheitshalber mal alle Kondome, die sie in den Hotelzimmern finden kann – man weiß schließlich nie, was passiert. Oder wem man begegnet.

«Die kleine Göttin der Fruchtbarkeit» ist eine turbulente Geschichte über die Flucht vor der Liebe und die Suche nach ihr – ebenso naiv wie weise und ebenso skurril wie charmant.

 

Die_kleine_Goettin_der_Fruchtbarkeit 

Autor: Paul Mesa
Verlag: Kindler (rowohlt)
Erschienen: 16.07.10
ISBN: 978-3463405667
Seitenzahl: 240 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Bicas Mutter ist vor dreizehn Tagen gestorben und seither lebt Bica allein in der kleinen Wohnung im Schoßhotel, in dem sie als Zimmermädchen arbeitet. Dort hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Kondome in den Hotelzimmern zu durchstechen, um endlich schwanger zu werden. Ihr Stelldichein mit Galão vor wenigen Tagen in einem der Zimmer hat nämlich leider nicht dazu geführt, endlich schwanger zu werden. Und solange sie nicht schwanger ist, kann ihre tote Mutter nicht in den Himmel auffahren.
Als Bica nach der Arbeit in ihre Wohnung zurück kehrt, findet sie dort ihre Mutter vor und die turbulenten Ereignisse nehmen ihren Lauf. Bica muss verheimlichen, dass ihre Mutter von den Toten auferstanden ist – sowohl vor dem Personal, als auch vor ihrer Mutter selbst, denn diese weiß scheinbar nicht, dass sie tot ist –, sie will Galão endlich für sich gewinnen – was gar nicht so einfach ist, ist er doch ein Frauenheld und verheiratet noch dazu – und bringt schließlich sogar das Schoßhotel in Verruf …

Die kleine Göttin der Fruchtbarkeit ist eine turbulente, durchaus auch amüsante Geschichte, die bei all dem Witz und all der Naivität Bicas zum Nachdenken anregt, findet der aufmerksame Leser doch einige Weisheiten zwischen den Sätzen.


Stil und Sprache
Der komplette Roman wird aus Bicas Sicht erzählt und dies auf wunderbar persönliche Art und Weise – auch wenn das Geschehen abwechselnd in der ersten (Bicas Geschichte über sich selbst, ihre Mutter und ihre zahlreichen Stiefväter) und dritten (die eigentliche Geschichte) Person wiedergegeben wird. Bicas Geschichte und das aktuelle Geschehen wechseln sich dabei regelmäßig kapitelweise ab, sodass sich nach und nach alles zu einem großen Ganzen zusammenfügt. Dabei ist nicht einmal nervenzerreißende Spannung nötig, um den Leser an das Buch zu fesseln, vielmehr sind es die leisen Töne, die dazu führen, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen mag.
Der Stil ist sehr eigenwillig, dabei aber sympathisch und durchaus auch humorvoll; der Autor versteht es, frische Vergleiche und Metaphern zu verwenden. So heißt es auf Seite 12: „Die Journalistin klingt nach geschminkten Stimmbändern und stilettodünnem Körper“. Die bildreiche und poetische Sprache bezaubern den Leser und erwecken die Worte regelrecht zum Leben, sodass man beim Lesen alles vor sich sieht: „Die Fenster zeigen sich undurchsichtig vor Dunkelheit, der Platz vor den Garagen schwimmt verlassen im Licht einer Straßenlampe.“ (Seite 56). Es lohnt sich, sich auf den ungewöhnlichen und dabei einmaligen Stil Paul Mesas einzulassen und in dem Pool der farbenprächtigen Sprache abzutauchen.


Figuren
Bica ist 1,49 m klein, trinkt gern einen Galão und hat sich in einen Galão (alias Gilbert Kindermann) verliebt. Dumm nur, dass dieser ein stadtbekannter, verheirateter Frauenheld ist und in Bica nichts weiter sieht, als eine einmalige Sache. Bicas Naivität muss schier grenzenlos sein – was zwar dafür sorgt, dass sich der Leser nicht unbedingt mit ihr identifizieren kann, sie aber nicht weniger sympathisch und herzlich macht. Sie ist eine schillernd bunte Figur, die dabei jedoch absolut authentisch wirkt. Es macht Spaß, sie bei all ihren – teilweise auch fragwürdigen – Aktionen zu begleiten und der Leser fiebert mit ihr mit. Aber auch alle anderen Figuren werden den ihnen zugedachten Rollen absolut gerecht und füllen diese den Anforderungen entsprechend aus. Paul Mesa hat jeder einzelnen so viel Aufmerksamkeit geschenkt, wie es nötig ist, um sie zu einem lebenden Menschen zu machen.


Aufmachung des Buches
Die Gestaltung des Schutzumschlags dieses gebundenen Büchleins hat mich sofort gefangen genommen und war der Auslöser dafür, dass ich es unbedingt lesen wollte. Freundlich und auffallend gestaltet, wird das Cover sicherlich die Blicke der stöbernden Leser im Buchgeschäft auf sich ziehen. Wie Scherenschnitte wirken die mit Spotlack veredelten Silhouetten der beiden Figuren, der Gegenstände und Ranken vor dem orangenen Hintergrund. Das Lesebändchen vervollständigt das Ganze und macht das Buch zu einem kleinen Schmuckstück.


Fazit
Mit einer wunderbar poetischen Sprache und einer herrlich naiven und liebenswerten Hauptfigur, zeichnet Paul Mesa eine durchweg atmosphärische Geschichte eines Zimmermädchens, das mutterlos erwachsen werden muss und sich dabei in zahlreiche Probleme stürzt. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung!


5 Sterne


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