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Das ist kein Ketchup, das ist Blut.

Ein 16-jähriges Mädchen wacht nachts blutüberströmt auf einem Spielplatz auf. Sie ist orientierungslos und kann sich an nichts erinnern. Plötzlich steht der Vampir David vor ihr. Er hat sie erschaffen, sie ist seine Schöpfung. Sie will ihm das nicht glauben. Aber ehe sie sich versieht, wird Emily – mit diesem Namen ruft David sie – mit hartnäckigen Vampirjägern und zwielichtigen Artgenossen konfrontiert ...
Aber wer war Emily, bevor sie zum Vampir wurde? Was trieb sie nachts auf den Spielplatz? Und kann sie David wirklich vertrauen?

 

Grablicht01 

Autor: Daniela Winkler
Illustration: Daniela Winkler
Verlag: Droemer-Knaur
Erschienen: 05/2010
ISBN: 978-3-426-53000-9
Seitenzahl: 178 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Wie wird man sich wohl fühlen, wenn man nachts an einem fremden Ort aufwacht, sämtliche Erinnerungen verloren hat und plötzlich einem Vampir gegenüber steht, der einen durch die Verwandlung gerettet hat, weil man im Sterben lag? Diese Fragen beschäftigen das junge Mädchen – ist Emily ihr richtiger Name? - und sie muss sich nun mit einem neuen Leben, in das sie wiedergeboren wurde, hineinfinden. Dabei wird sie nicht nur schon nach kurzer Zeit von Vampirkillern gejagt, auch scheint die Welt der Vampire nicht ganz unbürokratisch zu sein, denn Davids Artgenossen könnten für beide schnell zu einer Gefahr werden ...

„Liebeslied an den Tod“ ist der Auftakt zur Manga-Serie „Grablicht“, mit der Daniela Winkler ihr Debüt in der Welt gedruckter Werke – bisher hat sie ihre Arbeiten im Internet veröffentlicht – hat. Die Story ist, bei einem Manga passend, ein recht guter Mix aus Mystik, Romantik und reichlich schrägem Humor. Dabei verarbeitet die Autorin nicht nur eigene Ideen, sondern sorgt auch dafür, dass die Wendungen nicht vorhersehbar sind. Die Dialoge bieten zum Anfang nicht gerade Tiefgründigkeit und Raffinesse, dafür aber solide und der Zielgruppe (junge Leser, vorwiegend wohl weiblich) entsprechende Unterhaltung. Sie gewinnen dann aber zunehmend an Qualität, und alles in allem darf man auf den zweiten Teil gespannt sein, der bei Droemer-Knaur voraussichtlich im Februar 2011 erscheinen wird.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Daniela Winklers Zeichenstil kann – und vermutlich will – sich mit den großen, asiatischen Künstlern des Genres nicht vergleichen lassen. Greift sich die Mangaka Figuren heraus, um sie – bei den groß ausfallenden Panels ohnehin ideal umzusetzen – zu portraitieren, dann geht sie schon gut ins Detail, zeichnet ihre Charaktere, deren Merkmale und Bekleidung recht aufwendig, wenngleich auch hierbei der Stil beispielsweise an Akimine Kamijyo (Code:Breaker) nicht heranreicht. Lässt man dieses Konkurrenz- bzw. Vergleichsdenken einmal außer acht – besonders unter Beachtung dessen, dass es sich bei dieser Serie um ein Debüt handelt und die Illustratorin noch ziemlich jung ist –, so können die Charaktere durchaus gefallen.
David und Emily sind beide einerseits enorm hoch gewachsen, andererseits sehr schlank, was ihnen ein langgestrecktes Äußeres verleiht. Ziemlich überdreht sind die Proportionen von der dürren Olivia, die gleichzeitig riesig wirkt – im Vergleich zu Jorel müsste sie locker zwei Meter oder größer sein oder Joren außergewöhnlich klein. Wirklich hübsch – und zwar nicht nur wegen der Szene selbst – ist Emily, als der Leser unter der Dusche einen Blick auf sie werfen kann. Gut gefallen hat mir, dass Daniela Winkler sie zwar sehr schlank belässt, ihr aber trotzdem weibliche Kurven verleiht – abseits von den Vorstellungen junger Mädchen, die eher an Magersucht erinnern mögen.
Eine Phase ab Seite 42, in der Emily ihren Träumereien hinterher hängt, ist von der Zeichnerin auf äußerst grob skizzierte Art eingebracht worden. Ab Seite 84 kommt eine zweite dieser Phasen, wobei Winkler den Raum der Doppelseite (Seite 84/85) ausnutzt, um gekonnt zu visualisieren, wie verloren sich Emily vorkommt. Überhaupt versteht es die Illustratorin gut, Gefühle in die Gesichter der Persönlichkeiten zu zeichnen, die zu den Passagen passen und realistisch wirken, sei es nun Überraschung, Überheblichkeit, Trauer oder Angst.
Ziemlich häufig unterstreicht sie den Humor der Story mit den von Mangas bekannten, recht abgedrehten und verniedlichten Veränderungen der Figuren, die Chibi genannt wird, und in nicht ganz ernst zu nehmenden Bildern der Wut, Verliebtheit, Peinlichkeit o.ä. Verwendung findet.

Nach zwei farbigen, ganzseitigen Bildern auf seidenmattem Papier, die auf den Manga einstimmen, beginnt die Geschichte zunächst mit 5 Seiten im ebenfalls farbigen Druck, um erst danach ins Monochrome überzugehen. Die Art, in den wenigen Seiten die Umgebung darzustellen, ist – sowohl von der Detailgenauigkeit als auch der Kolorierung – sehr grob und erinnerte mich vom Stil stark an den Comicband „Fegefeuer“ von Christophe Chabouté. Die Verläufe der überwiegend düsteren Farbpalette mutet wie eine Wischtechnik mit Wasserfarben an, die Konturen der Einzelheiten des Umfelds – des Spielplatzes – sind soweit wie nötig ausgearbeitet. Emily hebt sich hier zeichnerisch deutlich von den Hintergründen ab und ist wesentlich genauer erstellt, die wenigen Farben – neben der Hautfarbe vornehmlich türkis und schwarz – passen gut zum Gothic-Girl.
Insgesamt tut dem Manga aber der anschließende Wechsel ins Monochrome gut. Die Darstellungen beinhalten dann zwischen den Schwarz- und Weißtönen auch sauber abgestufte Grautöne, die beim genauen Hinschauen ihre Dichte aus Schraffierungen, Rasterungen sowie diversen, mehr oder minder dichten, Linienmustern beziehen. Hierdurch erhalten sich die Hintergründe den groben Charakter. In den zu Beginn relativ wenigen Panels, in denen die Bildtiefen ausgestaltet sind, wirkt die Umgebung noch ähnlich grob wie in den farbigen Grafiken, ist durch die Reduzierung auf Graustufen aber nicht mehr so augenscheinlich. Demgegenüber hat sich Daniela Winkler ein Kompliment für die außergewöhnlich saubere und zeichnerisch aufwendige Wiedergabe von Davids Haus – innen wie außen – und der gut recherchierten Ausstattung der Zahnarztpraxis verdient.

Durch die recht großen Bildformate und die zumeist  geringe Anzahl von Panels auf den Seiten – selten sind es mehr als fünf – stellt sich ein zügiges Lesetempo ein. Die Schrift ist wie bei Mangas und Comics üblich durchgehend groß geschrieben. Recht viele französische und wenige britische Phrasen werden direkt durch Fußnoten unter den betreffenden Panels erläutert.


Aufmachung des Mangas
Der erste Band von „Grablicht“ wird von Droemer-Knaur im handlichen Din A5-Format – und damit größer als das übliche Mangaformat – als Softcover vertrieben. Die größeren Abmessungen kommen, wie bereits erwähnt, den Zeichnungen zu Gute. Die Verarbeitung kann dabei rundum überzeugen, nach dem ersten Lesen gab es, auch auf dem Buchrücken, keine Gebrauchsspuren. Während der relativ steife Umschlagkarton das Buch gut schützt, findet sich im Innern – von den wenigen Seiten auf dem seidenmatten Papier abgesehen – das klassenüblich graue Papier.

Wie bei Mangas üblich, liest sich auch „Grablicht“ von rechts nach links. Nach der Geschichte findet sich ein Bonus von sechs Seiten mit einem Schreiben der Autorin an die Leser und Fans, Danksagungen und kurzen Infos zu Daniela Winkler.


Fazit
Der erste Band von „Grablicht“ ist Daniela Winklers Debüt in der Welt gedruckter Mangas – und es hat Potential. Sowohl die Geschichte als auch die Dialoge festigen sich im Laufe von Band 1, die Zeichnungen – besonders der Figuren – sind zwar nicht mit den großen Meistern des Genres zu vergleichen, haben aber durchaus Charakter. Man darf gespannt sein, wohin die Reise den Leser in den nächsten Bänden führen wird ...


3 Sterne


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