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Fünfzehn garstige Geschichten von mordlüsternen Ehefrauen, intriganten Ruheständlern, nervösen Pianisten und anderen ganz normalen Menschen.

 

  Autor: Susanne Henke
Verlag: Books on Demand
Erschienen: 2005
ISBN: 978-3-833-42121-1
Seitenzahl: 88 Seiten 


Die Idee, Stil und Sprache
Kurzgeschichten à la Roald Dahl, dies umfasst und trifft das in diesem Buch zu lesende ziemlich treffend.

Man müsste jetzt lügen, würde man sagen, dass diese Geschichten etwas Neues, noch nie Dagewesenes wären. Aber selten schreibt jemand in diesem Genre so treffend und absolut pointiert wie Susanne Henke.
Bissig? Ja, aber nicht nur das! In knappen, kurzen und prägnanten Sätzen fängt die Autorin die Situation ein und vermittelt dem Leser so sofort ein Bild der Situation. Mit keinen langen Einführungen und Umschreibungen führt sie ins Geschehen ein, sondern zeigt dem Leser sofort, wo und in welcher Situation sich er und der Protagonist befinden. Manchmal aus der Sicht einer dritten Person, öfter aber auch aus Sicht des Betroffenen selbst. Henke hat das Jonglieren mit Wörtern perfektioniert und mit den kreativ bezeichnenden Ausdrücken Situationen zum Leben erweckt, so wird alleine schon das Lesen der Einführungssätze zu einem Vergnügen.
Da ist das „Ping“, mit dem der Fahrstuhl seine zu befördernde lebende Fracht ausspuckt oder das „Klack“ mit dem den dämlich grinsenden Schokoladeweihnachtsmännern die Rübe abrasiert wird. Wortspielereien erster Güte.
Man fühlt mit dem betrogenen Protagonisten mit, wagt aber nicht, Stellung zu beziehen, da im Grunde alle Handlungen strafrechtlich zu verfolgen wären.
Aus einer bunten Vielfalt von Wörtern schafft Susanne Henke blitzartig Situationen, in denen der Leser sofort durch psychologisch wohldurchdachte Wortwahl weiß, in welch psychischer Ausnahmesituation die Figur sich befindet. Mit empathischer Feinfühligkeit führt sie den Leser bis vor das Ziel, um dann mit der Keule zum Schlag auszuholen - der die Pointe mit grandiosem Knall explodieren lässt.
Zynisch, böse, süffisant und mit einer Menge schwarzem Humor ist sie eine Meisterin der Wortakrobatik.


Figuren
Ihre Figuren sind alles andere als etwas Besonderes in der Menschheit. Banale und gewöhnliche Alltagsmenschen, wie man sie an allen Straßenecken trifft. Vom langjährigen, einfallslosen und debil blickenden Büroangestellten, dessen einziger Lebensinhalt die abendliche Sortierung und Überprüfung seiner Käfersammlung ist, bis hin zum snobistischen, überheblichen und topp gestylten – und sehr einsamen – Manager, finden sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten in den Erzählungen wieder. Mit akribischer Beobachtungsgabe zeichnet sie ihre Figuren und hilft ihnen mit gezielt gesetzten Adjektiven auf die Welt. Mit knappen Worten umreißt sie ihre Figuren, um noch treffender ihre seelische Situation einfangen zu können. Niemals sind die Protagonisten so geschaffen, dass sie dem Leser im Gedächtnis bleiben, da sie aus der Realität nur geliehen sind, um sie ihren Part in der Geschichte spielen zu lassen, und sie dann wieder zurück zu schicken in ihren Alltag.


Aufmachung des Buches
Ein broschiertes Büchlein mit knapp 90 Seiten. Die Umschlagseiten sind in schwarzen und knallgelben Farben gehalten, auf dem sich vorne eine Zeichnung im „Minimalismus“ befindet. Gelb auf schwarz? (Vielleicht aus marketing-strategischem Grund?) Nur eine kurze Einführung zum Buch, ein paar knappe Zeilen über die Autorin und eine Aufgliederung der Geschichten sind das einzig dem Inhalt nicht ganz angehörige Extra.


Fazit
Meisterhaft erzählte Kurzgeschichten mit tiefschwarzem Humor, Sarkasmus, Zynismus und Gehässigkeit. Ein Bücherl, mit dem sich gerne auch in kurzen Pausen ein wahres Seelenvergnügen verschaffen kann.
Einziger Wermutstropfen ist, dass man sich von diesem Hefterl ein „mehr“ erwartet. Ein kleines, vielleicht gebundenes Buch, à la Ingrid Noll, mit etwas mehr Inhalt, würde diesen überaus erheiternden und bissigen Erzählungen gerecht werden.


4 5 Sterne


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