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Ari und Sosuke sind ein Paar, und es ist für sie nur der nächste logische Schritt, nach dem Studium zusammenzuziehen. Doch ihre Beziehung verändert sich, als der Alltag in ihrem Leben Einzug hält. Was als ein kleiner Zweifel und eine kleine Lüge beginnt, zieht bald große Kreise.

 

 

Originaltitel: Cappuccino
Autor: Wataru Yoshizumi
Übersetzer: Thilo Waßmer
Illustrationen: Wataru Yoshizumi
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Juni 2010
ISBN: 978-3-86719-916-2
Seitenzahl: 190 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren

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Die Grundidee der Handlung
Es ist weniger der Gedanke einer „Ehe auf Probe“, der Ari und Sosuke zum Entschluss bringt, sich eine gemeinsame Wohnung zu nehmen sondern eher Pragmatismus. Weil sie in Zukunft durch ihre neuen Jobs an verschiedenen Wochentagen frei haben werden, sehen sie darin die einzige Chance, weiterhin gemeinsame Zeit miteinander verbringen zu können. Jedoch bedeutet dieses praktische Denken und Handeln keinesfalls, dass Sosuke und Ari sich nicht lieben, ganz im Gegenteil, ihre Freunde bezeugen ihnen sogar, sie seien das perfekte Paar. Wie sich ihr Zusammenleben von nun an gestaltet, darüber will ich aber nichts verraten, denn die Geschichte ist so überraschend anders, dass ich Euch mit einem Spoiler den ganzen Spaß am Lesen nehmen würde.

Ich muss zugeben, dass ich total verblüfft über den ungewohnten Handlungsverlauf war, der sich stark an der Realität anlehnt und ohne die üblichen Genre-Standards auskommt. Hier erwartet einen weder rosaroter Romantikkitsch, noch das übliche „Sie kriegen sich auf jeden Fall-Happy End“. Wer sich also darauf einlassen will, wird mit „Cappuccino“ einen Lesegenuss der etwas anderen Art erleben, den er so schnell nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Der Manga richtet sich mit seinem ernsten Inhalt, in dem es zugeht wie im echten Leben und nicht wie im Märchen, eindeutig an ältere Leserinnen. Deshalb fand ich es allerdings unpassend, dass er in Punkto Erotik allzu brav daherkommt, denn das Allerhöchste was man zu sehen bekommt, ist ein Kuss oder eine Umarmung.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Wataru Yoshizumis Artwork besticht zwar nicht gerade durch Innovation oder Individualität, jedoch wirkt es handwerklich sehr solide und routiniert, so dass ich nicht wüsste, was ich daran rummäkeln sollte. Um es zu umschreiben, würde ich es als brav und niedlich bezeichnen. Die gleichen Adjektive treffen auch auf die Protagonisten in „Cappuccino“ zu. Ihr Äußeres ist weder provokativ noch ausgefallen, sie sehen so unscheinbar und normal wie unsereins aus, so dass man sich sofort mit ihnen identifiziert. Sosukes Handeln mag wahrscheinlich für die meisten von Euch nicht in Ordnung sein und Ihr mögt ihn gedanklich für seine Lügen verfluchen, ihn eventuell auch hassen, dennoch finde ich gerade seinen Charakter den interessantesten und vielschichtigsten. Das wirkliche Leben besteht nun mal nicht nur aus Gut und Böse, Schwarz und Weiß oder Richtig und Falsch; es besteht aus Ängsten und Zweifeln, aus Fehlern und Fehlentscheidungen, aber auch aus der fortwährenden Veränderung, die gleichzeitig das Ende des Bestehenden und den Beginn von etwas Neuem bedeutet. Das ist jedenfalls für mich die eigentliche Aussage dieses außergewöhnlichen und sehr erwachsenen Mangas.

Die Hintergrundausgestaltung ist je nach Bedarf mal mehr oder weniger konkret. Manchmal sind Gebäude, Straßen oder mal ein Supermarkt und ein Restaurant von innen recht detailliert zu sehen, natürlich auch die neue Wohnung des jungen Paars, aber genauso oft beschränkt sich die Mangaka auf leere, weiße Hintergründe oder abstrakte, graumelierte Blasen und Wirbeln, was ich persönlich als die perfekte Mischung empfand, so dass weder der Eindruck von Leere noch von Überfüllung beim Lesen aufkommt. Die Größe und Anordnung der einzelnen Panels passen sich ebenfalls immer der jeweiligen Situation an. Farblich ist der Manga überwiegend hell gehalten, mit viel Weiß und verschiedenen Grautönen.

Den Text in den Sprechblasen empfand ich teilweise als viel zu klein, so dass es zwischendurch richtig anstrengend zum Lesen war, glücklicherweise ist dem nicht immer so, die Schriftgröße variiert von klein über mittel/normal bis groß und fett. Insgesamt kann man den Manga aber schon als textlastig bezeichnen. Die Übersetzung ist gut gelungen, grobe Fehler fielen mir keine auf.


Aufmachung des Manga
Bei der Aufmachung handelt es sich um die übliche, verlagstypische Taschenbuchausgabe. Zu Anfang erwartet einen das Inhaltsverzeichnis, in dem die Kapitel mit „Erster Kaffee, zweiter Kaffee usw.“ aufgeführt sind, danach folgen die insgesamt „sieben Kaffees“ mit jeweils schönen Illustrationen auf deren Deckblättern.
Auf dem Cover sind die Hauptfiguren Sosuke und Ari zu sehen. Die Illustration macht auf den ersten Blick unmissverständlich klar, um welches Genre es sich bei „Cappuccino“ handelt. Ebenso erscheint das Paar in einer anderen Pose auf der Rückseite, zusammen mit der Titelwiederholung, der Inhaltsangabe, der Genrebezeichnung (Romance) und der Altersempfehlung.


Fazit
„Cappuccino“ hat einen ziemlich verblüffenden, genreuntypischen und absolut lebensechten Plot mit einem offenen Ende, das nach Fortsetzung schreit. Wer also der seichten, kitschigen Romance-Massenware überdrüssig und mutig genug ist, sich darauf einzulassen, wird es nicht bereuen. Wataru Yoshizumis Zeichnungen sind ebenfalls recht ansehnlich und liegen über Durchschnitt, allerdings kommt die Erotik für mein Empfinden zu kurz. Zielgruppe sind ältere Jugendliche bzw. erwachsene Leserinnen.


4 5 Sterne


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