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Kategorie: Schule und Lernen

Was treibt die Menschheit an? Dieses leicht zugängliche Geschichtsbuch behandelt das Thema menschliche Habgier und ewiges Verlangen nach Macht, das in jeder Epoche und Kultur den Verlauf der Geschichte in aller Welt bestimmt hat. Gigantès führt den Leser auf eine Reise durch die Zeit und stellt die großen Männer vor, die Regeln zur Ordnung der Gesellschaft aufgestellt haben – wie Moses, Solon, Jesus und Mohammed – und die Menschen, die diese Regeln gebrochen haben, die so genannten "großen Akquisitoren". Eine spannende und erhellende Sicht des Weltgeschehens, von der der Leser mehr profitiert als von Schullektüre und herkömmlichen Sachbüchern.

 

  Autor: Philippe Gigantés
Verlag: Lübbe
Erschienen: 01/2004
ISBN: 978-3-404-64200-7
Seitenzahl: 283 Seiten 


Stil und Sprache
Unzählige trockene Geschichtsbücher gibt es, die dank wirren Zitaten und einer Akkumulation von Fachtermini für Laien völlig unverständlich und frustrierend sind. „Eine kurze Geschichte der Welt“ ist erfrischend anders. Phillipe Gigantés erzählt in kurzweiligem, verständlichem, manchmal auch ironischem Ton von den Menschen und Ereignissen, die - mehr oder minder - die Weltgeschichte prägten. Hinzu kommen interessante Fußnoten und Anmerkungen, die so manche witzige Anekdote bereithalten. Natürlich kommen aber auch in Gigantés Werk Fachbegriffe vor, die sich nicht aus dem Kontext erschließen lassen und nicht zum Allgemeinwissen gehören. Hier wäre eine kurze Erklärung  sicherlich hilfreich gewesen, aber Gigantés neigt dazu, seinen Leser zu fordern – gleichwohl ist es schön, dass er niemals prätentiös wirkt, niemals sein Wissen von oben herab preisgibt, sondern den Leser fast schon kollegial behandelt, wie einen gleichrangigen Gesprächspartner.
Störend sind aber die Gedankensprünge des Autors beziehungsweise die Sprünge zwischen den Themen. Manchmal hat man beim Lesen einfach das Gefühl, ein Puzzle vor sich zu haben, dem einige verbindende Teile fehlen. Diese kleinen Mankos sind es, die ein eigentlich sehr zugängliches Buch mit Hürden versehen.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das Problem, dass dem Leser zuerst negativ auffallen wird, ist vermutlich, dass das Buch dem Titel nicht gerecht wird. Es wird weder eine konzise Weltgeschichte wiedergegeben noch erfährt man, wie im Untertitel behauptet wird, „alles, was man wissen muss“. Statt besonders essentielle Momente der Weltgeschichte sachlich zu erläutern, hat Gigantés bestimmte Personen, Ereignisse und Anekdoten auserwählt – und zwar mit einem auf die westliche Welt zentriertem Standpunkt –, die er als interessant erachtet – er will informieren, das ist klar, aber er will auch unterhalten.
Natürlich hat dieses Buch auch ein Konzept: Es will sich den großen Akquisitoren widmen, denen, die gegen Regeln sozialer Verantwortung verstoßen oder sie komplett missachten, den Machthungrigen, die letztlich die Welt zu dem machten, was sie ist. Somit ist das Werk nicht nur historisch, sondern auch politisch und philosophisch wertvoll.
Die subjektive, manchmal arg willkürlich und sprunghaft erscheinende Auswahl der behandelten Sujets sowie der oftmals ironische Unterton machen deutlich, dass sich dieses Buch nicht an Anfänger im Bereich der Historie richtet, die einen groben Überblick zur Geschichte wollen, sondern eher an Hobbyhistoriker, die Spaß an der Materie haben, die bereits über ein wenig Hintergrundwissen verfügen, denn dieses braucht man oftmals, um Zusammenhänge erfassen zu können, und die etwas erfahren wollen, das so nicht in der Schule behandelt wird. Diese Zielgruppe wird dann allerdings zufrieden gestellt, denn das Wissen, das Gigantés vermittelt, ist fundiert, spannend und verständlich. Man muss sich aber auch damit abfinden, dass der Autor allzu oft seine eigene Meinung mit einbringt, mit der man nicht immer d'accord ist, die manchmal sehr polemisch scheint, aber so immerhin zum Nachdenken anregt.
Das Buch ist logisch, nämlich chronologisch, gegliedert, bietet darüber hinaus noch Hinweise auf Quellen, die man als weiterführende Literatur nutzen kann, und ein Register, sodass man das ein oder andere Thema schnell nachschlagen kann.


Aufmachung des Buches
Das Cover dieses handlichen, broschierten Buches ist ansprechend gestaltet, mit einer passenden Farbkombinationen und Ausschnitten historischer Gemälde. Die Gestaltung im Inneren fällt ebenfalls durch angenehme Schriftgröße und einen vorteilhaft gewählten Satzspiegel auf.


Fazit
„Eine kurze Geschichte der Welt“ hält zwar nicht, was der Titel verspricht, dennoch ist es für Geschichtsfans empfehlenswert. Nicht trocken, sondern auf einzigartig lebendige Art und Weise wird Geschichte unter dem Aspekt umrissen, die Pioniere des Friedens und der Gerechtigkeit den großen Akquisatoren gegenüber zu stellen. Dabei ist die Auswahl und Erläuterung der Themen eine subjektiv gefärbte, die sicher nicht jeden Leser befriedigen wird, und so manchen unbedarften Anfänger nach einem Kapitel ratlos zurücklässt – allerdings animiert Gigantés Werk auch zum Selbststudium und das ist es wohl, was dieses Buch letztlich ausmacht: Es macht Lust auf Geschichte.


3 5 Sterne


Hinweise
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