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Um über den Tod seiner Frau hinwegzukommen, zieht Kommissar LaBréa mit seiner zwölfjährigen Tochter Jenny zurück in seine Heimatstadt, die schönste Stadt der Welt: Paris. Und tatsächlich scheinen die Wiederentdeckung der vertrauten Straßen und Plätze sowie das besondere Flair der Stadt zu wirken. Doch dann wird ein bekannter Filmproduzent ermordet und kurz darauf dessen Frau. Kommissar LaBréa steht vor einem Rätsel.

 

  Autor: Alexandra von Grote
Verlag: Heyne
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-453-43377-9
Seitenzahl: 413 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kommissar LaBréa stammt ursprünglich aus Paris, lebte aber mit seiner Frau und seiner Tochter in Marseille. Nachdem seine Frau, eine Ärztin, in ihrer Praxis überfallen und ermordet wurde, beschloss er, zu seinen Wurzeln in die schönste Stadt der Welt zurückzukehren. Doch kurz nach seiner Ankunft sieht er sich einer bestialischen Hinrichtung gegenüber. Denn als solche kann der Mord am Produzenten Jaques Molin, dem das Gesicht bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert wurde, bezeichnet werden. Neben der Frage, wer ihn ermordet hat, steht Maurice LaBréa vor dem Rätsel warum der Produzent ermordet wurde. Obwohl viele seiner Crewmitglieder kein besonders gutes Verhältnis zu dem Ausbeuter Molin hatten, sind die möglichen Motive nichts wert. Denn mit dem Tod des Produzenten wird der Dreh am Film eingestellt und die Mitarbeiter stehen auf der Straße. Eine Spur führt Maurice zu Molins Gattin Germaine. Molin, der noch eine echte Besetzungscouch sein Eigen nannte, führte mit seiner Frau nur noch eine Ehe auf dem Papier. Als jedoch auch Germaine Molin Tod vor der Wohnung ihres Liebhabers gefunden wurde, platzte für den Kommissar auch diese Spur. Führen die beiden Morde zu ein- und demselben Täter oder muss von zwei unterschiedlichen Fällen ausgegangen werden? Vielleicht liegt die Lösung aber auch in der Vergangenheit von Molin begraben.


Stil und Sprache
Geweckt wurde mein Interesse an Alexandra von Grotes Büchern durch die Verfilmung der Krimis bei den Öffentlich-Rechtlichen. Ich musste jedoch nach der Lektüre des Buches ‚Todesträume am Montparnasse’ feststellen, das die Story des Filmes nur Ansatzweise den Inhalt und die Tiefe des Buches wiedergibt. So auch bei ‚Mord in der Rue St. Lazare’, dem ersten Band aus der Reihe mit Maurice LaBréa. Neben der kriminalistischen Handlung steht in Grotes Geschichte das Leben des Kommissars im Vordergrund. Durch die so erzeugte Nähe zum Ermittler und alleinerziehenden Vater, kann der Leser viel Tiefer in die Geschichte eintauchen. Es wird nicht nur an der Oberfläche - nämlich der Ermittlungsarbeit - gekratzt, sondern eben auch die bewegende Lebensgeschichte eines Menschen erzählt. In einfachen Worten berichtet sie von dem Spagat, den Maurice täglich vollbringen muss, wenn er zum einen jede Minute des Tages bei seinen Ermittlungen verbringt, zum anderen aber auch sein Leben mit seiner Tochter neu ordnen will. Dabei lässt die Autorin die Geschichte in angenehmem Tempo dahin fließen und bringt gekonnt und in der richtigen Dosierung die Wechsel zwischen Maurices Privatleben und seinem Beruf mit ein. Das Ganze wird mit liebevollen und detailreichen Beschreibungen der Szenen und Orte verfeinert und mit etwas Liebe, die frisch in sein Leben kommt, garniert. Am Ende entsteht so eine leicht zu lesende, authentische Erzählung mit viel Flair und ausreichend Spannung. Wer Paris bereits durch Simenons Maigret-Romane kennt, wird viel Vertrautes wieder entdecken und sich erneut in der schönsten Stadt der Welt wohl fühlen.

Was bei Krimis aus anderen Ländern, wie hier Frankreich, immer etwas gewöhnungsbedürftig ist, sind die Namen von Personen und Orten oder auch Straßen. Aber das gehört eben dazu und geht nach den ersten Seiten schon viel lockerer von der Hand.


Figuren
Alexandra von Grote richtet ihr Hauptaugenmerk auf das direkte Umfeld von Maurice LaBréa. Hier beschreibt sie mit ähnlich viel Detailliebe das Aussehen und die Eigenschaften der Charaktere und trägt damit zu der tiefgehenden Atmosphäre der Geschichte bei. Maurice hat der gewaltsame und plötzliche Tod seiner Frau schwer zugesetzt. Er beschließt, gemeinsam mit seiner Tochter Marseille zu verlassen und an den Ort seiner Kindheit, Paris, zurück zu kehren. Er hofft, so etwas Abstand zu den Ereignissen zu bekommen und wieder Kraft zu tanken für das Leben danach. Seine Trauer und seine Verzweiflung sind dabei ein prägendes Element in seinem Leben. Auch bei den Ermittlungen wird er immer wieder durch diverse Ereignisse an seine Frau erinnert. Es wird sehr eindringlich sein Kampf gegen diese Lethargie gezeigt, sein Wille, für sich und seine Tochter ein neues Leben zu beginnen. Celine Charpentier, eine Malerin, die eine seiner neuen Nachbarn ist, scheint ihm - was die emotionale Seite angeht - helfen zu können. Neben den Ermittlungen und Erinnerungen scheint hier ein noch kleines Flämmchen der Liebe aufzulodern. Die Treffen mit ihr bringen eine heitere, frische Note in die sonst düstere Welt des einsamen Kommissars. Die Ermittlungen in der Scheinwelt des Films sind entsprechend schwierig. Die Figuren sind alle extrem undurchsichtig und man weiß nie wer nun lügt oder die Wahrheit spricht. Oft wechselt man beim Lesen von einem Verdächtigen - ‚der könnte es jetzt sein’ - zum Nächsten und wird am Ende doch überrascht.


Aufmachung des Buches
400 Seiten sind für ein Taschenbuch schon sehr viel, entsprechend schwer ist auch das Handling des selbigen. Das Cover ziert ein Foto einer Pariser Straßenszene bei Regen - passend zum im Herbst spielenden Krimi. Am Anfang der Geschichte befindet sich eine Übersichtsskizze der Stadt Paris, in der die Handlungsorte eingezeichnet sind.


Fazit
Den Leser erwartet Atmosphäre pur, eine mitreißende Lebensgeschichte und Spannung in hohem Maße. Endlich mal eine nichtitalienische Stadt, in der ermittelt wird.


4 Sterne


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