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Die jungen Polen sagen "moze", die gleichaltrigen Briten "perhaps", die jungen Franzosen "peut-etre", die Deutschen "vielleicht", die Italiener "forse", die Spanier "tal vez" - und alle meinen dasselbe: Wer kann schon wissen, welches Los bei der nächsten Ziehung der Lebenslotterie gewinnt? Nur wer kein Los kauft, hat schon verloren ...

 

  Autor: Zygmunt Bauman
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 2010
ISBN: 9783518125946
Seitenzahl: 207 Seiten


Stil und Sprache
Wie sollen wir in der "flüchtigen Moderne" leben? Was bedeutet Glück in der Moderne? Warum macht uns Geld nicht glücklich (obwohl immer noch so viele das glauben) und woran sollen wir uns sonst orientieren? Der 1925 geborene polnische Soziologe Zygmunt Bauman beschäftigt sich auch in seinem neuesten Buch mit der Moderne. Der Autor schreibt kein bisschen trocken oder verkopft, sondern ausgesprochen lebendig und lebensnah. Man ist stets gespannt, wie es weitergeht - vor allem, weil man sich selbst oft in den Texten findet. Und so ist die Lektüre mit zahlreichen Aha-Erlebnissen verbunden. Bauman bringt das Dilemma des modernen Lebenskünstlers, der flexibel (oder rückgratlos?) ist und sich jeden Tag aufs Neue selbst erfinden muss, hervorragend auf den Punkt. Die Sprache ist verständlich, Bauman verzichtet auf trockenen Fachjargon - stattdessen findet man klare Aussagen. Oft lässt er Zitate aus den verschiedensten Disziplinen (Philosophie, Soziologie) einfließen, die seine Ausführungen illustrieren.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Im Rahmen von fünf Texten (Einführung, drei Essays, Nachwort) zeigt Bauman auf, was in der Moderne Glück, oder viel eher das Streben nach Glück, bedeutet. Warum scheint es so schwierig zu sein, Glück zu erlangen? Und warum kommt es vielleicht gar nicht unbedingt nur auf das Glück an? Der Autor liefert zahlreiche interessante Beispiele für die moderne Glückssuche. Es geht natürlich um Geld, es geht um Ruhm (vor allem den schlagartigen durch "Entdecktwerden") und es geht um Anerkennung. Bauman liefert eine derart exakte und kritische Analyse der Moderne (u.a. Internet, soziale Netzwerke u.v.m.), dass man das Buch kaum zur Seite legen kann, weil seine Ausführungen so zutreffend sind. Er erläutert in seinem dritten Essay auch, woran man sich in einer Zeit, in der man derart in der Luft hängt (Moderne) überhaupt noch orientieren kann. Es gibt stets zwei Möglichkeiten: Am eigenen Wohl oder am Wohl der anderen. Welche mag wohl die befriedigerende sein?

Bauman lässt zahlreiche Zitate in seine Texte einfließen, klassische aber auch moderne (von der Antike bis ins 21. Jahrhundert ist alles dabei). Die Aussagen des Autors lassen sich gut nachvollziehen, da die Texte gut gegliedert sind und Bauman sehr verständlich schreibt. Eine wichtige Rolle spielt sicherlich auch der starke Alltagsbezug - wer will schon über etwas lesen, was ihn überhaupt nicht angeht?

Das Buch richtet sich an alle, die sich mit dem Thema "Glück in der Moderne" auseinandersetzen möchten. Philosophisch Interessierte finden hier einen wahren "Leckerbissen".


Aufmachung des Buches
Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um ein Taschenbuch mit Schutzumschlag. Das Buch selbst ist in klassischer Suhrkamp-Taschenbuch-Optik gehalten (in gelb), der Schutzumschlag ist schwarz, durch die Mitte der Vorderseite zieht sich ein Spektralfarbenstreifen. Die eher zurückhaltende Gestaltung des Covers finde ich passend und schön.


Fazit
Ich habe mittlerweile mehrere Bücher von Zygmunt Bauman gelesen - sie waren alle interessant. Das Besondere an "Wir Lebenskünstler" ist, dass es sehr viel besser verständlich als die anderen Bücher (die ich persönlich vom Autor kenne) geschrieben ist. Eine spannende und kluge Analyse der Moderne, die einem die Augen öffnen kann. Sehr zu empfehlen!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Suhrkamp-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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