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Das Gebiet von Glen Sarrick wird von einer Morrigan heimgesucht, einer Hexe reinen Blutes, der letzten ihrer Art. Weder Dorfleute noch Priester sind vor ihrer Mordgier sicher, ja selbst die „Ritter der Vergebung“ fallen ihrer Heimtücke zum Opfer. Höchste Zeit für Ritter Sill Valt und seine Truppe, in Richtung der kleinen Insel im Nordmeer zu segeln und deren Bewohner von der teuflischen Kreatur zu befreien. Doch die Aufgabe gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn die Hexe ist listig und ihre Maske nahezu perfekt.

 

  Autor: Jean Dufaux
Illustration: Phillipe Delaby
Verlag: Splitter
Erschienen: 03/2010
ISBN: 978-3-86869-090-3
Seitenzahl: 56 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Der Beschreibung ist nichts weiter hinzuzufügen, will man der Szenerie nicht vorweg greifen und etwas verraten. Denn diese Geschichte sollte jeder Fan mittelalterlicher und fantastischer Comicliteratur selbst erleben. Jean Dufaux hat mit dem ersten Band von „Ritter des verlorenen Landes“ ein so spannendes wie schauriges Spektakel auf den Leser losgelassen, der vor der vierteiligen Serie „Sioban“ spielt, aber unabhängig von ihr gelesen werden kann.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die besondere Macht des Aberglaubens, der Hexerei, ist direkt schon ab Beginn zu spüren, eine unheimliche Stimmung liegt über den Handlungen – und Phillipe Delaby setzt sie konsequent in seine Aufnahmen um. Er präsentiert ab der ersten Seite eine erstaunliche zeichnerische Qualität. Viel zu schade wäre es, nur die Geschichte zu lesen, ohne den aufwendig ausgestalteten Zeichnungen ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen. Denn oft sind sie so detailliert, dass es lohnt, den Blick ruhig über die einzelnen Panels gleiten zu lassen. Der Zeichner geht gezielt auf alle Aspekte der Sezenerie ein. Allein schon bei den Portraits von Sill Valt, Eirell, Arawann oder der schönen Alba beweist der Grafiker ein Gespür für Einzelheiten und setzt sie in eindrucksvolle und realitätsnahe Bilder um. Die Soldaten und Ritter sind authentisch gerüstet und bewaffnet, Details wie Verzierungen an Helmen oder Schwertern sind hervorgehoben, ohne aufdringlich zu sein. Kettenhauben, Lederharnischen und andere Rüstungsteile sind in liebevoller Kleinarbeit aufgebaut. Überzeugend ist auch die Darstellung der Armut des einfachen Volks: die zum Teil abgehärmten Gesichter, die einfache und nicht selten verschlissene Bekleidung oder auch einfache und eher grob gezimmerte Kreuze zeichnen eine weniger romantische, denn realistische mittelalterliche Stimmung. Doch nicht nur die Menschen, auch auf die Tierwelt – Adler, Pferde, Hunde oder Seeschlangen – geht der Illustrator gezielt ein und stellt sie mit Raffinesse dar.
Aber nicht nur hierbei zeigt Delaby, dass er sein Handwerk versteht. Der Blick auf die wellige See ist genauso gekonnt wie die Burg auf den schroffen, vom Meer umtosten Felsen – ob nun aus der Ferne oder von Nahem – gezeichnet. Schaurig-mysteriös ist das Gefängnis, die Grube von Mornoir, Knochen und Schädel prägen den Zugang. Räumlichkeiten wie die Behausung von Lucherpain sind mit vielen Ausstattungsgegenständen, zum Teil aufwendig verzierten Möbeln, versehen, ähnliches gilt auch für die Burgen, Kloster, etc. - bis hin zu den kunstvollen Beschlägen der Tore hat sich der Grafiker den Details gewidmet. Imponierend ist schließlich das hochaufragende und stolze Schloss von Dylfel, das mit der Brücke, den Türmen und dem Wehrgang auf viele Einzelheiten eingeht – innen wie außen. Gleichzeitig versteht es Delaby, seinen Arbeiten die Tiefe zu verleihen, die den Bildern ihre Dreidimensinalität, ihre Plastizität gibt. Soll die Konzentration auf den Charakteren liegen, so lässt er die Landschaften in einer gewissen Unschärfe versinken, fließend im Dunst der Entfernung, im übrigen widmet er sich der Umgebung überwiegend lebhaft. Gerade zu den trostloseren Gegenden passt dies sehr gut (so z.B. bei der Burgruine mit dem Turm auf dem Weg nach Perk).

Die Bilder sind von einer gewissen Körnigkeit, die ihnen aber gleichzeitig auch Struktur verleiht. Die Schraffierungen, mit denen den Skizzen Farbe verliehen wurde, sind noch gut zu erkennen. Bei der Farbpalette greift Delaby zu gedeckten Tönen, die hervorragend zur leicht düsteren Stimmung und damit ins Konzept passen – knallige Farben und satte Kontraste sucht man vergebens, die wären hier aber auch deplatziert. Die Übergänge der Szenen sind fast immer klar abgegrenzt und ideal auf das Format angepasst, ungewöhnlich hierzu zeigt sich auf Seite 41 ein fließender Wechsel – zwei Panels, die zu beiden Szenen passen könnten.

Die Textgestaltung präsentiert sich im gängigen Bild der Comicwelt; gut hat mir hier gefallen, dass außer den Dialogen stehende Erzähltexte in Kästchen untergebracht sind, die in der Art alten Pergaments gehalten sind.


Aufmachung des Comics

Der Comicband ist in einem etwas über A4 großen Format gehalten und mit einem festen Umschlag versehen. Das Bild auf dem vorderen Umschlagdeckel – gezeigt wird eine attraktive Rothaarige mit wehendem Haar und einem Schädel in ihren Händen, die vor einem umrankten Mauerwerk steht – hat mich sofort angesprochen, sorgt es direkt für eine bedrohlich-mysteriöse Stimmung. Der Haupttitel prangt in zur mittelalterlichen Atmosphäre passenden Lettern über der Grafik. Gleichzeitig kann der Leser an der Aufmachung direkt die zeichnerische Qualität ablesen, die ihn im Innern erwartet.

Die Verarbeitung des Comicbandes ist – wie man es von Splitter kennt – innen wie außen einwandfrei und bildet einen guten Gegenwert für den moderaten Kaufpreis.


Fazit
Schaurig-schön ist diese mittelalterliche Geschichte von Jean Dufaux, die von der Jagd der „Ritter der Vergebung“ auf die mordlustigen Hexen erzählt. Dabei erwartet einen keine typische Schilderung der historischen Inquisition, sondern eine spannende Story über den Kampf des Guten gegen uralte, zerstörerische Kräfte. Da auch die hervorragende grafische Umsetzung durch Phillipe Delaby überzeugt, hat sich dieser Comic die Bestnote redlich verdient.


5 Sterne


Hinweise
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