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Es ist ein schmaler Grad zwischen Gut und Böse …

Bei der Polizei nennt man sie „die von der dunklen Seite“, niemand will etwas mit ihnen zu tun haben. Kein Wunder, schließlich nehmen die internen Ermittler ihre eigenen Kollegen ins Visier. Gerade haben Malcolm Fox und sein Team in Edinburgh den korrupten Officer Glen Heaton überführt und den Fall der Staatsanwaltschaft übergeben. Als Nächstes wird Fox auf einen jungen Polizisten angesetzt, der Kinderpornographie verbreitet haben soll. Doch seltsam: Je näher er dem Mann kommt, desto mehr ist Fox von dessen Unschuld überzeugt. Und dann wird plötzlich der Lebensgefährte von Fox‘ Schwester erschlagen aufgefunden, und Inspector Fox gerät selbst unter Verdacht. Mit einem Mal sitzen Jäger und Gejagter im selben Boot …

 

  Autor: Ian Rankin
Verlag: Manhattan
Erschienen: 01.03.2010
ISBN: 978-3-442-54650-3
Seitenzahl: 512 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Fox wird auf den jungen Polizisten Jamie Breck angesetzt, der pädophile Neigungen haben soll. Als der Lebensgefährte Fox‘ Schwester, Vince Faulkner, Tod aufgefunden wird, begegnet Fox Breck das erste Mal persönlich, denn dieser leitet die Ermittlungen in dem Mordfall. Dadurch kommt Fox dem Polizisten immer näher, lernt ihn besser kennen und entwickelt – entgegen der Anschuldigungen – Sympathien für Breck. Doch dann gerät Fox selbst unter Verdacht und der Einzige, dem er vertrauen kann, ist Jamie Breck … Gemeinsam versuchen sie, hinter die seltsamen Zusammenhänge von Faulkners Tod und dem scheinbaren Ertrinken Brogans zu kommen. Doch je tiefer sie graben, desto unschöner sind die Dinge, die sie ans Licht holen …


Stil und Sprache
Den Leser erwartet zunächst eine recht ausschweifende und unspektakuläre Einleitung, bei der das Hauptaugenmerk Ian Rankins mehr auf den Details innerhalb seiner Beschreibungen, als auf der Handlung selbst zu liegen scheint. So wird der Leser mit Informationen überhäuft, ohne dass etwas Interessantes passiert, das an das Buch fesseln würde. Dies gibt sich zum Glück mit der Zeit, die Neugier des Lesers wird ab dem zweiten Kapitel langsam und sanft wachgerüttelt. Je weiter der Krimi voranschreitet, umso verwickelter und undurchschaubarer werden die Ereignisse. Die Geschichte wird atmosphärisch dichter und der Spannungsbogen steigt, wenn auch sachte, kontinuierlich an. Spannungsspitzen gibt es jedoch nur wenige. Alles in allem strahlt der Krimi durchgehend Ruhe aus, was einerseits an dem Charakter der Hauptfigur Malcolm Fox liegt, aber auch an dem ruhigen, nachdenklichen Schreibstil Rankins, der nicht gerade dafür sorgt, enormes Tempo in den Text zu bringen. Doch nachdem der Autor sich ein wenig warm geschrieben und die wichtigsten Figuren detailliert – um nicht zu sagen: ausschweifend - eingeführt hat, gewinnt der Krimi zumindest so viel an Fahrt, dass der Leser mit Fox herausfinden möchte, was eigentlich geschehen ist und wie alles zusammenhängt. Mit jedem Puzzleteil, das Fox und Breck aufdecken, tun sich weitere Fragen auf, die sich wie Tentakel immer tiefer in die Geschichte graben und es unmöglich machen, die Zusammenhänge vorauszusehen. Hervorragend konstruiert, herrlich intrigant!


Figuren
Die Figuren werden sehr detailliert, von kleinen Zeh bis zum Scheitel, eingeführt – allen voran selbstverständlich die Hauptfigur Malcolm Fox, Foxy genannt. Er ist „Ein Bär von einem Mann. […] Langsam, aber zuverlässig, und nur hin und wieder zum Fürchten.“ (Seite 7). Er gehört zur „dunklen Seite“, der Professional Standards Unit (PSU), ermittelt also gegen Polizisten. Er lebt nach dem Motto „Es kommt, wie es kommt“ und genau das strahlt sein Charakter auch aus: absolute Ruhe. Er ist jedoch auch hartnäckig und setzt gerne seinen Kopf durch, wobei er bewusst die von seinen Vorgesetzten aufgestellten Grenzen überschreitet. Ihm zur Seite steht Jamie Breck, ein interessanter Charakter, bei dem der Leser genauso wenig wie Foxy weiß, was er von ihm halten soll. Er wirkt durchweg sympathisch, was es schwer macht, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zu glauben. Jamie ist, genau wie Foxy, eine dreidimensional und durchweg glaubhaft ausgearbeitete Figur. Aber auch die Nebenfiguren werden, ihren Rollen entsprechend, zum Leben erweckt. Ian Rankin zeichnet sie in sämtlichen Grauschattierungen, statt auf klischeehafte Schwarz-Weiß-Malerei zurück zu greifen – gelungen!


Aufmachung des Buches
Optisch ist das Buch auf jeden Fall ein Hingucker– auch wenn die Covergestaltung nicht unbedingt etwas mit dem Inhalt zu tun hat. Obwohl die steinerne Treppe zu dem Eisentor etwas Deprimierendes und vor allem Einsames ausstrahlt, was zu der Hauptfigur Malcolm Fox passt. Das kräftige Lila des Titels - der zudem mit Spotlack veredelt wurde - wiederholt sich, wenn man den Schutzumschlag herunternimmt, denn das ‚nackte‘ Buch kommt in einer ebenso auffälligen Lilafärbung daher. Sehr schön! Was diesem gebundenen Buch jedoch fehlt, ist ein Lesebändchen.


Fazit
„Ein reines Gewissen“ ist nichts für Fans actionreicher Krimis; der Leser sollte sich vielmehr auf ruhige Ermittlungen einstellen. Dafür erwartet ihn ein gut durchdachter Krimi, der undurchschaubar und intrigant ist. Mehr Tempo hätte dem Ganzen dennoch durchaus gut getan. Da es sich um den ersten Band einer Serie mit Malcolm Fox handelt, kann man allerdings hoffen, dass die Fortsetzung dieses Kriterium erfüllt.


3 Sterne


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