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1648: Dreißig Jahre Krieg haben Europa an den Rand des Untergangs gebracht. Die Menschen sind verroht, Tag für Tag brennen unschuldige Männer, Frauen und Kinder als Hexen auf den Scheiterhaufen. Auch das Schicksal von Agnes Khlesl und ihrer Tochter Alexandra scheint besiegelt, als sie in Würzburg in die Fänge eines Hexenjägers geraten. Doch dann bietet dieser einen Handel an: Bringen sie ihm die Teufelsbibel, wird er die Anklage fallen lassen. Alexandra muss sich entscheiden. Lässt sie zu, dass ihre Lieben den Feuertod sterben? Oder stiehlt sie die gefährliche Handschrift aus der Obhut ihrer eigenen Familie? Diese bewacht die Teufelsbibel seit vielen Jahren – denn das mächtige Buch soll aus der Feder des Teufels stammen …

 

  Autor: Richard Dübell
Verlag: Bastei Luebbe
Erschienen: März 2010
ISBN: 978-3785723913
Seitenzahl: 816 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dies ist nun der dritten Band in der „Teufelsbibel-Reihe“ von Richard Dübell. Die Teufelsbibel (eigentlich Codex Gigas genannt) gehört zu den größten Manuskripten der Welt (ca. 92 cm x 50 cm) und der mit Leder bezogene Holzumschlag beinhaltet 320 Pergamentseiten. Geschrieben und illuminiert wurde die Teufelsbibel angeblich von einem Mönch in Podlaschitz, Tschechien, Anfang des 13. Jahrhunderts. Im dreißigjährigen Krieg kam diese Bibel durch die Schweden nach Stockholm, wo man sie heute noch in der „Kungliga“ Bibliothek besichtigen kann. Der dritte und letzte Teil (?) der Teufelsbibelbücher spielt 1648, am Ende des drei Jahrzehnte dauernden Krieges und beschreibt unter anderem, wie die Teufelsbibel (vielleicht) nach Stockholm gekommen ist.


Stil und Sprache
Richard Dübell hat einen unverwechselbaren, intelligenten Schreibstil und sein subtiler Humor setzt stets Akzente. Das hohe sprachliche Niveau macht seine historischen Romane zu Glanzpunkten in der Masse dieses Genres. Auch mit dem dritten Band „Die Erbin der Teufelsbibel“ bleibt er dem von ihm schon gewohnten Qualitätsanspruch treu. Wie in den ersten beiden Bänden hält er die Spannung durch mehrere Erzählstränge straff und der Leser ist gefordert, den Zeilen aufmerksam zu folgen, um keine noch so nebensächlich wirkenden, letztendlich aber sehr wichtigen, Details zu erfassen. Ganz nebenbei erfährt man auch einiges von den politischen Hintergründen des dreißigjährigen Krieges, die Dübell geschickt in die fiktive Geschichte mit eingewoben hat. Das gut 800 Seiten umfassende Werk ist prall, ereignis- und facettenreich und der Wechsel in die unterschiedlichen Erzählstränge bietet dem Leser viel Abwechslung, ohne in irgendeiner Weise verwirrend zu werden.
Sollte man die ersten beiden Bände nicht kennen (was das Verständnis für die Figuren und deren Handlungen aber nachvollziehbarer macht), so ist dies kein Problem, da Dübell geschickt so manche Rückblende eingefügt hat, ohne die Kenner der ersten Bände zu langweilen.
Einen Wermutstropfen gibt es bei diesem dritten Band jedoch schon: Wie schon in den ersten beiden Bänden der Teufelsbibel-Reihe wird auch dieses Mal der Leser förmlich in die Geschichte gerissen und er steht von Beginn an mitten im Geschehen. Nach diesem explosiven Start jedoch kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass die nächsten 200 Seiten sich doch etwas träge ziehen, bis die Geschichte wieder so richtig an Fahrt aufnimmt. Angesichts der Dicke des Buches und der ansonsten sehr rasanten und hochwertigen Erzählung, ist dies jedoch noch verzeihbar.


Figuren
Dübells Figuren sind einfach einzigartig! Niemals sind sie nur banal beschrieben, sondern stets mit seinem ihm eigenen Sensualismus zum Leben erweckt. Schon ganz vorne im Buch sind alle wichtigen Darsteller aufgereiht und kurz, treffend und mit subtilem Humor beschrieben. Keine Figur gleicht der anderen, jede hat ihre Eigenheiten und ihre charakterlichen Stärken und Schwächen. Es ist nicht wirklich erfassbar wie Dübell es macht, seine Figuren ohne großer Auflistung von Adjektiven zu beschreiben, aber Fakt ist, dass es ihm stets auf elegant intelligente Art gelingt, dem Leser die Personen so zu schildern, dass er das Gefühl bekommt, dem einen oder anderen auf der Straße jederzeit erkennen zu können - würde er ihm begegnen. Ob die fiktiven Figuren der Familie Khlesl und Langenfels, die „schwarzen“ Mönche Wenzels, der verrückte „steinerne Johannes“ und seine brutalen Anhänger oder die historisch belegten Figuren wie Ebba Sparre und General Königsmarck, alle sind mit derselben Akribie und Liebe fürs Detail gezeichnet. Gerade bei der Darstellung der Protagonisten und der Nebenfiguren unterscheiden sich geborene Autoren von Schreibern, die zwar die Fantasie und die Liebe zum Schreiben und zum Erzählen haben, dies aber qualitativ nicht richtig umsetzen können, um dem Leser wirkliche Lebendigkeit zu vermitteln.

 
Aufmachung des Buches
Wie schon die anderen beiden Bände ist auch dieser im selben Design gehalten. Schwarzer, kartonierter Umschlag, dessen Innenseite mit einem kopierten Pergamenttext in roter Schrift gestaltet ist, der Schutzumschlag ist ebenso in Schwarz gehalten und vorne ist von der Seite eine junge Nonne zu sehen, die ein Buch in den Händen hält, und Autor und Titel prangern groß auf der Vorderseite; gleich zu Beginn die Auflistung der Personen mit treffend pointierter Kurzbeschreibung, ein ausführliches Nachwort, eine Danksagung und das rote Lesebändchen machen die schöne gebundene Ausgabe komplett. Das Buch ist, wie schon die Vorgänger, ein wahrlich schöner Schmöker.

 
Fazit
Ein würdiger und spannender Abschluss der „Teufelsbibel-Trilogie“. Leser, die anspruchsvolle Sprache und Erzählweise zu schätzen wissen, kommen mit Dübells Büchern stets auf ihre Kosten. In rasantem und mitreißendem Tempo erfährt man im dritten Teil nun, wie die Teufelsbibel nach Stockholm kam und wie alles gewesen sein könnte. Für Leser der ersten beiden Bände ist auch der Dritte ein „Muss“ und wer mit diesem Buch das erste Mal einen „Dübell“ liest, der wird mit Sicherheit auch die anderen Bücher haben wollen. Man kann nur hoffen, dass Dübell nach dieser Trilogie wieder Bücher (oder eine Reihe?) schreibt, in dem er seinen wunderbaren feinen Humor ebenso einbringt wie die intelligente und hohe Sprach- und Erzählqualität der „Teufelsbibel-Saga“.
Alle drei Bücher sind uneingeschränkt empfehlenswert!

 
4 5 Sterne 
 

Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist
Band 1: Die Teufelsbibel
Band 2: Die Wächter der Teufelsbibel

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