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>>Aufgepeitscht von Cocktails und vom Tanzen schien sich jeder zu Ausgelassenheit zwingen zu wollen. Da dies nicht gelang, wurden sie noch verbissener, tanzten noch wilder, tranken noch mehr. Stunden später war das Fest in ein groteskes Spektakel ausgeartet, einen zynischen, bedrohlichen Mummenschanz<<

Auf der Mekaton, einem riesigen Ozeandampfer, ist das Leben der Passagiere ein nicht enden wollendes Fest; keiner denkt an morgen. Da beschließt Phileon, nicht länger mitzuspielen und die Welt draußen zu erforschen. Doch damit zieht er sich die Feindschaft der anderen zu, und plötzlich gilt er als gefährlicher Verbrecher...

Auf einem riesigen Ozeandampfer versammeln sich alle erdenklichen Arten von Passagieren - Menschen, Tierwesen, Roboter und andere wunderliche Figuren -, um an einem nicht enden wollenden Fest teilzunehmen. Doch das auf den ersten Blick so einladende Schiff ist in Wirklichkeit ein schwimmendes Gefängnis, denn es ist den Passagieren >zu ihrem eigenen Schutze< nicht gestattet, dieses zu verlassen. Dennoch macht sich eine Gruppe abenteuerlustiger Gestalten auf, die Außenwelt zu erkunden und landet zunächst im eisigen Antarctica und schließlich in der gigantischen Stadt Mechapolis.

 

  Autor: Jean-Baptiste Andreae; Patrick Fitou (Kapitel 1)
Illustrationen: Jean-Baptiste Andreae
Verlag: Splitter
Erschienen: 11.03.2010
ISBN: 978-3-86869-108-5
Seitenzahl: 144 Seiten
Altersgruppe: ab 6 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
"Die mechanische Welt" ist in drei Kapitel unterteilt. Oceanica, Antarctica und Urbanica. Oceanica spielt an Bord des riesigen Dampfers Mekaton. Antarctica spielt überwiegend an Land, den eisigen Weiten des Nordpols. Im dritten Kapitel, Urbanica, erreichen sie die riesige Metropole Mechapolis, wo sie die Antwort auf alle Fragen finden. Es handelt sich um ein postapokalyptisches Szenario, das mit fantastischen Elementen durchsetzt ist. Die komische Komponente kommt dabei auch nicht zu kurz. 

Die Handlung der Geschichte ist nicht sonderlich tiefgründig, was einem aber erst klar wird, wenn man am Ende des Comics darüber nachdenkt. Denn das Tempo ist rasant, die Charaktere sind amüsant und haben wirklich Klasse und am Ende nimmt die Erzählung eine überraschende Wende, mit der man bestimmt nicht rechnet. Man wird hervoragend unterhalten, so realisiert man erst am Ende, dass man ganz gerne noch tiefer in diese Welt eintauchen und gerne ein wenig länger verweilen würde...

Die Geschichte ist in sich abgeschlossen. Es handelt sich um einen Komplettband.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Die Zeichnungen von Andeae hat man schnell ins Herz geschlossen. Die Charakter wirken sehr lebendig und stellen genau den richtigen Mix aus Komik, einem Hauch Erotik und einer eindrucksvollen Mimik dar. Für den Hauch Erotik sorgt Edmée, die stets sehr sexy gekleidet ist und deren Figur ausserordentlich wohlproportioniert ist. Das Ganze ohne ins Plumpe abzugleiten, sind ihre Kurven doch nicht allzu aufdringlich. Ausserdem besitzt sie ein feuriges Temperament, auch wenn ihre Entschlusskraft immer wieder sehr schnell ins Wanken gerät. Die Passagiere an Bord der Mekaton haben alle eine Tendenz ins Komische. Dies ist jedoch nicht weiter verwunderlich, sind sie doch ständig verkleidet.

Besonders erwähnenswert ist die sehr gelungene Mimik der Charaktere. Die Gefühle und Emotionen sind perfekt dargestellt und lassen die Figuren sehr lebendig erscheinen.

Landschaftsdarstellungen, wie z. B. in Antarctica, besitzen zwar keine hohe Detailfülle, aber kein Strich sitzt an der falschen Stelle und die Kolorierung ist fein abgestuft. Dadurch wirken sie sehr realistisch und fügen sich stilistisch wunderbar ins Gesamtbild ein. Die Riesenmetropole Mechapolis ist in einem gelungenen Steampunk Look gestaltet, ebenso das Aussehen der Roboter. 

Die farbliche Gestaltung des Comics ist knallbunt, trotzdem kommen keine leuchtenden Farben zum Einsatz. Andeae greift zu Farbtönen, die von den meisten gemieden werden. So verwendet er Schilfgrün, Eisgrau, ein kühles Bordeauxrot, Khaki, alles Farben, die in so manchem Farbkasten gar nicht enthalten sind. Der erste Look ist daher ein wenig ungewohnt. Doch schnell wird einem klar, wie gut diese Farbwahl zu dem Szenario passt. Antarctica ist farblich genau so gestaltet wie man es erwarten würde. Weisse Flächen und kühle Blautöne. Selbst hier hat man aber stets den Eindruck das die Farben eine Nuance neben den üblichen Farben liegen. So verschiebt sich das kühle Blau ein wenig in Richtung Indigo, an Bord der Mekaton hingegen begegnet man immer wieder einem schmutzigen Gelb-Grün oder kühlen Rottönen.

Für die Textdarstellung wurde eine leicht kursive Arialschrift gewählt. Ausserdem wurde der Text in Groß- und Kleinbuchstaben gedruckt. Dadurch ist er perfekt lesbar, obwohl die Schriftgröße aufgrund des kleinen Buchformats recht klein ist. Eine gute Entscheidung, wie ich finde.

Das Seitenlayout ist überwiegend konventionell. Vier oder Fünf Spalten mit Bilderkästchen, umgeben von einer weißen Umrandung und getrennt durch weisse Stege. Immer wieder wird diese Layout durch kleine Variationen aufgelockert. So sind einzelne Spalten randlos, so dass einzelne Bilder die gesamte Seitenbreite einnehmen. Auf Seite 100 findet sich gar eine ganzseitige Darstellung, bei der aber per Bild im Bild-Darstellung eine andere Szene darüber gelegt wurde. Auch kreisrunde Bilderkästchen finden sich hin und wieder, auf diese Weise wirkt das Layout stets locker und nicht an starre Raster gebunden. 

Wer sich selbst einen Eindruck von dem Comic machen möchte, der findet hier eine mehrseitige Leseprobe.


Aufmachung des Comics
"Die mechanische Welt" wurde im neuen "Book"-Format von Splitter aufgelegt. Dieses ist ein wenig größer als A5. Leider ist es aber so hoch, dass es trotzdem nicht in ein reguläres Bücherregal hinein passt und neben den regulären Splitter Bänden wirkt es irgendwie winzig. Aufgrund des kleineren Formats ist die Darstellung der Bilder ungewohnt klein, doch die handliche Kompaktheit und das geringe Gewicht machen dies allemal wett. 

Qualitativ braucht sich das kleine, aber feine Bändchen nicht hinter seinen "großen Brüdern und Schwestern" zu verstecken. Im Gegenteil, die spielt es locker an die Wand. Noch nie habe ich ein so wundbar sorgfältig gearbeitetes Comic in Händen gehalten. Der kleine handliche, sehr stabile Band ist umgeben von einem Schutzumschlag, der matt bedruckt ist. Entfernt man ihn, so findet man darunter exakt das gleiche Motiv noch einmal, dieses mal in glänzender Optik. Die Buchdeckel sind aus stabilem Karton. Das Papier ist mattweiss und ein wenig dünner als gewohnt. Es macht einen sehr stabilen Eindruck und besitzt eine glatte Oberfläche.

Das Vorsatzpapier zeigt, in Blautönen, mehrere Bullaugen und einen Treppenaufgang. Der Gesamteindruck des Comics ist perfekt, überragend wäre er, wenn man noch an ein Lesebändchen gedacht hätte. Dies lässt sich bei einer Leimbindung nicht so einfach realisieren. 


Fazit
Ich habe es von der ersten bis zur letzten Seite genossen. Es hat auf jeden Fall das Zeug zum Kultcomic. Ich persönlich würde gerne weitere Geschichten aus der mechanischen Welt lesen. Mal sehen, vielleicht gibt es ja irgendwann eine Fortsetzung, momentan ist leider noch keine in Sicht.



Hinweise
Rezension von xyz
Ggfs: Herzlichen Dank an den Splitter Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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