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Leise wie ein Schatten streift ein merkwürdiger Junge durch die Straßen von New York. Er nennt sich Peter und ist auf der Suche nach Kindern und Teenagern, die dringend Hilfe brauchen. Peter rettet sie - und bietet ihnen an, sie in sein magisches Reich zu führen, in dem niemand je erwachsen werden muss. Doch er verrät ihnen nicht, dass dieses Land im Sterben liegt und dort nicht nur magische Geschöpfe und das Abenteuer ihre Lebens auf sie warten, sondern auch die größte Gefahr.

 

Der_Kinderdieb  Autor: Brom
Verlag: Pan-Verlag
Erschienen: Februar 2010
ISBN: 978-3-426-28329-5
Seitenzahl: 655 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Peter ist ein Kind, das vor über tausendvierhundert Jahren in einer kleinen Hütte geboren wurde. Da er von Geburt an anders ist als die anderen Neugeborenen, wird er von seiner Sippe tief in den Wald gebracht und den wilden Tieren überlassen. Doch der kleine Junge hat Glück: Er wird von Goll, dem Moosmann, gerettet und aufgenommen. Als Goll auf grauenhafte Weise stirbt, ist Peter ganz auf sich gestellt. Der einsame Junge nutzt jede Gelegenheit andere Kinder zu treffen und mit ihnen zu spielen. Doch die Erwachsenen verjagen den seltsamen Jungen und versuchen ihn, zum Schutz ihrer Kinder, zu töten. Als Peter das magische Avalon entdeckt, wird für ihn plötzlich alles anders. Er trifft auf die Dame Modron, die Göttin der Insel, die Peter das Gefühl gibt, geliebt und gebraucht zu werden. Peter verehrt sie über alles und schwört, sie mit seinem Leben zu beschützen. Er bleibt in Avalon, dessen Magie dafür sorgt, dass er nicht erwachsen werden kann. Als die Insel von den Menschen entdeckt wird, sind sie von deren Bewohnern entsetzt und richten ein Gemetzel unter den magischen Wesen an. Die Dame Modron beschwört zum Schutz der Insel einen undruchdringlichen Nebel herauf, der Avalon vor den Augen der "normalen" Welt verbirgt. Leider verhindert diese Nebel auch, dass jene Menschen, die sich bereits auf der Insel aufhalten, diese auch wieder velassen können. Es beginnt ein grausamer Kampf zwischen den Menschen, die alles "abnormale" ausrotten wollen. Als Peter einen Weg findet, die Nebel zu durchdringen, beginnt er, misshandelte und ausgestoßene Kinder zu retten und führt sie mit dem Versprechen auf ein besseres Leben nach Avalon. Doch die magische Insel ist voller Gefahren und Peter lehrt seinen "Clan" zu kämpfen und zu töten um zu überleben. Und mit einem Mal liegt die weitere Existenz von Avalon und seiner Zauberwesen alleine in der Hand von Peter und seiner Kinderarmee.

Der Kinderdieb ist eine grandios komponierte, aber sehr brutale Erzählung, die sich an Leser ab dem jungen Erwachsenenalter (ab 16 Jahre) richtet. In dem Roman wurden die Grundzüge der Geschichte von Peter Pan mit Teilen aus der Avalonsaga, diversen Naturreligionen, den Vorstellungen eines antiken Christentums und eine harten Portion aktueller Realität verflochten.

 
Stil und Sprache
Der Roman ist definitiv kein Kinderbuch und hat auch keine Ählichkeit mit dem romantischen Peter Pan von Walt Disney. Das Buch ist eine sehr gelungene, aber überaus brutale Mischung aus Realität und Fantasy. Die Aktualität der Ausgangslage, in der die Hauptperson Peter seine "Opfer" aufspürt, wirkt düster und klatscht dem Leser die Situation schonungslos ins Gesicht. Egal ob in Brooklyn oder in Avalon, die Szenerie wirkt fast durchgehend bedrohlich und hält die Spannung dadurch noch zusätzlich hoch.
Die Handlungen der Personen sind großteils nachvollziehbar, aber wegen der schnörkellosen, harten Schreibweise oft erschreckend brutal. Vor allem die kompromisslose Figur des Peter, der einerseits als ewiges Kind begeistert mit anderen Kindern spielt, aber andererseits mit einem Lächeln auf den Lippen kaltblütig mordet, ist sehr erschreckend.

Die Bilder des Autors im Buch unterstreichen und ergänzen die Geschichte in Ausdruck und Stil perfekt. Es gelingt Brom hervorragend, die Spannung die gesamte Geschichte über hochzuhalten. Er schreibt in der dritten Person und die Sprache ist einfach und ungewohnt direkt gewählt. Jede Haupt- und Nebenperson ist mit einer mehr oder weniger großen Geschichte umgeben, die im Laufe des Romans stückchenweise ans Licht kommt. Dadurch werden die Handlungen der einzelnen Charaktere gut nachvollziehbar und, von ihrer Warte aus gesehen, verständlich. Der Autor schafft es sehr gut, das gesamte Gefühlssortiment der Menschen - von Neid, Eifersucht, Verblendung und falscher Liebe, bis hin zu Kameradschaft, Vertrauen und Mut - in eine spannende Geschichte zu verpacken.


Figuren
Jede der Figuren, egal ob sie eine tragende Rolle oder nur einen kurzen Autritt hat, ist zumindes kurz charakterisiert und ihre Handlung und ihre gefühlsmäßige Bindung bzw. ihre Abneigung Peter gegenüber begründet. Dadurch wird die Geschichte dreidimensional und beginnt zu leben, wodurch sich die Gründe für die Handlungsweisen der Personen gut nachvollziehen lassen.
Peter ist bestimmt nicht der kleine, nette Junge von nebenan. Seine Spiele sind vollkommen anders als die harmlosen Vergnügen der gut behüteten Kinder. Von Kindheit an gejagt und verfolgt, ist er einerseits hart und grausam geworden, andererseits ist er ein Kind, das sich nach Gesellschaft, Liebe und Anerkennung sehnt. Als er die Dame Modron in Avalon trifft, glaubt er all das gefunden zu haben und schwört ihr ewige Loyalität. Als Avalon in Bedrängnis gerät, rettet Peter immer wieder misshandelte Kinder der realen Welt und führt sie nach Avalon. Er schweißt sie zu einer Familie zusammen und bildet sie gleichzeitig zu Kriegern aus, deren einzige Aufgabe es ist, die magische Insel zu verteidigen und die Dame zu schützen. Die Dame Modron, so sanft und nett sie auch wirkt, ist vielschichtiger, als es am Anfang aussieht. Zu spät merkt Peter, dass sie ihre Umgebung manipuliert und nur zu ihrem eigenen Vorteil handelt. Ulfgar, der die Dame schützen und als Erbe des gehörnten Gottes Avalon bewahren soll, zerbricht an seiner Aufgabe und am ewigen Vergleich mit seinem übermächtigen Vater. Zwistigkeiten unter den Wesen Avalons machen das Chaos perfekt. Nick, einer der Jungen, der von Peter rekrutiert wird, kämpft mit seinem eigenen inneren Teufel und weigert sich, Peter und dem Clan blind zu folgen. Er beginnt die ganze Situation und auch Peters Forderung zur blinden Loyalität, ihm und der Dame Modron gegenüber, in Frage zu stellen.     


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden. Die Grundfarbe des Einbandes ist rot und mit einem Schutzumschlag versehen, auf dem Peter abgebildet ist. Der Text auf der Rückseite nimmt den Leser gefangen und macht neugierig auf die Geschichte.
Der Roman besteht aus 5 Teilen. Die Kapitel sind durchlaufend nummeriert und optisch voneinander getrennt. Jedes der Kapitel beginnt mit einer Zeichnung und einer Überschrift, die das Kapitel in ein paar Worten zusammenfasst. Vor dem Beginn des ersten Teiles findet sich ein Prolog mit einer Karte von Avalon und eine Nachbemerkung des Autors beschließt die Geschichte. Jedes Kapitel wird mit einer Schwarz-Weiß-Zeichnung des Autors eingeleitet und in der Mitte des Buches finden sich 8 farbige Bilder der dominantesten Protagonisten. 


Fazit

Der Kinderdieb ist eines der beeindruckendsten Bücher, das ich jemals gelesen habe. Vor allem ist es absolut kein Kinderbuch! Die Verflechtung von brutaler Realität mit düsterer Fantasy ist hervorragend gelungen und übertüncht gekonnt, einige wenige, etwas unglaubwürdige Handlungen der Protagonisten. Das sehr spannende, aber schmerzhaft direkte und äußerst brutal geschriebene Abenteuer wird durch die Bilder in typischem Brom-Stil perfekt ergänzt. Ein absolutes "Muss" für Brom-Fans. Auch erwachsene Leser, die eine harte, kompromisslose Geschichte zu schätzen wissen, sollten sich diese Buch unbedingt gönnen. Obwohl ich einen halben Punkt für einige Ungereimtheiten abziehen muss, war das Buch ein absolutes WOW- Erlebnis.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Weitere Bilder und kurze Auszüge zur Geschichte "Der Kinderdieb" sind in englischer Sprache auf der Homepage des Künstlers: www.bromart.com zu finden.

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