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Wenn ich jetzt von zehn zurückzähle und keiner da in den BMW einsteigt, laufen wir hin und fahren eine Runde?" -"Eine Runde? Wie, eine Runde?", fragt sie.
"Einen ...Joyride!" -"Klar!"
"Zehn", beginne ich zu zählen ...
Tarik und Jana wollen einfach raus aus ihrem Kaff, ein bisschen Freiheit spüren, ein Auto klauen, einen Joyride machen und den Wagen dann wieder abstellen. Leider entscheiden sie sich für den falschen Wagen: einen Mafia-BMW. Und plötzlich wird aus einer kleinen Spritztour eine aberwitzige Verfolgungsjagd Richtung Osten.

 

  Autor: Thorsten Nesch
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: Februar 2010
ISBN: 978-3-499-21531-5
Seitenzahl: 150 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Moslem Tarik und die Russin Jana besuchen die gleiche Schule. Da die beiden Volksgruppen nicht miteinander auskommen und sich entweder meiden oder beschimpfen, geraten die beiden Teenager in große Schwierigkeiten, als sie sich nach der Schule treffen und länger miteinander sprechen. Erste zarte Bande werden zwischen den Beiden geknüpft, die jedoch von ihren erbosten Eltern kurzerhand durchschlagen werden, als sie dahinter kommen, dass sich die beiden Teenager gut leidern können. Sie verbieten ihnen jeglichen Umgang miteinander. Verwirrt, verzweifelt und zornig vereinbaren Tarik und Jana ein Treffen bei der Tankstelle. Als Tarik und Jana ein wartendes Auto entdecken, bei dem leichtsinnigerweise der Schlüssel steckt, beschließen sie es "auszuborgen" und damit etwas herumzufahren. Dummerweise gehört der geklaute Wagen einem Mafiakiller, der in seinem Kofferraum einen gefesselten Mann eingepfercht hat. Janas und Tariks älterer Bruder machen sich auf, um ihre Geschwister wieder "einzufangen" und auch der Mafiakiller setzt sich auf die Spur der Flüchtigen. Plötzlich eintwickelt die ganze Situation eine unberechenbare Eigendynamik und mit einem Mal ist nichts mehr so, wie zuvor.

Der Autor hat viele aktuelle Probleme, wie z.B. Probleme von Migranten, die erste Liebe, oder den Generationskonflikt aufgegriffen und in ein spannendes Roadmovie verpackt. Jana und Tarik, die aus sich bekriegenden Volksgruppen stammen, wirken wie eine sanfte Version von Romeo und Julia. Aus einer spontanen Handlung aus Frust und Zorn geraten sie in eine Situation, die ihnen langsam aber sicher immer mehr über den Kopf wächst und Auswirkungen auf ihr Leben und ihre Familien hat.     


Stil und Sprache
Das Buch ist in der Gegenwart geschrieben und erzählt hauptsächlich aus der Sicht von Tarik in der Ich-Perspektive. Nur in den Kapiteln, in denen die Brüder der Teenager und Herr Napoli auftreten, wechselt die Sicht in die des allwissenden Erzählers. Durch die Erzählung in der Gegenwart finden alle Ereignisse im Lesemoment statt und durch die Ich-Perspektive befindet sich der Leser direkt in Tariks Leben und kann seine Gefühle und Ansichten leicht nachvollziehen. Jedes Kapitel ist mit einer kurzen Überschrift versehen, die das Kerngeschehen in ein, zwei Worten zusammenfasst.
Die Beschreibungen in der Geschichte beschränken sich auf das Allernötigste und sind gekonnt in den Text eingeflochten. Das hat den Vorteil, dass die Geschichte flott voraneilt und durchgehend spannend zu lesen ist. Der Schreibstil wie auch die Dialoge sind betont flapsig gehalten und deutlich auf eine jugendliche Altergruppe ausgerichtet. Besonders brandaktuelle Themen wie z.B. Bandenbildung, die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund und die Gefühle der erste Liebe in dieser Altersgruppe, ziehen sich durch die gesamte Geschichte und sorgen für Nachdenk- und Diskussionsstoff. Die kurzen Kapitel und die angenehme Schriftgröße runden das Buch gut ab und machen es auch für Wenigleser attraktiv und leicht bewältigbar.


Figuren
Tarik, ein junger Moslem, lebt mit seinen Eltern und Geschwistern in der Kleinstadt Wessenheim. Er besucht die letzte Klasse und will sich nach der Schule bei der Tankstelle um einen Job bewerben. Doch insgeheim möchte er irgendwie aus Wessenheim und seinem momentanen Leben entkommen. Als er Jana, die dieselbe Schule besucht, näher kennenlernt, verliebt er sich in sie. Leider ist sie russischer Abstammung und es ist für Tariks Eltern nicht akzeptabel, dass er sich mit ihr abgibt. Auch Jana leidet unter den Zwängen, die ihr von ihren Eltern und ihrer Religion auferlegt werden. Als Tarik Jana nach der Schule ein Stück begleitet, verbieten Janas Eltern ein Wiedersehen mit Tarik.
Mohammad, Tariks großer Bruder, wird von seinen Eltern beauftragt, Tarik wieder einzufangen. Gezwungenermaßen macht er sich mit Janas Bruder Boris gemeinsam auf die Suche. Herr Tedesco, der Mann aus dem Kofferraum, versucht, das Beste aus der Situation zu machen und bemüht sich, auf Tarik und Jana einzuwirken, damit sie ihn laufen lassen. Herr DiNapoli, der Besitzer des gestohlenen Wagens, überredet Mohammad und Boris, ihn mitfahren zu lassen, denn er hat großes Interesse daran, sein Auto und dessen "Ladung" umgehend wiederzubekommen.

Da die Geschichte verhältnismäßig kurz ist und sich auf wenige Tage beschränkt, haben die Figuren kaum Zeit, sich weiterzuentwickeln. Die Figuren werden kurz, aber gut eingeführt und handeln durchwegs charaktergemäß und gut nachvollziehbar.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat eine angenehme Größe zum Mitnehmen und ist auch für ungeübte Leser leicht zu lesen. Das Titelbild passt gut zum Inhalt und der Text auf der Rückseite macht neugierig auf den Inhalt. Durch einen kurzen Auszug aus dem Buch ist gut erkennbar, dass die Geschichte in der Gegenwart und in der 1. Person geschrieben ist.


Fazit
Joyride Ost ist ein flottes und leicht zu lesendes Roadmovie, das sich an jugendliche Leser ab ca. 12 Jahren richtet. Durch die lockere Schreibweise und die aktuellen Themen, die sich von Beginn bis zum Ende durch das Buch ziehen, wirkt die Geschichte sehr zeitgemäß. Obwohl einige Situationen sehr abgeschwächt und dadurch manchmal nicht ganz authentisch wirken, wirft die Geschichte doch einen interessanten Blick auf die heutige Realität vieler junger Menschen. Mancher junge Leser könnte in der einen oder anderen Szene durchaus Parallelen zu eigenen Erlebnissen wiederfinden. Das Thema ist absolut aktuell, liefert Stoff für Diskussionen und regt zum Nachdenken an.


4 Sterne


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