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Im Schatten des Vergessens lauert das Böse.

Eine Frau erwacht im Krankenhaus von Seattle, schwer verletzt und ohne Gedächtnis: Claire Shaw ist die einzige Überlebende einer bizarren Mordserie. Ihr Mann und die beste Freundin stehen ihr bei. Aber die beiden kommen Claire zunehmend fremder vor. Gegen den Rat der Ärzte wird sie nach Hause geholt, auf Deception Island, eine große Insel vor der Pazifikküste, deren Bewohner eine verschworene Gemeinschaft bilden. Immer deutlicher spürt Claire eine doppelte Bedrohung: durch den Serienmörder und durch die, die sie aus irgendeinem Grund belügen ...

Dieser Thriller packt den Leser bei den tiefsten Ängsten: Kann ich meinem Verstand trauen? Wer lügt mich an? Und warum?

 

  Autor: Kevin O'Brien
Verlag: rowohlt
Erschienen: 03/2010
ISBN: 978-3499249310
Seitenzahl: 576 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext bleibt inhaltlich wenig hinzuzufügen, alles Wichtige ist bereits gesagt, außer, dass es auf der Insel noch weitere Geheimnisse gibt, die Claire quasi zwangsläufig aufdecken muss, will sie überleben. Ein Serienmörder, dem sie durch einen wahnwitzigen Zufall entkommen konnte, treibt sein Unwesen. Scheinbar wahllos entführt und tötet er Frauen, dabei schminkt er ihre Gesichter und hüllt sie dann in eine durchsichtige Plastiktüte. Claire muss also nicht nur herausfinden, ob und warum sie von allen belogen wird, sondern auch noch versuchen, weiteren Mordattacken zu entgehen. Alles in allem ist das Ganze dann schon ein bisschen viel für ein einziges Buch - und das Thema Gedächtnisverlust und die Frage, wem die Heldin noch trauen kann, schon ziemlich abgedroschen.


Stil und Sprache

Wie schon erwähnt, hat sich Kevin O’Brien ein altes Thema vorgenommen. Falls er vorhatte, etwas wirklich Neues daraus zu machen, ist es ihm leider nicht gelungen. Gerade zu Beginn gibt es verschiedene kleine Szenen, in denen junge Frauen eben dem erwähnten Serienmörder zum Opfer fallen. Dabei versucht der Autor mit irreführenden Andeutungen und falschen Fährten Spannung zu erzeugen, was allerdings den gewieften Thriller-Leser keine Sekunde lang täuschen kann. Vielmehr erkennt dieser sofort die eher plumpen Täuschungsversuche und versinkt spätestens ab Seite 120 in gepflegter Langeweile. Lange Rückblenden in Claires Leben vor dem Mordversuch tragen ebenfalls nicht dazu bei, etwas Drive in die Handlung zu bringen. Das ohnehin ausgelutschte Thema „Gedächtnisverlust“ kann diese dann schon gar nicht zum Leben erwecken und die teilweise haarsträubenden Vorgänge auf Claires Insel bringen dann noch so viel Unglaubwürdiges mit hinein, dass dieser Roman eigentlich keinen Spaß mehr macht.

Auch sprachlich hebt sich Kevin O’Brien nicht von der Masse ab, viele abgedroschene Redewendungen („Die plötzliche Erkenntnis ließ sie erschauern.“ S. 345) und ansonsten eine eher einfach gehaltene Sprache ergeben eben keinen Superthriller. Da haben auch die Dialoge keinerlei Pep, relativ nichtsagend schleppen sie den Leser durch fast 600 lange Seiten.


Figuren

Claire Shaw ist die Hauptperson, um die sich hier alles dreht, aus ihrer Sicht wird erzählt, und dennoch bleibt sie dem Leser fremd. Zu Anfang ist das sicher gewollt, weiß sie doch eben nicht mehr, wer sie ist und muss sich erst „wiederfinden“. Aber auch im Verlauf der Handlung entwickelt sie wenig Profil, ihre Naivität ist fast grenzenlos und wenn der Leser dann schon lange weiß, was wirklich abläuft, ist sie immer noch ahnungslos und stolpert von einer Falle in die nächste. Mir ist sie als Heldin nicht sympathisch und das ist für mich der Todesstoß für einen Thriller.

Auch die übrigen Figuren wirken schematisch und eindimensional. Entweder nur gut oder nur böse, weiß man sofort, wer in welche Kategorie fällt. Schon als Harlan, Claires Ehemann, zum ersten Mal im Krankenhaus auftaucht, merkt der geübte Leser, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Das darf meiner Meinung nach einfach nicht sein, viel zu offensichtlich werden hier die Charaktere in Gut und Böse eingeteilt. Das geht besser, ich weiß es!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist ziemlich reißerisch aufgemacht: Der Titel ist in weißen Lettern vor dem Hintergrund einer durch einen Schuss zerbrochenen Scheibe gedruckt. Dadurch wird eine Rasanz angedeutet, die das Buch leider nicht hat. Es gibt 27 Kapitel und einen Epilog, der am Ende noch einmal das Wichtigste zusammenfasst.


Fazit

Ein wenig spannender Thriller, der ein beliebtes, leider etwas abgedroschenes Thema aufgreift: Gedächtnisverlust und Manipulation durch die vermeintlich geliebten Menschen. Es gibt kaum Neues und vieles ist vorhersehbar, so dass am Ende höchstens Mittelmaß herauskommt. Ein Buch, das den Leser nicht packt und am Ende keinen Eindruck hinterlässt.


2 5 Sterne


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