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Man hielt sie für tot, und plötzlich ist sie wieder da: Als die junge Mila Monate nach ihrem Verschwinden auf einer Parkbank gefunden wird, fühlt sich ihre Mutter Heleen wie im siebten Himmel. Doch etwas stimmt nicht mit Mila. Sie erinnert sich an nichts. Sie vertraut sich niemandem an. Und: Sie verschwindet von neuem. Um ihre Tochter zu retten, begibt sich Heleen auf einen seelischen Höllentrip ...

 

  Autor: Nicolet Steemers
Verlag: Knaur
Erschienen: 09.12.2009
ISBN: 978-3-426-50390-4
Seitenzahl: 304 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Drei Monate und zwei Tage war Mila verschwunden, dann taucht sie plötzlich wieder auf. Sie sitzt auf einer Parkbank und kann sich an nichts erinnern, was in dieser Zeit vorgefallen ist – ein schwarzes Loch in ihrer Erinnerungen. Alles, was vor dem Abend, an dem sie eigentlich zu ihrem Vater wollte, geschah, weiß sie nach wie vor, nur diese knapp über drei Monate sind wie gelöscht. Heleen, ihre Mutter, verspricht sich Hilfe von Robert, einem Psychologen, mit dem sie beinahe eine Beziehung eingegangen ist; allerdings hat Milas Verschwinden Heleens Fokus schlagartig auf andere Dinge gelenkt. Doch Mila scheint sich nach wie vor an nichts zu erinnern. Und dann verschwindet sie wieder. Heleen wird beinahe verrückt vor Sorge und ist sich sicher, dass Mila nicht einfach von zu Hause weggelaufen ist, sondern zu dem hinterlassenen Abschiedsbrief gezwungen wurde. Doch wurde sie das wirklich? Und was ist mit ihr während des ersten Verschwindens geschehen?


Stil und Sprache
Der Aufkleber „Krimi des Monats“ auf dem Cover weckt hohe Erwartungen und ich möchte gleich vorweg nehmen, dass das Buch diesen nicht gerecht wird. Nicolet Steemers hatte eine dem Grunde nach gute, spannende Idee, die sie leider nicht entsprechend packend zu vermitteln mag. Die ersten Seiten ziehen den Leser zwar recht schnell in den Bann – auch wenn es keine Leiche, sondern vielmehr das Gegenteil davon gibt, denn Mila ist plötzlich wieder da. Doch danach flacht die Spannung extrem ab. Der Leser begleitet Heleen, aus deren Sicht das Geschehen in der Ich-Form wiedergegeben wird, bei ihren Bemühungen, Mila wieder für sich zu gewinnen und ihre Erinnerungen wachzurütteln. Dabei werden Milas Art, ihre beinahe schon apathische Haltung, ihr Desinteresse und das in sich gekehrt sein gut dargestellt und vermittelt. Doch erst nach einem Drittel des Buches kommt die Geschichte in Gang, die erste Leiche ist da und der Spannungsbogen steigt merklich an – leider nur, um anschließend wieder enorm einzuknicken und erst nach ungefähr zweidritteln des Buches erneut anzusteigen. Dazwischen schleppt sich die Geschichte recht unaufgeregt voran.
Ebenso unaufgeregt ist der Schreibstil der Autorin: einfach, nicht aus der Menge herausragend. Zwar bringt Nicolet Steemers ab und an einen schönen, unverbrauchten Vergleich an, wie zum Beispiel auf Seite 16: „Ihre Hand blieb wie ein angespülter Krebs in meiner liegen, während ich mir auf die Lippen biss, um nicht laut aufzuschreiben […]“, doch ebenso greift sie auf völlig abgenutzte Metaphern zurück: „Am Tag von Stans Einäscherung weinte sogar der Himmel.“ (Seite 145). Alles in allem ist der Roman flüssig zu lesen – trotz der niederländischen Straßennamen. Was den geneigten Krimileser jedoch enorm stört, sind die teilweise zu konstruiert eingebauten Hinweise und Handlungen. Das wirkt einfach zu gewollt, der Leser merkt sofort, dass die Autorin diese Informationen dringend in der Handlung unterbringen musste, damit diese nicht ins Stocken gerät. Hier wäre eine elegantere Lösung wünschenswert und sicherlich möglich gewesen.


Figuren
Die Figuren bleiben durchweg blass und unscheinbar. Erstaunlich ist, dass dies sogar bei der Hauptfigur Heleen der Fall ist, denn immerhin wird aus ihrer Sicht das Geschehen wiedergegeben. Und doch wird der Leser mit ihr nicht so recht warm, es bleibt stets eine gewisse Distanz zwischen Figur und Leser bestehen. Schade, denn hätte man sich während des Lesens besser mit Heleen identifizieren können, wäre die Handlung sicherlich packender gewesen. Ebenso bleibt Mila dem Leser völlig fremd, von Robert ganz zu schweigen. Hier hat Nicolet Steemers sehr viel Potential verschenkt, das dem Buch noch einen Pluspunkt hätte einbringen können und ihre Idee packender gemacht hätte.


Aufmachung des Buches
Die Aufmachung des Buches spiegelt gut den Inhalt des Romans wieder, wenn auch die Kleidung des Mädchens auf der Bank nicht zu Mila passt. Die Vorderseite mit dem Mädchen ist recht hell gestaltet, während die Rückseite, passend zur trostlos leeren Bank, in sehr dunklen Farben gehalten ist.
Die Verarbeitung des Buches gibt keinen Grund zur Beschwerde; nach dem Lesen weist der Buchrücken keine Knicke auf.


Fazit
Eine Grundidee, die einen spannenden Krimi verspricht. Eine Umsetzung, die weder sprachlich noch vom Anspruch her überzeugen kann. Eine Hauptfigur, die den Leser nicht hundertprozentig für sich gewinnen kann. Alles in allem ein Buch, das man nicht gelesen haben muss.


1 5 Sterne


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