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Paris, 1933. In Europa herrscht immer noch das feudale System, die katholische Kirche hat die Macht einer Geheimpolizei und Zauberer ziehen nachts durch die Straßen. Willkommen in der Welt von Rex Mundi!
Während Lorraines blutiger Feldzug andauert, sucht der verzweifelte Julien im Alkohol Zuflucht. Genevieve hat ihn hintergangen, und er hat die Hoffnung verloren, je den Heiligen Gral zu finden. Doch der Inquisitor Moricant hat noch nicht aufgegeben, und er ist Julien auf den Fersen!
Mystische Monster, antike Gräben, epische Schlachten und die tiefsten Geheimnisse des Heiligen Grals erwarten den Leser im vorletzten Band des Rex Mundi Epos.

 

  Autor: Arvid Nelson
Illustration: Juan Ferreyra
Verlag: Ehapa Comic Collection
Erschienen: 04/2009
ISBN: 978-3-7704-3250-9
Seitenzahl: 200 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Die Preussen dringen immer tiefer nach Frankreich ein und drängen den zum Obersten Konsul ernannten Diktator, Herzog von Lorraine, bis nach Carcassonne. Dort, fast am Ende seiner Kräfte, droht der Herzog der durch das österreichische Heer verstärkten Armee zu unterliegen. Es kommt zur entscheidenden Schlacht.
Dr. Saunière – geschockt über die Wahrheit von Genevieves tatsächliche Rolle – gibt sich dem Alkohol hin, wird aber vom Inquisitor Moricant gefunden und gezwungen, zusammen nach dem Grab Clovis II. zu suchen. Doch ihnen sind die Schergen Lorraines dicht auf den Fersen, die unvorstellbar brutal operieren. Julien gerät zwischen die Fronten und immer tiefer in Gefahr …

Der vorletzte Band der Rex Mundi Saga. Arvid Nelson schafft es auch diesmal, den Leser zu packen und bei den dramatischen Ereignissen mitfiebern zu lassen. Waren die einzigen fantastischen Elemente in Rex Mundi bisher nur die Zauberei und ihre Auswirkungen, so haben in diesem Band gleich mehrere mystische Wesen ihren Auftritt. Ein Stilbruch? Wohl eher eine Entwicklung, die unterstreichen soll, dass es in der Welt von Rex Mundi mehr gibt, als das Auge bisher zu sehen bekam …


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Arvid Nelson startet seine Geschichte diesmal – ganz untypisch – mit einem Rückblick in die Vergangenheit Isabelles in Form eines Prologs, statt wie bisher direkt in der Kapitelzählung fortzufahren. Juan Ferreyra, die ab dem letzten Drittel von Band 3 die zeichnerische Umsetzung übernahm, zeigt hier einen für sie völlig ungewohnten Stil, der sehr hart und rau ausfällt. Die Gesichtszüge der Figuren balancieren zwischen recht einfacher, mit wenigen Strichen erzielter Umsetzung und einer relativ detaillierten Wiedergabe, die Architektur und Räumlichkeiten des Schlosses Vorderthal präsentiert sich in vielen Einzelheiten und oftmals sauberer Ausarbeitung. Die Art der Arbeiten mag insgesamt so gar nicht zu dem bisher von Ferreyra gekannten weichen Stil passen, sondern erinnert in ihrer Härte eher an das Artwork von EricJ, so als hätte die Zeichnerin versucht, ihre Bilder an ihn anzulehnen.

Mit Beginn der normalen Kapitelzählung und damit der Fortführung der eigentlichen Geschichte fällt Juan Ferreyra zurück in das Artwork, dass der treue Rex Mundi-Fan mittlerweile von ihr kennt – mit einem eher weichen Look und der bereits aus Band 4 bekannten, ärgerlichen Art, zwischen sehr hochwertigen und eher minderwertigen Zeichnungen zu schwanken. Gesichter, wie das des Erzbischofs von Sens, erkennt man im Vergleich zum Vorgängerband kaum noch wieder. Nicht wenige von Ferreyras Arbeiten hinterlassen daher einen lieb- und leidenschaftslosen Eindruck. Erstaunlich ist, wie rasant die Illustratorin zwischen den Qualitätsstufen umzuschalten versteht. Im 25. Kapitel beispielsweise findet sich im oberen Teil einer Seite eine mehr als nur grobe Grafik des preußischen Angriffs auf Carcassonne, direkt darunter eine Zeichnung aus dem Innern der Stadt, die sehr anspruchsvoll ausgeführt wurde. Dieser direkte Kontrast wirkt, als bekäme der Leser die Ergebnisse gleich zweier Zeichner als Vergleich zu sehen. Dabei kann sie es, wenn sie denn nur will. Immer wieder zeigt die Grafikerin, zu was sie fähig ist, die Wandschnitzereien und das magische Siegel in der Grabkammer des Merowinger-Königs Clovis II. sind geradezu bestechend erstellt worden. Auch die Privatgemächer des Herzogs sind sehr gut und reichhaltig verziert und ausgestattet worden. Bestandteile wie die Nachttischlampe, ein Wasserkrug oder auch der Kamin sind außerordentlich gut gezeichnet, gleichzeitig ist die Art, mit der die Figuren in diese Umgebung eingebettet werden, teils überzeugend, aber teils auch nur verhalten. Kurz darauf ist jedoch ein Ausschnitt der Augenpartie so exakt, dass sich sogar die gerahmten Fenster in den Pupillen spiegeln.
Zu Beginn des 26. Kapitels stellt Ferreyra Genevieve Tournon als langbeinige Schönheit mit einem mehr oder minder durchscheinenden Nachtkleid dar, auch ihr Zimmer ist in vielen Nuancen aufgebaut worden. Das Ende des 27. und der Anfang des 28. Kapitels sind wiederum nur sehr grob skizziert und auf einfache Weise umgesetzt. Die beiden Abschlussbilder des 29. Kapitels sind dann – jedes für sich – absolut beeindruckend; das eine wunderschön, das andere inhaltlich erschreckend realistisch. Zum Abschluss gibt es ein beeindruckendes und aufwendig gestaltetes, sich über zwei Seiten erschließendes Bild, deren Figuren jedoch in einem derart eigenen Stil erstellt wurden, dass man sie kaum wiedererkennt – nicht untypisch für Ferreyra. Schade, dass die Zeichnerin nicht in der Lage ist, das hohe Niveau dauerhaft und vor allem gleichmäßig durchzuhalten, was sie zu einer hervorragenden Comiczeichnerin werden lassen würde. Man muss Ferreyra wohl akzeptieren, an sie gewöhnen konnte ich mich jedoch noch nicht, zu sehr trauere ich noch dem Stil EricJs nach, der für mich „Rex Mundi“ prägte.

In brutalen und blutigen Bildern wird die Ermordung der drei Inquisitoren durch Lorraines Schergen, die massiv und offensichtlich absichtlich an Hitlers SS erinnern, gezeigt. Selbst die Methode der Hinrichtung ist dieselbe, genauso wie die Kaltblütigkeit und das Vergnügen am Töten – beides wird erschreckend offen und ungeschönt umgesetzt. Der Gruß und die Parolen, mit denen die Truppen Lorraine begrüßen, ist eins zu eins von den Nazibräuchen übernommen. Bis hin zu der geplanten Art der Selbsttötung im Fall einer Niederlage – eine Giftkapsel und ein Kopfschuss – sind dem versierten Leser von einstigen Nazigrößen zum Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt. Diese Art der Anlehnung ist meiner Meinung nach sehr grenzwertig, und es ist nicht klar, was Nelson und Ferreyra hiermit bezwecken. Wollen sie damit darstellen, dass auch andere Völker die Methoden der Nazis aufgegriffen hätten, wenn die Geschichte einst anders verlaufen wäre? Böse Zungen könnten gar behaupten, dass der Autor und seine Illustratorin in ihren Bildern eine gewisse Begeisterung für die Ereignisse des Dritten Reiches einbringen.

Erstaunlich blutig geht es auch zum Ende des Buches zu, die Gewalttaten werden erneut ungeschönt, ja schon grausam in ihrer Heftigkeit gezeigt. Dieser fünfte Band von Rex Mundi sollte daher meiner Empfehlung nach keinem Jugendlichen unter 15 Jahren zum Lesen gegeben werden.


Aufmachung des Comics
Die Gestaltung des Comcibandes entspricht den bisherigen Bänden und hat daher sofort einen Wiedererkennungswert. Das etwas über A5 gehaltene und als Hardcover aufgelegte Buch ist sauber verarbeitet, beginnt noch vor dem Prolog mit einem Vorwort vom Regisseur Tim Uhls und endet nach dem eigentlichen Comic mit einem Kommentar und einer Kurzgeschichte im Anhang. Ebenfalls im Anhang findet sich auch die große, wenn auch nur einseitige europäische Karte mit der Welt von Rex Mundi wieder, die zuletzt in Band 3 beigefügt war.


Fazit
Jedes Mal, wenn der Leser meint, Nelson kann nicht noch mehr Dramatik aus dem Epos kitzeln, wird er eines besseren belehrt. Fesselnd reißen die Ereignisse um die mystische Gralssuche mit und sorgen für stundenlanges Lesevergnügen. So fiebert man gespannt dem letzten Band entgegen, der voraussichtlich August 2010 erscheint. Grenzwertig ist jedoch die starke Anlehnung an das Dritte Reich – musste das sein? Die Zeichnungen von Ferreyra schwanken weiterhin zwischen hoch- und minderwertig, ihr fehlt vor allem Gleichmäßigkeit, das konnte EricJ besser.


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Wächter des Tempels
Band 2: Der unterirdische Fluss
Band 3: Die verlorenen Könige
Band 4: Krone und Schwert

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