Smaller Default Larger

In einer Welt voller Schönheit und Blutgier, in der Engel über Vampire und Sterbliche herrschen, soll die Jägerin Elena einen abtrünnigen Erzengel aufspüren. Schon bald kann sich Elena dem Reiz, den ihr Auftraggeber Raphael auf sie ausübt, nicht mehr entziehen. Und während sie bei ihren Ermittlungen auf eine Mordserie von unfassbarem Ausmaß stößt, führen Raphaels Berührungen Elena an den Rand des Abgrunds. Denn im Spiel der Erzengel zahlen die Sterblichen den Preis …

 

  Autor: Nalini Singh
Verlag: Egmont LYX
Erschienen: 15.02.2010
ISBN: 978-3-8025-8274-5
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Elena ist eine Jägerin – von Geburt an. Und sie ist sehr gut in ihrem Job. Dies kommt auch dem Erzengel Raphael zu Ohren und so will er keine andere Jägerin der Gilde beauftragen als sie. Ein Grund zur Freude ist dies für Elena jedoch nicht, denn nicht umsonst fürchten sich alle vor den Erzengeln, die weit über den Engeln, den Vampiren und den Menschen stehen. Sie sind unnahbar und ein ‚Nein‘ akzeptieren sie nicht. So bleibt Elena gar nichts anderes übrig, als sich auf den Auftrag einzulassen. Glaubt sie zunächst noch, einen Vampir aufspüren zu müssen, entpuppt sich dies rasch als Trugschluss. Es gilt, einen Erzengel zu finden. Einen Erzengel, der eine blutige Spur hinter sich herzieht. Doch als wäre dies noch nicht genug, kann Elena der Anziehungskraft ihres Auftraggebers kaum noch wiederstehen. Raphael sieht verdammt gut aus und verdreht ihr gehörig den Kopf. Dabei versucht sie sich immer wieder vor Augen zu führen, zu was für grauenvollen Taten dieser schöne Erzengel fähig ist.

Auch wenn in dem Roman „Engelskuss“ wieder einmal Vampire ihren Auftritt haben, hat sich die Autorin doch ein wenig was Neues, Eigenes einfallen lassen. Hier werden Menschen auf Wunsch – und nach ausgiebigen Tests auf Tauglichkeit – von den Engeln zu Vampiren gemacht. Dafür müssen die Menschen einen mit Blut geschriebenen Vertrag unterzeichnen, der beinhaltet, dass sie 100 Jahre lang ein Sklavendasein fristen. Ein Umstand, mit dem sich nicht alle Vampire nach ihrer Wandlung zufrieden geben wollen, was wiederum die Jäger auf den Plan ruft, die ‚entlaufene‘ Vampire ihrem Herrn wiederbringen.


Stil und Sprache
„Engelskuss“ wird durchgehend in der dritten Person wiedergegeben, wobei meistens aus Elenas Sicht, immer wieder aber auch aus Raphaels Perspektive und selten auch aus der des Antagonisten Uram erzählt wird. Dadurch weiß der Leser mehr als die einzelnen Figuren und durch den geschickten Wechsel der Perspektiven wird die Spannung gut aufrecht gehalten.
Gerade zu Anfang des Buches fallen zunächst die recht detaillierten Personenbeschreibungen auf, wobei insbesondere die körperlichen Vorzüge ins Rampenlicht gestellt werden. Kein Wunder, denn Nalini Singh legt einen nicht gerade geringen Teil ihres Augenmerks auf die erotischen Aspekte, vor allem zwischen Elena und Raphael. Dabei ist die Sprache der Autorin durchgehend sehr direkt, so heißt es beispielsweise auf Seite 88: „Wenn ich Sie jetzt mit gespreizten Beinen auf meinen Schreibtisch lege und meine Finger in Sie stecken würde, […]“ Aber auch Wörter wie „Schwanz“ und mehr als zweideutige Wortspielereien dürfen die Leser dieses Romans nicht abschrecken. Nalini Singh nimmt fürwahr kein Blatt vor den Mund. So verspricht der Roman von Beginn an einen Mix aus spannender Jagd und erotischer Begierde. An manchen Stellen übertreibt die Autorin es dann aber und der Leser wartet irgendwann vor lauter sexueller Andeutungen und Direktheiten darauf, dass sich die Geschichte endlich dem eigentlichen Thema, der Jagd Urams, zuwendet. Zudem ist es immer wieder verblüffend, in welch kuriosen Situationen die Gedanken der Protagonisten in Richtung Lendenbereich abdriften …
Doch neben diesem sinnlich-erotischem ‚Geplänkel‘ versteht Nalini Singh es glücklicherweise auch sehr gut, Spannung aufzubauen und aufrecht zu erhalten. Sie weckt die Neugier des Lesers und zeigt gekonnt, wie man den Spannungsbogen nach und nach immer straffer spannen kann, bis die Geschichte unaufhaltsam auf den atemberaubend spannenden, grausamen und gefühlvollen Höhepunkt zusteuert, der letztendlich beinahe zu Tränen rührt. Dabei soll noch angemerkt werden, dass es in „Engelskuss“ teilweise auch sehr blutig zugeht – und das nicht nur wegen der vielen anwesenden Vampire. Die Geschichte ist brutal und der bildliche Schreibstil der Autorin beschwört grausame Bilder herauf. Nichts für schwache Nerven!


Figuren
In diesem Roman trifft der Leser auf viele Figuren – lebendige, unsterbliche und eindeutig tote. Elena ist die Protagonistin, eine geborene – und sehr talentierte – Jägerin. Mit ihrem weißen Haar und der bronzefarbenen Haut hat sie ein markantes Aussehen, doch was sie deutlich mehr auszeichnet, ist ihre große Klappe. Sie weiß einfach nicht, wann sie besser den Mund halten sollte. Glücklicherweise ist sie dabei mit einem sehr starken Charakter gesegnet, der ihr sicherlich auch bei den Schreckensbildern aus ihrer Kindheit, die sie nach wie vor plagen, hilft. Ihre Familie hat sie schon vor Jahren verstoßen, sodass sie ein recht einsamer Mensch ist. Zum Glück hat sie mit Sara und Ransom zwei wirklich sehr gute Freunde, die immer für sie da sind.
Elenas Talent als Jägerin sorgt schließlich dafür, dass sie die Bekanntschaft des Erzengels Raphael macht. Natürlich ist er von seinen wunderbaren Flügeln mit den goldenen Spitzen bis hin zu seinem schwarzen Haar eine perfekte Schönheit – wie sollte aus auch anders sein? Er ist aber nicht nur verführerisch, sondern auch grausam. Eine interessante, gegensätzliche und geheimnisvolle Figur. Engel sind in der Regel kühl und unnahbar und keineswegs himmlische, durch und durch gute Wesen. Die Menschen fürchten sie, denn sie können über die Maßen grausam und brutal sein.
Nalini Singh hat hier zwei wunderbare Figuren mit ihren Worten zum Leben erweckt. Ihr Handeln ist immer wieder überraschend, dabei aber logisch und konsequent.
Doch keine gute, spannende Geschichte ohne Bösewicht und so möchte ich auch noch kurz auf Uram eingehen. Uram ist ein Erzengel im Blutrausch, brutal außerhalb jeder Vorstellungskraft und gierig nach Macht. Er richtet widerwärtige Blutbäder an und könnte den Untergang der bekannten Welt bedeuten. Ein Schurke, wie er im wahrsten Sinne des Wortes im Buche steht.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist – typisch für den Egmont LYX-Verlag – in Klappbroschur erschienen und weist die markanten Innenklappen auf, die nicht nur weitere Informationen liefern, sondern dem Taschenbuch auch mehr Stabilität verleihen. Das Cover ist in Blautönen gestaltet, lediglich der Titel sticht in einem kräftigen Rot hervor, während Untertitel und Autorin in Weiß gehalten sind.
In der oberen Hälfte ist eine ernste, hübsche Frau zu sehen, die sicherlich Elena darstellen soll und optisch sehr gut zur Protagonisten in diesem Buch passt. Auf der unteren Hälfte ist eine Großstadt abgebildet. Die Aufmachung des Buches macht allemal neugierig und passt gut zum Inhalt.

Das Buch ist in 39 Kapitel zuzüglich eines Epilogs eingeteilt. Der Schriftsatz ist schon recht klein gewählt, lässt sich aber noch gut lesen. An der Verarbeitung gibt es überhaupt nichts auszusetzen, nach dem Lesen weist der Buchrücken nicht einen Knick auf. Sehr schön!

Am Ende des eigentlichen Romans findet sich neben ein wenig verlagsinterner Werbung auch eine Leseprobe des Buches „Schattenwandler – Jacob“ von Jacquelyn Frank.


Fazit
In „Engelskuss“ erwartet den Leser ein interessanter Mix aus Erotik und grausamer Brutalität. Teilweise übertreibt es Nalini Singh mit den sinnlichen Szenen ein wenig und bremst damit die Geschichte etwas aus, doch alles in allem hält der Leser einen spannenden und teilweise auch blutigen Roman in den Händen.
Aufgrund der erotischen Szenen dürfte die Zielgruppe des Romans in erster Linie die weibliche Leserschaft umfassen.



Hinweise
Rezension von Jana Trautmann
Herzlichen Dank an den Egmont LYX-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo