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Gegen ihren inneren Widerstand muss 1664 die Historien-Malerin Sarah Meulemeester ein Bild über den Donnerschlag von Delft malen. Das Ereignis, das durch die Explosion eines Munitionslagers hervorgerufen wurde, hat nicht nur nahezu die halbe Stadt zerstört, sondern auch viele Menschen das Leben gekostet. Obwohl sie den Auftrag gerne abgelehnt hätte - zu tief ist ihre eigene Betroffenheit - macht sich Sarah Meulemeester ans Werk. Sie braucht das versprochene Honorar dringend, hat sie doch als Frau keinen leichten Stand in der Künstlerwelt. Durch den Zuspruch ihres väterlichen Freundes und Malerkollegen Johannes Vermeer rafft sie sich auf und schafft Ungewöhnliches. Doch noch bevor das Gemälde enthült werden kann, verschwindet es spurlos. Sarah Meulemeester ist verzweifelt, ihre Existenz gerät ins Wanken. So beginnt sie, nach dem verschwundenen Bild zu suchen und gerät unvermittelt in grosse Gefahr.

 

 

 

Autor: Alexandra Guggenheim
Verlag: Piper
Erschienen: Dezember 2009
ISBN: 978-3-492-25727-5
Seitenzahl: 281 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Alexandra Guggenheim lässt in ihrem Roman den Delfter Donnerschlag vom 12. Oktober 1654 aufleben. Sie lässt die Geschichte, wie es zur Zerstörung der halben Stadt gekommen ist, durch die Augen der geheimnisvollen Malerin Sarah Meulemeester entstehen. Durch den Auftrag des Stadtrates, das Gedenkbild zu malen, muss sich die Protagonistin noch einmal mit den tragischen Ereignissen auseinandersetzen, die auch für ihr eigenes Leben schicksalsträchtig und tragisch gewesen sind. Die Autorin zeigt sehr subtil auf, wie schwerwiegend das Ereignis für die blühende, niederländische Künstlerstadt gewesen ist. Sie sollte sich nie wieder ganz von diesem Einschnitt erholen. Neben der fiktiven Protagonistin lässt Alexandra Guggenheim eine ganze Reihe von historisch belegten Personen sprechen und handeln.


Stil und Sprache
Die Autorin bedient sich einer unprätentiösen Sprache, die den Zugang zur behäbigen Geschichte rund um den Donnerschlag leicht macht. Durch den Aufbau - die Begleitung der Protagonistin durch alle Phasen rund um das Bild - wird der Leser unvermittelt in die Geschichte hinein gezogen. Er erlebt die Selbstzweifel der Protagonistin, wird mit ihr auch Opfer von Schmähungen und von vom Neid gesteuerten Attacken. Denn Alexandra Guggenheim belässt es durchaus nicht dabei, die Ereignisse rund um den Delfter Donnerschlag aufzurollen. Sie schafft ein Bild, das zeigt, wie wenig eine Frau zu jener Zeit galt, wie wichtig sich die Ratsherren nahmen und vor allem, wie groß die Missgunst war, wenn eine Frau Erfolg hatte. Das stimmige Bild, das durch die sprachliche Virtuosität der Autorin geschaffen wird, hat keinerlei Einbrüche oder Längen. Dadurch wird der Roman zu einem Erlebnis der Sinne - mitunter ist man der Überzeugung das Öl, mit dem die Pigmente zur Farbe gemischt werden, zu riechen, die Farben in ihrer ganzen Pracht zu sehen, den Pinselstrich auf der Leinwand zu hören. Besonders positiv fällt auf, dass die Autorin ganz ohne Effekthascherei auskommt, ohne dass dabei die Spannung leiden würde.


Die Figuren
Die liebevolle Einbettung Sarah Meulemeesters in die Welt der in Delft lebenden Künstler macht die Protagonistin zu einer begreifbaren und dennoch geheimnisvollen Figur. Sie bleibt bis nahezu zum Schluss unnahbar und eigenwillig. Doch der Leser vergibt ihr auch Momente, in denen Trotz, Sturheit oder auch mal Selbstmitleid deutlich werden. Durch die Unaufgeregtheit, mit der Sarah Meulemeester ihren Weg geht, kommt sie dem Leser ganz nah und wird mühelos zur Identifikationsfigur. Ebenso gut getroffen sind die anderen Protagonisten, sei es nun der berühmte Maler Johannes Vermeer oder der Apotheker van Leeuwenhoeck, der sich auf eine unaufdringliche aber eindringliche Art um Sarah Meulemeester bemüht. Sehr gelungen ist auch die Vermieterin Sarahs, eine durch und durch bodenständige Frau, die sich oft grimmig gibt, aber ein weiches Herz hat.


Aufmachung des Buches
"Die Malerin von Delft" ist die Taschenbuchausgabe von "Die Malerin des Feuersturms". Leider wurde das Cover des Hardcover-Bandes nicht übernommen. Einmal mehr setzt der Verlag auf das schon hundertfach gesehene Muster mit Gemäldeausschnitt und abgeschnittenem Kopf. Diese wenig geglückte Adaption wird dem Roman nicht gerecht. Schön gemacht sind hingegen die Hinweise zum Schluss des Buches: Einerseits ein Verzeichnis der historisch belegten Personen, andererseits Hinweise zu passenden Gemälden oder auch eine Liste von Büchern, die in die gleiche Richtung gehen.


Fazit
Einmal mehr versteckt sich hinter einem wenig attraktiven Cover und einem Allerweltstitel ein feinfühliger Roman, der nach allen Regeln der Kunst aufgebaut ist, ein Sittengemälde der beschriebenen Zeit (Mitte 17. Jahrhundert) darstellt und sowohl vom Plott wie auch von den Figuren zu überzeugen vermag. Alexandra Guggenheim weckt mit "Die Malerin von Delft" das Interesse einerseits am tragischen Ereignis Donnerschlag, andererseits aber auch an der Malerei und ihren Facetten. So macht die Lektüre ausgesprochen Spaß und die Anschaffung lohnt sich trotz Aufmachung alleweil.


5 Sterne


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