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Im Sommer 1899 erfüllt sich Teos größter Wunsch. Sie reist mit ihrer Familie nach Venedig, in die Stadt der Gondeln, Kanäle und Palazzi. Doch der Anlass der Reise ist ernst: Venedig droht im Meer zu versinken und Teos Eltern, zwei Wissenschaftler, sollen nach einer Lösung des Problems suchen. Dass ihr Schicksal eng mit der Lagunenstadt verknüpft ist, ahnt Teo nicht – bis ihr „Der Schlüssel zur geheimen Stadt“ in die Hände fällt. Das Buch entführt Teo ins Reich der Meerjungfrauen, wo sie bei einer Tasse Seetangkakao schier Unglaubliches erfährt: Laut einer uralten Prophezeiung soll sie dazu auserwählt sein, Venedig zu retten …

 

  Autor: Michelle Lovric
Verlag: Loewe
Erschienen: 01/2010
ISBN: 978-3785568705
Seitenzahl: 512 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Dem Klappentext bleibt nicht viel hinzuzufügen, außer dass Teo kurz nach ihrer Ankunft in Venedig in einer urigen Buchhandlung ein Buch geschenkt bekommt, das wirklich außergewöhnliche Fähigkeiten hat: Es kann Wege zeigen, sie vor Gefahren bewahren, antike Münzen in gültiges Geld umwandeln und ihr überhaupt helfen, Venedig zu verstehen. Denn das muss sie, um die Stadt zusammen mit Renzo, einem venezianischen Jungen, vor dem Untergang zu bewahren.


Stil und Sprache
Ich war selbst noch nie in Venedig, habe aber viel darüber gelesen und war gespannt, mit diesem Buch eine Verknüpfung von historischen Roman, Jugend-Fantasy-Abenteuer und vielleicht ein bisschen Reiseführer zu lesen. Das Historische kommt mir allerdings hier deutlich zu kurz, zwar spielt die Geschichte im Jahr 1899, aber so richtig darauf eingegangen wird irgendwie nicht. Außer dass Teodora ein Kleid und eine Schürze trägt und ein Schiff mit Dampf fährt, weist fast nichts auf die Zeit hin, so könnte die Geschichte ebenso gut im Jahre 2010 spielen.
Dafür gibt es eine Menge Fantasy, eine schier unglaubliche Fülle von Ideen, die Michelle Lovric in ihrem ersten Jugendbuch umsetzt. So ziemlich jede Gruselgestalt in der Geschichte Venedigs hat hier ihren Auftritt, da treten sich die Geister und Monster teilweise fast gegenseitig auf die Füße. Hier wäre weniger manchmal mehr gewesen. Kaum hat man die (immer sehr knapp gehaltene) Erläuterung zu einer mythischen Geschichte verdaut, kommt gleich die nächste mit Volldampf angebrettert … nein, das geht sicher besser! Vielleicht hätte Michelle Lovric sich auf ein, zwei phantastische Gestalten weniger beschränken sollen und die übrigen dafür mit mehr Hintergründen ausstatten sollen. Da wäre dann insgesamt mehr Zeit für eine liebevollere Ausgestaltung von Story und Figuren geblieben, was dem Buch sicher nicht geschadet hätte. So hetzt man von einer bedrohlichen Situation in die nächste, ohne zwischendurch einmal kurz mit Teodora verschnaufen zu können.

Sprachlich bietet Michelle Lovric eine durchaus jugendliche, lockere Schreibweise, wenn allerdings im Jahre 1899 von der "In-Clique" der Schule die Rede ist, ist mir das dann doch etwas zu modern. Eine gesteltztere Sprache hätte allerdings auch nicht zu Teos eher burschikoser Art gepasst, so dass man diesen (einzigen) kleinen Schnitzer durchaus verzeihen kann. Teo teilt ihre Gedanken oft mit dem Leser, so dass diese manchmal wie wirklich laut ausgesprochen wirken, das hat mir sehr gut gefallen und bringt zusätzlich Atmosphäre ins Geschehen.


Figuren
Auch hier zeigt Michelle Lovric ihre vielen guten Ideen und auch hier bleiben sie irgendwie im Ansatz stecken. Wie viel mehr hätte man aus der Beziehung zwischen dem in Neapel aufgewachsenen, eher rustikalen Mädchen Teodora und dem gebürtigen Venezianer Renzo mit seiner Arroganz und seinem gezierten Benehmen machen können! Hier wurde eine Gelegenheit verpasst, das Traumpaar des 19. Jahrhunderts zu schaffen. Schade drum, denn beide sind auf ihre Art sympathisch und auch durchaus gut gezeichnet. Genau wie die graue Dame, über die ich gern mehr erfahren hätte. Leider war dafür wohl keine Zeit vor lauter Geistern und fiesen Monstern, von denen es wirklich eine Menge gibt. Teilweise sind diese auch so übel beschrieben, dass ich meine Zweifel hatte, ob 12-jährige das lesen wollen, abgehackte Füße, blutige Armstümpfe und Köpfe, die unter dem Arm getragen werden, müssen für mich nicht unbedingt sein …
Bei manchen Figuren fehlte mir auch einfach der Zusammenhang, bis zum Schluss war mir etwa nicht klar, was Teo und Maria eigentlich verbindet. Auch Teos Eltern bleiben etwas konturlos und gehen mit dem Schicksal ihrer Tochter eher oberflächlich und gefühlsarm um. Da wäre wirklich mehr drin gewesen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat einen sehr fantasievoll gestalteten Umschlag, der eine in pastelligen Farben gezeichnete Ansicht von Venedig mit einer Meerjungfrau im Vordergrund zeigt. So ganz passt es nicht zum teilweise recht gruseligen Inhalt des Buches, spricht aber dennoch den Leser an. Die Kapitel sind zahlreich und sehr kurz, teilweise nur drei bis vier Seiten lang. Vorn und hinten findet sich jeweils ein historischer Stadtplan Venedigs, außerdem sind in einem Anhang einige der verwendeten Mythen und Sagen Venedigs erläutert.


Fazit
Nicht schlecht, aber auch kein überragendes Jugendbuchdebüt. Die wirklich guten, oft außergewöhnlichen Grundideen sind, besonders was Atmosphäre und Erzähltempo angeht, nicht durchweg konsequent umgesetzt, so dass man sich schnell ein bisschen gehetzt fühlt. Für die angesprochene Altersgruppe trotzdem spannend (sagt meine 13-jährige Tochter), daher etwas über dem Durchschnitt.


3 5 Sterne 


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