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>>Ich wurde in einer Gewitternacht am 22.September 1746 in der schönen Region Akadien an der Grenze der amerikanischen Kolonie Neufrankreich geboren. Nach kaum drei Tagen des Daseins in diesem Haus, das nach Fett und Holzfeuer roch, war ich bereits Waise...

 

  Autor: Tiburce Oger
Illustrationen:  Patrick Prugne
Verlag: Splitter Verlag
Erschienen: November 2009
ISBN: 978-3-86869-082-8
Seitenzahl: 104 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)


Die Grundidee der Handlung
Der kleine Junge >Jack< ist nicht gerade vom Glück gesegnet. Als er drei Tage alt ist, stirbt seine Mutter, fortan muss er sich als Vollwaise den Tücken des Lebens stellen. Da sich keiner um das kleine Baby kümmern will, landet er im Waisenhaus. Als heranwachsender Junge muss er hier viel erdulden. Ständig wird er von den Älteren verprügelt, bis er schließlich kräftig genug ist, sich zur Wehr zu setzen. Es sieht zunächst so aus, als würde ihn sein  Schicksal dazu verdammen an Bord eines englischen Segelschiffs als Schiffsjunge zu arbeiten. Das Schiff soll Waffen transportieren, die für den Krieg gegen die Franzosen bestimmt sind. Bei einem Zwischenstopp am afrikanischen Kontinent wird dann weitere Ware an Bord genommen. Es handelt sich um Sklaven. An Bord ist ein seltsamer Kauz, der Lucky Roberts genannt wird. Dieser Mann zettelt eine Meuterei an und schenkt den Sklaven die Freiheit. Eine lange Zeit der Flucht beginnt, denn sie haben das kleine Mädchen des Kommandanten als Geisel mitgenommen. Doch das Schicksal hält für Jack etwas anderes bereit, als ein Leben als Geächteter...

Die Erzählung um den Jungen Jack besitzt leider nicht sehr viel Tiefgang, sie ist einfach zu kurz geraten. Elemente aus der "Schatzinsel" wurden verquickt mit der dramatischen Lebensgeschichte eines Waisenjungen, zur Zeit des amerikanischen Franzosen- und Indianerkriegs, kurz vor der amerikanischen Revolution.

Optisch hingegen ist Canoe Bay ein außergewöhnliches Werk. Die Zeichnungen sind ein Mix aus Aquarellgemälden und Comicstil, wobei der Gesamteindruck eher Gemäldecharakter hat.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Visuell hat Patrick Prugne hier ein Werk von großer Stilsicherheit und Schönheit erschaffen. Offensichtlich wollte er etwas völlig Eigenständiges und Neues erschaffen. Dies ist ihm auch sehr gut gelungen. Mit leuchtenden Pastellfarben koloriert er seine Zeichnungen im Stil von Aquarellgemälden. Vor allem die Landschaftszeichnungen sind aus diesem Grund wunderschön anzusehen. Die Farbverläufe sind so sanft und übergangslos, wie man sie nur von Aquarellen kennt. Anhand der Arbeitsskizzen, die am Ende des Bandes zu finden sind, kann man gut erkennen, dass Prugne offensichtlich Aquarell-Buntstifte verwendet hat. Das erklärt auch die sauberen, klar umrissenen Konturen in Verbindung mit den perfektionistischen Farbverläufen. Mit normaler Aquarelltechnik wäre das ein Ding der Unmöglichkeit, es sei denn, man würde die Originalzeichnungen bei der Reproduktion deutlich verkleinern. Dass dem wohl eher nicht so war, lässt sich ebenfalls anhand der Skizzen gut erkennen. Die Gesichter der Charaktere sind ausdrucksstark und ausreichend detailliert. Der Gewaltgrad der Zeichnungen ist angenehm niedrig. Auf unnötig brutale Gewaltdarstellung wurde verzichtet, es wurde aber auch nichts geschönt.

Das Layout der Seiten ist klassisch. Die Kästchen sind rechteckig und mit weissen Stegen voneinander abgetrennt. Die Seiten sind ebenfalls weiss umrandet. Was das Layout betrifft, gibt es nichts, was besonders erwähnenswert wäre. Es gibt weder vollformatige Zeichnungen noch Halbseitige, mit Ausnahme der Illustrationen im Skizzenteil. Hier kann man auch ganzseitige Entwürfe und ausgearbeitete Zeichnungen bestaunen.

Den Textsatz finde ich hingegen nicht so gelungen. Es findet zwar die bei Comics übliche Schriftart Verwendung, aber diese kantigen Buchstaben wollen sich einfach nicht in das harmonische, weiche Gesamtbild einfügen. Eine etwas fliessendere Schriftart wäre hier eindeutig die bessere Wahl gewesen.


Aufmachung des Comics
Der Comic ist, wie beim Splitter Verlag üblich, sehr hochwertig verarbeitet. Die Leimbindung ist hochwertig und sehr haltbar ausgeführt. Das für die Buchdeckel verwendete Kartonmaterial ist von guter Qualität und besitzt eine glänzende Oberfläche. Das Cover stellt ein sehr schönes Aquarell dar, das den Leser perfekt auf den Zeichenstil des Comic vorbereitet. Es zeigt zwei Indianer in einem Kanu, im Hintergrund verschwindet ein Dreimaster im blauen Dunst. Auf der Rückseite des Comics findet sich ein ganzseitiges Portrait von "Lucky Roberts".

Die Ausstattung ist traumhaft und lässt keine Wünsche offen. So spendierte Splitter dem Comic 25 Extraseiten, auf denen der Leser jede Mengen Skizzen von Patrick Prugne bestaunen darf. Sie vermitteln dem Leser ein recht detailliertes Bild von der Entstehung der Zeichnungen.


Fazit
Die stilsichere und sehr gelungene Artwork, sowie die oppulente Ausstattung können nicht über die etwas schwache Geschichte hinwegtäuschen. Optisch eine klare Empfehlung (5 Sterne), inhaltlich leider nur Mittelmaß (3 Sterne). Schade, das hätte ein Meilenstein werden können.


 


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Splitter-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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