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Der Würzburger Bischof will eine Residenz, prächtiger als Versailles. Zum Baumeister bestimmt er den unbekannten Balthasar Neumann. Die neidischen Konkurrenten sinnen auf Rache. Da erhält Neumann Unterstützung von einer Fremden. Das Schicksal hat die junge Sabiha aus dem Harem eines Wesirs in die Länder der Ungläubigen verschlagen. Sie träumt von einem Caffeehaus in der fränkischen Stadt, prunkvoll und eines Sultans würdig. Gegen alle Widerstände machen sich die beiden Außenseiter daran, ihre kühnen Pläne zu verwirklichen.

 

  Autor: Roman Rausch
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 1. Dezember 2009
ISBN: 978-3499249778
Seitenzahl: 384 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Würzburg, Kaffee, der Türkenkrieg, ein Schloss und ein Architekt. Man nehme diese Zutaten, mixe dies gut durch und schon hat man eine interessante und etwas andere Grundlage für einen historischen Roman. Was genau an dieser Kombination es war, dass den Autor zum Verfassen dieses Buches animierte, wird wohl nur er selbst beantworten können. Roman Rausch, eigentlich Krimiautor, hat sich hier auf fremdes Terrain gewagt und sich tapfer geschlagen.


Stil und Sprache
Die Geschichte ist in sehr leichter Sprache, aber sehr flüssig erzählt. Zu Beginn erhält man – leider nur einen sehr kurzen – Einblick in das Leben der Frauen in einem Harem. Die entscheidende und tragende Rolle spielt der Kampf um die Festung Kalemegdan in Belgrad, dessen Fall die Protagonistin Sabiha ihr Leben lang nicht vergessen kann. Der hauptsächliche Schauplatz jedoch ist das Würzburg des 18. Jahrhunderts. Roman Rausch gewährt dem Leser sehr viel Einblick in die damalige Politik, in die Machtkämpfe der Fürsten und den Umgang mit den gefangenen Türken, die bei den Schlachten in Belgrad oder anderen Städten in die Hände der Deutschen fielen.
Neben der Entstehung des Caffeehauses ist ein ganz wichtiger Part dem Bau des Schlosses für den Würzburger Fürstbischof gewidmet. Der Plan des Baus, die Entwicklung bei der Vergabe an den Architekten Neumann, die Künstler, die dabei eine große Rolle spielen, und die politischen Ränke und das Tauziehen der Architekten Neumann und Hildebrandt sind eindrucksvoll festgehalten. Dadurch rutscht die Entwicklung des Caffeehauses etwas in den Hintergrund. Man bekommt das Gefühl, dass auch dem Autor auffällt, dass er dem Bau des Schlosses mehr Aufmerksamkeit schenkt und so mit manchmal etwas nicht ganz glaubhaft wirkenden Ereignissen die Geschichte wieder auf die Türkin Sabiha lenkt. Manche Geschehnisse um die Protagonistin sind aber doch etwas sehr weit hergeholt, wie die Befreiung Sabihas durch Veit aus dem Steinbruch oder die Geschehnisse um den Fürstbischof Anselm Franz von Ingelheim.
Sehr positiv anzumerken ist, dass die ganze Erzählung nicht einmal in eine – wie man vielleicht ob der Kurzbeschreibung des Buches annehmen möchte – kitschige oder flache Liebesgeschichte abgleitet.


Figuren
Sehr schwierig ist es zu beschreiben, was an dem ansonsten sehr gelungenen Buch fehlte, um einen bleibenden und vor allem prägenden Eindruck zu hinterlassen.
Die Figuren sind nicht schwarz/weiß gemalt und können keinem Schema zugeordnet werden. Auch gibt es keine expliziten Beschreibungen ob des Aussehens der Figuren, sodass dies der Fantasie des Lesers überlassen bleibt, und dennoch fehlt etwas ganz Entscheidendes: Die Empathie. Die Figuren wirken etwas leblos und man kann sich mit ihnen nicht identifizieren. Dies mag bei einem Krimi nicht so störend sein, da der Hauptpart dem verbrecherischen Geschehen gilt. Bei einem historischen Roman jedoch, der auch die Zeit und das damalige Leben vermitteln soll und dadurch erst authentisch wird, ist das Mitfühlen mit den Figuren unerlässlich. Man erfährt nicht, was in den Köpfen der Figuren vorgeht. Es wird zwar erwähnt, aber nicht vermittelt.


Aufmachung des Buches
Ein sehr schönes augenfälliges Taschenbuch. Die Grundfarbe des Umschlages ist ein dunkles, sattes Rot und auf der Vorderseite, unter dem Namen des Autors und des Buchtitels, befindet sich das Motiv einer jungen Frau in türkisch anmutender Kleidung, die gemütlich vor einem kleinen Tischchen auf roten Polstern sitzt.
Eine Danksagung des Autors und ein paar historische Hinweise findet man noch am Ende des Buches.


Fazit
Roman Rausch ist Krimiautor und das, wie es scheint, sehr erfolgreich. Für den ersten Roman aus dem Genre der Historischen Bücher ist die gute Recherche und das explizite Wiedergeben der vergangenen Ereignisse absolut bemerkenswert. Mit etwas mehr Empathie kämen auch die Figuren besser zum Tragen und würden den Leser mehr in Bann ziehen.
Wer Wert auf Liebesromanzen und gefühlvolle Szenen legt, wird mit diesem Buch weniger glücklich werden. Letztendlich ein überraschend guter Historienroman mit viel Information über die Zeit um die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, was das Buch allemal lesenswert macht.


3 5 Sterne


Hinweise
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