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Weihnachtsgeschichten, wie man sie garantiert noch nie gelesen hat …

Nicht nur Sookie Stackhouse, unsere gedankenlesende Kellnerin aus Louisiana, erlebt ungewöhnliche Weihnachten. Fünfzehn Autorinnen und Autoren haben sich Geschichten zum Thema Werwölfe und Weihnachten ausgedacht, wie man sie garantiert noch nirgendwo gelesen hat. Zur Auflockerung ist natürlich auch der ein oder andere Vampir mit dabei.

 

  Autor: diverse; Herausgeber: Charlaine Harris & Toni L.P. Kelner
Verlag: dtv
Erschienen: 01.10.2009
ISBN: 978-3-423-21175-8
Seitenzahl: 480 Seiten


Die Idee, Stil und Sprache
Charlaine Harris und Toni L.P. Kelner hatten die Idee zu einer Anthologie, in der Werwölfe und Weihnachten eine Rolle spiele sollten; die meisten Autorinnen und Autoren, die sie mit dieser Idee konfrontierten, steuerten auch gerne eine Kurzgeschichte bei. Und so hält der Leser nun ein Buch mit 15 Kurzgeschichten in den Händen. Wie bei Anthologien üblich, gilt auch hier: So unterschiedlich die Autoren sind, so unterschiedlich sind auch die Geschichten. Das betrifft nicht nur die Grundidee der einzelnen Texte und deren Länge (von sieben bis fünfzig Seiten ist alles dabei), sondern leider auch die Qualität.

Den Auftakt macht Charlaine Harris mit der Kurzgeschichte „Ein unvergessliches Weihnachtsfest“, in der der Leser auf die bekannte Figur Sookie Stackhouse trifft. Diese Kurzgeschichte spielt gut zwei Jahre nach dem ersten Roman mit Sookie; durch die Zusammenfassung wichtiger Details in Rückblicken haben auch Leser, die noch nicht auf diese sympathische Figur getroffen sind, keine Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Dennoch hat die Geschichte natürlich einen deutlich größeren Reitz, wenn man Sookie bereits kennt und liebt.
Nun folgen weitere Kurzgeschichte, wobei die eine kurz und bündig geschrieben ist und es mehr auf die Pointe als auf die Figuren ankommt („Das hãr des thieres“ von Donna Andrews), während die andere Geschichte ganz gut geschrieben, aber leider sehr vorhersehbar ist („Lucy, alle Jahre wieder“ von Simon R. Green). In der vierten Kurzgeschichte („Die Nacht, die alles verwandelte“ von Dana Cameron) treibt den Leser das Wort „Fangzahngeschöpfe“ irgendwann in den Wahnsinn, kommt es doch gefühlt in beinahe jedem Satz vor. Dennoch kommt Spannung auf, die durch das Streichen unwichtiger Details sicher noch besser hätte herausgearbeitet werden können. Die Geschichte „Ein Werwolf zu Weihnachten“ (Kat Richardson) zieht den Leser durch einen krassen Anfang in die Geschichte hinein, doch dann plätschert die Handlung mehr vor sich hin, um den Leser mit einem platten Ende abzuspeisen.
Eine der besten – oder gar die beste – Kurzgeschichte in dieser Anthologie ist von Alan Gordon („Ungebetene Gäste“): spannend von Anfang an, ein flotter, mitreißender Erzählstil und eine dreidimensionale Figur. Was will man mehr? Auch in der folgenden Kurzgeschichte von Carrie Vaughn („Il est né“) nehmen die Figuren schnell Gestalt an und wirken lebendig. Der Schreibstil ist flüssig, die Spannung leider nur mittelmäßig. Übrigens ist eine der Hauptfiguren Kitty, bekannt als Radiomoderatorin von „Midnight Hour“ aus der gleichnamigen Roman-Serie der Autorin.
Die Kurzgeschichte „Das perfekte Geschenk“ von Dana Stabenow ist nichts Ganzes und nichts Halbes; ohne erkennbaren roten Faden findet der Leser sich in einer eher zusammenhanglosen Geschichte wieder. Der Erzählstil der Autorin ist jedoch schön. Dafür wird der Leser mit der Geschichte „Der Geist der vergangenen Weihnacht“ von Keri Arthur belohnt, denn diese ist wirklich klasse, mit einem humorvollen und lockeren Schreibstil. Eine Mord(s)geschichte, gepaart mit einer Liebesgeschichte, die zunächst eigentlich keine ist. Die folgende Geschichte („Das Buch Bob“) von J.A. Konrath ist ebenfalls humorvoll, um nicht zu sagen absolut crazy. Ich sage nur Werwölfe, Werschildkröten, Werkorallen und hustensaftbekiffte Psychopathen der Heilsarmee … Eine unterhaltsame, wenn auch nicht ernstzunehmende Geschichte.
„Davids Stern“ von Patricia Briggs wartet mit einem flotten Erzähltempo auf, doch leider nur mit mäßiger Spannung, da die Geschichte einfach zu vorhersehbar ist. Der folgenden Geschichte von Nancy Pickard (“Besser nicht schmollen“) liegt zwar eine nette Idee zu Grunde, die Umsetzung schwächelt leider und das Ende ist auch recht platt. „Schwarze Schafe“ (Karen Chance) hätte ein guter Roman werden können, doch für eine Kurzgeschichte ist der Text zu überfrachtet, sodass gerade am Anfang vor lauter Informationen die Handlung zu kurz kommt. „Milch und Plätzchen“ von Rob Thurman erfreut den Leser mit einem unerwarteten, überraschenden Ende – so soll es sein!
Toni L.P. Kelner schließt die Anthologie mit seiner Geschichte „Denn siehe, er hütet seine Herde“ ab. Eine nette, aber nicht herausragende Geschichte. Die Figuren bleiben zu blass, als das man sich mit ihnen identifizieren und somit richtig in die Geschichte hätte eintauchen können.

Schade ist, dass einigen Geschichte der Witz bzw. Überraschungsmoment dadurch bereits genommen wurde, dass dem Leser von Anfang an klar ist, dass in jeder Geschichte Werwölfe eine Rolle spielen.


Aufmachung des Buches
Optisch ist das Taschenbuch passend zum Thema gestaltet: Vor dem Vollmond ist die Silhouette eines jaulenden Wolfes zu sehen, drei Fledermäuse flattern ebenfalls durchs Bild. Im Vordergrund sind Misteln abgebildet. Ein schöner Gimmick: Die menschlichen Fußabdrücke im Schnee wandeln sich plötzlich in die Pfotenabdrücke des jaulenden Wolfes.
Das Cover selbst ist – bis auf den matten Mond – komplett metallisch gehalten, wobei Fingerabdrücke glücklicherweise nicht zu einem unschönen Anblick werden.

Die Papierqualität lässt leider zu wünschen übrig, denn durch das wirklich dünne Papier scheinen die Buchstaben der Folgeseiten durch …

Im Anhang werden (in sehr kleiner Schrift) die Autorinnen und Autoren der Anthologie kurz vorgestellt.


Fazit
Ein werwolfweihnachtliches Kurzgeschichtenbuch mit Höhen und Tiefen. Spannende und lustige, aber auch vorhersehbare und eher dahinplätschernde Geschichten erwarten den Leser. Wer keine allzu hohen Erwartungen an die Gesamtmischung hat, wird hier auf die eine oder andere gute Geschichte für die dunklen Winterabende treffen.


3 Sterne 


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Die Autorinnen und Autoren:
Donna Andrews, Keri Arthur, Patricia Briggs, Dana Cameron, Karen Chance, Alan Gordon, Simon R. Green, Charlaine Harris, Toni L. P. Kelner, J. A. Konrath, Nancy Pickard, Kat Richardson, Dana Stabenow, Rob Thurman, Carrie Vaughn.

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