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„Öland“ ist die Insel der Nebel und der weiten Ebenen. Ein Junge verschwindet auf gespenstische Weise. Erst zwanzig Jahre später findet sich eine rätselhafte Spur und ein Täter, der längst tot und begraben ist …

 

Oeland  Autor: Johan Theorin
Verlag: Piper
Erschienen: 03/2008
ISBN: 978-3492050890
Seitenzahl: 448 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Öland, eine Insel vor Schweden, geprägt durch eine weite, offene Graslandschaft, dünn besiedelt. 1972 verschwindet an einem nebligen Spätsommertag ein kleiner Junge spurlos. Zwanzig Jahre später erhält seine Mutter, die die Hoffnung nie aufgegeben hat und längst nicht mehr auf Öland lebt, einen Anruf ihres Vaters. Er hat eine winzige Spur entdeckt, die vielleicht zu Jens, ihrem nie vergessenen Sohn führt. Julia macht sich mit zwiespältigen Gefühlen auf den Weg an den Ort, an dem ihr Leben zerstört wurde, und begibt sich mit ihrem Vater auf eine mühsame Suche nach der Wahrheit. Dabei fällt immer wieder der Name von Nils Kant, der schon als Kind in den Ruf geriet, seinen kleinen Bruder getötet zu haben und der auch danach immer wieder im Verdacht stand, an allem Bösen schuld zu sein, das auf der Insel geschah. Doch Nils Kant starb lange, bevor Jens verschwand, kann er trotzdem der Täter sein?


Stil und Sprache

Schon wieder ein schwedischer Krimi, gibt es davon immer noch nicht genug? So könnte man denken, bevor man dieses Buch gelesen hat. Aber dieser Roman ist einfach anders. Von der ersten Seite an zieht einen die Geschichte in ihren Bann, wenn erzählt wird, wie der kleine Jens einfach im Nebel verschwindet. Danach wechselt die Erzählperspektive regelmäßig zwischen Julia und ihrem Vater Gerlof in der Gegenwart und der Geschichte von Nils Kant, die lange vorher beginnt. Interessant, dass dabei die Vergangenheit im Präsens und umgekehrt erzählt wird, verdeutlicht dieser Kniff doch, wie sehr das längst Vergangene manchmal präsent bleibt und wie es noch nach Jahrzehnten die Gegenwart beeinflussen kann.

Johan Theorin entfaltet mit seiner Geschichte eine solche Sogwirkung, dass man als Leser förmlich in das Buch hineingezogen wird. Die raue und mythische Landschaft Ölands bildet die Kulisse für eine faszinierende, zeitweise richtig gruselige Story, die sich subtil steigernd auf einen unausweichlichen Höhepunkt zusteuert, wie ich ihn selten gelesen habe. Dabei beginnt die Handlung ganz sanft, eher gemächlich werden die Figuren eingeführt und mit dieser typisch „nordischen“, schnörkellosen Sprache eine hintergründige, atmosphärisch dichte Geschichte entwickelt. Dabei taucht man als Leser schnell derart in die Handlung ein, dass es einen (wie mir passiert) bei einer Unterbrechung der Lektüre von außen schon mal vom Sofa reißen kann … einfach grandios!


Figuren

Julia ist eine gebrochene Frau, ein psychisches Wrack, einsam und ohne Perspektive. Zunächst unsympathisch, entwickelt sie sich im Laufe der Geschichte weiter, lernt mit ihrer Trauer um den verlorenen Sohn umzugehen und letztlich zu akzeptieren, dass es vielleicht kein Happy-End für sie gibt. Sie wird äußerst glaubwürdig und lebendig dargestellt, mit trotz einer Menge Rotwein klarem Blick für das Wesentliche und ihre eigenen Schwächen.

Neben Julias Vater, einem gebrechlichen alten Mann, der aber dennoch konsequent seinen Weg geht, ist Nils Kant eine weitere Hauptfigur, dessen Wesenszüge und Motive zwar knapp und eher nüchtern, aber dennoch äußerst glaubhaft geschildert werden. Auch ihn als Antagonisten kann man als Leser bis zu einem gewissen Punkt verstehen und sich in ihn hineinversetzen.

Insgesamt ist die Zahl der handelnden Personen eher überschaubar, dafür geht es für einen Krimi ungewöhnlich in die Tiefe, wenn Beziehungen untereinander, Lebensmotive und Handlungsweisen dargestellt werden. Gerne wüsste ich, wie es nach dem teilweise offenen Ende mit den Menschen auf Öland weitergeht!


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Cover eine menschliche Silhouette vor einem abendlichen Himmel auf einem Felsen am Meer. Eher unauffällig ausgestattet, geht dieses Buch (zu Unrecht) möglicherweise auch wegen des nichtssagenden Titels schnell zwischen ansprechenderen Gestaltungen unter. Hochwertig dagegen ist die Innenausstattung mit einem stabilen Lesebändchen.


Fazit

Für Fans schwedischer Krimis ein besonderes Buch, mit einer geschickt gewobenen Story vor dramatischer Kulisse und ein paar (kleinen) Gruseleffekten. Eins meiner persönlichen Highlights dieses Jahres!


5 Sterne


Hinweise
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