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"Die Maus die in die Kälte ging", "Bakterien halten zusammen", "Der Zellstrahldrucker","Die spinnen die Spinnen" oder die "Chemie des Jungbrunnens" - Michael Groß hat Spaß an den inetelligenten und mitunter etwas bizarren Erfindungen der Natur. Spannende Phänomene, dazu ungewöhnliche Forscherpersönlichkeiten und neueste Technologien stellt er in 61 Kapiteln vor.

Groß berichtet von winzigen "Bärtierchen", die schon mal einen "Winterschlaf" von 100 Jahren machen; von Fröschen, die man getrost küssen kann, auch wenn sie sich nicht in Prinzen verwandeln; von der Rekonstruktion genetischer Codes, die uns irgendwann einen echten Jurassic Park bescheren könnten.

Groß´ Reportagen aus Nanowelten, aus Amazonien, aus fernen Orbits begeistern in wunderbar unakademischem Ton für alles Spektakuläre und Skurrile dieser Welt. Der Chemiker und Wissenschaftsjournalist, der auch für Magazine wie "Spektrum der Wissenschaft" oder "Chemie in unserer Zeit" schreibt, zeigt, dass Wissenschaft Spaß macht, Neugier weckt und den eigenen Forschergeist beflügelt.

 

  Autor: Michael Groß
Verlag: Wiley VCH
Erschienen: September 2009
ISBN: 978-3-527-32490-3
Seitenzahl: 284 Seiten


Stil und Sprache

Der Stil von Michael Groß ist relativ flott, der promovierte Biochemiker kann jedoch oft nicht über seinen Schatten springen. Was für einen Akademiker eine heitere Sprache ist, das ist für einen Durchschnittsmenschen mit dem Abschluss der Fachhochschulreife, womit ich dann auch schon im gehobeneren Mittelfeld rangiere, eher ermüdend. Man merkt vielen Beiträgen an, dass sie ursprünglich für die Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft" oder ähnliche Publikationen verfasst wurden. Wer schon mal in dieses Magazin hineingelesen hat, der weiß vwovon ich rede. Allen, die an diesem Buch Interesse zeigen, empfehle ich im Zeitschriftenhandel mal einen Blick in die neueste Ausgabe von "Spektrum der Wissenschfaft" zu werfen. Wenn Ihnen der Stil dieser Zeitschrift gefällt, dann könnte auch dieses Buch etwas für sie sein.

Spannung kommt hier jedenfalls keine auf, der einzige Daseinszweck diesen literarischen Werkes ist es, Information zu vermitteln. Es handelt sich um insgesamt 61 einzelne Essays, die zum Teil recht ähnliche Themen behandeln. So wird sehr viel über Proteine und was sie alles bewirken können, geschrieben. Zwischendurch gibt es immer mal wieder etwas leichtere Kost, aber von einem Unterhaltungswert kann man nie reden.


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Der Stoff, der einem hier vermittelt wird, ist nicht jedermanns Sache. Es geht mir völlig ab, was hier skurril und witzig sein soll. Okay, der "Zellstrahldrucker" ist eine durchaus ganz witzige Anekdote. Hier werden Versuche beschrieben, in denen auf einem handelsüblichen Tintenstrahldrucker mit einer Tinte aus lebenden Zellen gedruckt wurde und die daraus resultierenden Möglichkeiten einer weiteren Untersuchung unterzogen wurden. Beim Sex zwischen Mikroben findet sich zwar eine schlüpfrige Überschrift, der Text selbst ist jedoch vollkommen öde. Diese Art von Texten überwiegt leider, bei vielen schwirrt einem vor lauter Fremdwörtern der Kopf. Oft fragt man sich am Ende was einem das gerade gelesene denn nun eigentlich sagen wolle, woraufhin man das Ganze erneut durchliest, ohne am Ende dann wirklich schlauer zu sein.
Positiv zu erwähnen ist, dass am Ende jeder Geschichte ein Absatz mit der Überschrift "Was danach geschah" folgt. Hier erfährt der Leser, welchen Einfluss die zuvor erlangte Erkenntnis auf das alltägliche Leben haben könnte, oder bereits hat. Dies ist sehr hilfreich, stellt es doch den Bezug zu alltäglichen Dingen her, auch wenn der informative Teil zuvor sehr abstrakt war.

Informiert wird man in dieser Lektüre reichlich, unterhalten überhaupt gar nicht. Angesprochen werden wohl überwiegend Leser aus dem akademischen Umfeld. Die Gestaltung des Buches vermittelt hier aber ein ganz anderes Bild, doch dazu später mehr. Locker leichtes Wissen, um damit womöglich auf einer Party zu prahlen, findet sich in diesem Buch nicht, es sei denn, es handelt sich um eine Party von Studenten aus dem Fachbereich Chemie oder Biologie.


Aufmachung des Buches
Das Buch kommt in bester Leinenbindung daher, als zusätlichen Schutz besitzt es außerdem einen Schutzumschlag. Dieser ist sehr ansprechend gestaltet, er zeigt die Ilustration eines Schnabeltiers. Doch hier muss ich auch einige Kritik üben. Der Umschlag vermittelt ein falsches Bild vom Inhalt dieses Werkes, suggeriert er einem doch, dass es sich hier um ein Jugendbuch handeln müsste (meiner 4-jährigen Tochter hat er spontan zugesagt). Inhaltlich ist es dann aber ein absolutes Erwachsenenbuch, höchstens ein Gymnasiast in der Oberstufe könnte hier Interesse zeigen.

Auch im Innern ist von der jugendlich-frechen Aufmachung rein gar nichts mehr zu finden. Nur wenige Bilder, die zudem auch noch Schwarz-Weiß gedruckt sind. Dazu ein paar Diagramme, jede Menge Quellenverweise und sonst nur Text. Das Seitenlayout entspricht einem normalen Buch und wirkt alles andere als lebendig. Viele Texte strotzen vor Fremdwörtern, Inhalte, die dies ein wenig auflockern und ein allgemein verständlicheres Bild zeichenen würden, sucht man vergeblich.


Fazit
Das Buch ist durchaus empfehlenswert, jedoch sollte einem klar sein, dass der Einband, in seiner jugedlichen, fast kindlichen Gestaltung, ein völlig falsches Bild vom Inhalt des Buches vermittelt. Die Inhaltsangabe ist hier auch nicht gerade hilfreich, vermittelt sie einem doch eher, dass hier Wissen auf lockere, leichte Art vermittelt wird. Im Hinblick auf das Wissen, dass da vermittelt wird, stimmt dies sogar in gewissem Umfang, aber wer interessiert sich schon für Proteine, Iteine, Genomische Prägung und all die Dinge, um die es hier so geht? Dieser Stoff ist ausgesprochen trocken und die anfängliche Neugierde, mit der man ans Lesen geht, erlahmt schon bald. Chemiestudenten, Biologiestudenten und allen, die ein tiefergehendes Interesse an Themen dieser Fachbereiche haben, sei es jedoch ans Herz gelegt. Für diese Zielgruppe könnte es durchaus erheiternd sein in diesem Buch zu schmökern. Allen anderen würde ich doch eher abraten hier ihr Geld zu investieren.



Erläuterung zu den Sternen:
4 Sterne für den Inhalt, davon ziehe ich einen Sterne für die irreführende Aufmachung, die gezielt Personen anspricht, die mit diesem Buch rein gar nichts anfangen können, ab. Als Gesamtwertung bleiben somit 3 Sterne.


Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Wiley VCH -Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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