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An einem ganz normalen Frühlingsmorgen beginnt der globale Albtraum: Das weltweite Stromnetz bricht von einer Sekunde auf die andere zusammen. Sämtliche Kommunikationssysteme kollabieren, urplötzlich stürzen Flugzeuge vom Himmel, innerhalb von Stunden regieren Chaos, Gewalt und Anarchie. Es geht um das nackte Überleben in einer bis dahin unbekannten Welt – aber nur die wenigsten scheinen dieser Herausforderung gewachsen. Gibt es Hoffnung für die Menschheit oder werden am Ende nur die Ratten triumphieren? Ein intelligenter, mitreißender Thriller über den totalen Blackout und eine Zivilisation am Scheideweg zwischen Hightech und Mittelalter. Gnadenlos spannend!

 

  Autor: Michael Tietz
Verlag: bookspot
Erschienen: 05/2009
ISBN: 978-3937357379
Seitenzahl: 840 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Es ist der 23. Mai und um 7.00 Uhr morgens fällt in Wellendingen, einem 400-Seelen-Ort nahe der Schweizer Grenze, der Strom aus. Was zunächst als einfach zu behebender Zwischenfall erscheint, entpuppt sich als weltweite Katastrophe. Fortan funktionieren weder Strom noch Telefon, auch Handys und Navigationssysteme fallen aus und fließendes Wasser gibt es auch nicht mehr. Von einem Moment auf den anderen fällt die Welt technisch gesehen ins Mittelalter zurück und viele Menschen tun es auch. Erzählt wird beispielhaft die Geschichte der Familie Seger aus ebendiesem Dorf Wellendingen. Eva Seger ist Krankenschwester und an diesem Morgen an ihrer Arbeitsstelle, dem nächstgelegenen Kreiskrankenhaus, während ihre Tochter Lea bei den Nachbarn unterkommt. Hans Seger ist geschäftlich in Schweden unterwegs und erlebt die Katastrophe weit weg von seiner Familie. Ob und wie die Familie wieder zusammenfindet und was außerdem noch in und um Wellendingen herum passiert in den folgenden Wochen, das erzählt Michael Tietz in seinem Erstlingsroman.


Stil und Sprache

Michael Tietz hat sehr lange an seinem Romandebüt gearbeitet und das merkt man diesem auch an. Sehr detailverliebt und eindringlich beschreibt er in aller Ausführlichkeit die Folgen eines alles vernichtenden Computervirus. Dabei bleibt er trotz aller Genauigkeit sehr nüchtern und schildert die Ereignisse eher aus der Distanz. Teilweise liest sich das dann fast wie ein Polizeiprotokoll, wenn etwa Verletzungen von angegriffenen Polizisten bis in die letzte Hautfalte hinein beschrieben werden. Das ist ziemlich brutal und soll wohl auch bewusst schockieren, geht dabei aber manchmal auf Kosten einer flüssigeren Handlung. Dennoch ist diese klare Darstellung wiederum erforderlich, um dem Leser wirklich deutlich zu machen, wie leicht unsere fragile, technikabhängige Welt zu erschüttern ist. Da fragt man sich beim Lesen immer wieder, ob eine solche Katastrophe wirklich möglich wäre und wie man selbst damit umginge…

Neben den Schilderungen aus dem Dorf Wellendingen gibt es kapitelweise Einschübe, in denen Michael Tietz beispielhaft andere Orte der Welt und die dortigen Ereignisse aufgreift. Das ist einerseits nicht schlecht gemacht, andererseits nicht ausführlich genug, um ein wirkliches Bild des Zusammenbruchs der Welt, wie wir sie kennen, zu erschaffen. Da hätte entweder mehr oder weniger kommen müssen, so als „Mittelding“ ist das Ganze unbefriedigend.

Für mich zweifelhaft bleibt auch die Einstufung des Romans als Thriller, denn durch die allzu detaillierten, manchmal ziemlich langatmigen Ausführungen fehlt mir einfach der Drive, das Tempo, das einen Thriller ausmacht. Mit einer konsequenten Straffung der Handlung hätte man auch mit 200 Seiten weniger einen wirklich guten Thriller schreiben können, zumal das Ende zumindest für mich ziemlich schnell vorhersehbar war.


Figuren

Ebenso detailverliebt, wie Michael Tietz seine Handlung entwickelt, geht er auch an seine Figuren heran. Auch die kleinste Nebenfigur bekommt einen kompletten Lebenslauf vorangestellt, der die Motive und Handlungsweisen der Person verdeutlichen und nachvollziehbar machen soll. Leider sind die Figuren trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen ziemlich schablonenhaft und eindimensional geraten. Entweder nur gut oder nur schlecht sind die handelnden Personen und natürlich passt auch ihre optische Erscheinung zu ihren Charakterzügen. Eva Seger etwa ist Krankenschwester, jung, schön und einfach nur herzensgut. Niemals hat sie einen bösen Gedanken oder zweifelt an sich selbst. Sie opfert sich für alle anderen auf und kann selbst ihrem Exmann nach einem Mordversuch an ihr verzeihen.
Dann gibt es noch die strohdumme, putzsüchtige Hausfrau, den intriganten Ratsvorsitzenden, den Stimmen hörenden Schizophrenen (dessen ständige innere Diskussionen nur am Anfang interessant sind), Evas schon erwähnten Exmann, der natürlich ein schwammiges Gesicht und extremen Körpergeruch hat sowie noch unzählige, teilweise wirklich stereotype Charaktere, die über weite Strecken so vorhersehbar agieren, dass es fast langweilig wird.

Allein die schiere Menge der Figuren macht es außerdem gerade zu Anfang für den Leser schwer, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden und die tatsächlichen Hauptfiguren zu ermitteln. Hier wäre weniger mehr gewesen.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem dunkelgrünen Schutzumschlag ein Gebäude, welches steil von unten abgebildet ist. Eine Ratte scheint dieses Gebäude in Besitz nehmen zu wollen. Titel und Autor sind in weißer Schrift gedruckt, der Titel wirkt wie in Holz oder Metall eingeritzt. Aufgrund der vielen Seiten liegt das Buch sehr schwer in der Hand, ist aber mit eher dünnem Papier schön verarbeitet.


Fazit

Ein hochaktuelles, wirklich interessantes Thema mit viel Ideenreichtum umgesetzt, sehr düster und pessimistisch dargestellt und nicht immer in letzter Konsequenz spannend. Für Menschen, die detailliert ausgeführte Katastrophenszenarien mit allen blutigen Details mögen, ein Muss, aber sicher keine Unterhaltungsliteratur im engeren Sinne. Wegen der Längen und einiger anstrengender Details (die Stimmen!) keine vier Sterne.


3 5 Sterne


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