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ABGRUNDTIEF BÖSE

Kerstin will hoch hinaus und schmiedet einen schrecklichen Plan: Ihr Freund Richard soll die reiche Regine Sartorius heiraten und dann durch einen „Unfall“ sterben lassen. Zunächst läuft alles glatt – die naive Regine sonnt sich in ihrem unverhofften Glück. Doch dann stellt Richard zu seinem Entsetzen fest, dass seine Frau eine Gabe hat. Eine Gabe, die Kerstin und ihm gefährlich werden könnte…

 

  Autor: Petra Hammesfahr
Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag
Erschienen: 11/2009
ISBN: 978-3-499-23339-5
Seitenzahl: 429 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Kerstin Riedke und Richard Maltei stammen aus ähnlich bescheidenen Verhältnissen. Richard musste sich als mittlerer dreier Brüder behaupten und auch Kerstin war als Einzelkind kaum besser dran. Die finanziellen Mittel waren begrenzt, man schlug sich so durch.
Als sich die beiden durch Zufall begegnen, ist Richard in einer Schreinerei tätig, deren Chef gleichzeitig als Bestattungsunternehmer arbeitet, Kerstin hat es immerhin schon zum eigenen Friseursalon gebracht. Ihre Klientel besteht zum Teil aus Stammkundinnen des Promifiseurs, bei dem sie gelernt hat, die ihr nach bestandener Meisterprüfung in den neuen Salon folgten.
Eine von ihnen ist Carla Sartorius. Sie hat alles, was sich Kerstin Zeit ihres Lebens erträumt hat. Elegante Garderobe, teuren Schmuck, ein dickes Auto, mehrmals im Jahr atemberaubende Urlaube und vieles mehr. Ein rundum sorgenfreies Leben und Luxus satt.
Obwohl sowohl Kerstin als auch Richard, der mittlerweile für eine Gebäudereinigung tätig ist, tüchtig sind und durchaus anzupacken wissen, werden sie es wohl aus eigener Kraft niemals so weit bringen. Also legt sich Kerstin einen ausgeklügelten Plan zurecht. Richard soll jede nur erdenkliche Gelegenheit nutzen, mit Regine Sartorius, Carlas Stieftochter, anzubändeln.
Regine ist Alleinerbin des überaus erfolgreichen und zudem vermögenden Hartmut Sartorius. Und es steht äußerst schlecht um den Herrn Papa, so man Carla Glauben schenken darf. Eine Heirat zwischen Richard und Regine würde auch Kerstin Tür und Tor zum Luxus öffnen. Nach rund einem Jahr könnte man sich der lästigen Regine durch einen Unfall entledigen.
Gesagt, getan. Zunächst funktioniert alles wunderbar. Doch Kerstin hat eines nicht bedacht: Regine ist nicht wie andere Frauen. Regine ist etwas Besonderes. Ihre Fähigkeiten werden zur bedrohlichen Gefahr für Kerstin und Richard…


Stil und Sprache
Petra Hammesfahr schrieb bereits mit siebzehn Jahren ihren ersten Roman. Sie erhielt ganze hundertneunundfünfzig Ablehnungen seitens der Verlage, bis sich ihr schließlich doch noch die Welt der Literatur öffnete. Inzwischen darf sie sich über Auflagen ihrer Bücher in Millionenhöhe freuen.
Mit „Ein fast perfekter Plan“ erscheint in diesem Jahr ein weiteres Werk psychologischer Schreibkunst. Wer Romane von Petra Hammesfahr kennt, weiß, dass der schöne Schein nicht selten trügt. Auch die frei erfundene Geschichte um Richard Maltei, Kerstin Riedke, Carla und Regine Sartorius scheint zunächst dem relativ harmlosen Alltag entsprungen, entpuppt sich jedoch mehr und mehr zum Abgrund menschlicher Natur.
Gegliedert in fünf Abschnitte mit insgesamt neunundneunzig Kapiteln inklusive Pro- und Epilog, verwebt die Autorin in dritter Person Singular aus Sicht eines auktorialen Erzählers verschiedene Perspektiven zu einem zusammenhängenden Gesamtkonstrukt subtiler Spannung. Die meist kurzen Kapitel ermöglichen einen schnellen Lesefluss. Die Sprache ist klar, der Ausdruck auf den Romaninhalt abgestimmt. Der Prolog gibt unverblümt einen Leichenfund zum Besten und nennt bereits den Hauptverdächtigen. Doch entgegen kriminologischer Aspekte, beleuchtet die Autorin weder Gerichtsmedizin noch Polizeiarbeit, sondern konzentriert sich in ihrem Psychothriller voll und ganz auf die Hintergründe und Umstände des Geschehens und der beteiligten Personen. Wie konnte es zu dem grausamen Ereignis kommen, wer sind die Menschen hinter den Kulissen, welche Beweggründe liegen vor? So wendet sich Petra Hammesfahr in ihrem Buch mit Fingerspitzengefühl und Präzision den unterschiedlichen Charakteren zu, schafft Zusammenhänge und verwirrt mit zahlreichen Fehlinterpretationen und überraschenden Wendungen.
Am Rande der Realität umschreibt sie sachlich, fast distanziert Details, Eigenschaften und Ereignisse. Es obliegt der Phantasie des Lesers, Emotionen und Gedanken richtig auszulegen und seine eigenen Schlüsse zu ziehen. Erst gegen Ende des Romans wird sich zeigen, ob er mit seinen Vermutungen richtig lag.


Figuren
Im Mittelpunkt ihrer Psychothriller stehen bei Petra Hammesfahr in der Regel sowohl Opfer als auch Täter. Peu à peu werden Vergangenheit und aktuelle Lebensumstände aufgerollt und dem Leser nachvollziehbare und vielfältige Charaktere präsentiert.
So stammen Richard Maltei und Kerstin Riedke aus recht einfachen Verhältnissen. Während sich Richard lange Zeit dem ihm vorgegebenen Leben fügt, strebt Kerstin schon früh und nahezu verbissen nach Höherem. In ihrer Lehre zur Friseurin in einem noblen Salon, in der überwiegend gut situierte Klientel verkehrt, schnuppert sie die Luft des Reichtums. Ehrgeiz aber auch Neid bestimmen ihren Lebensweg. Personen wie Carla Sartorius sind Vorbild und Dorn im Auge zugleich. Schwelgt sie doch im Luxus und macht auch Kerstin gegenüber keinen Hehl daraus.
Als sich Kerstin und Richard kennen lernen, hat die Friseurin längst ihren eigenen Salon und konkrete Vorstellungen vom Leben. Richard scheint der zehn Jahre Älteren völlig verfallen und lässt sich nicht nur in Belangen wie Aussehen, Verhalten und Beruf von Kerstin nach deren Ansprüchen umkrempeln, er zögert auch kaum, als sie ihn mit ihrem ungeheuerlichen Plan konfrontiert. Hauptdarsteller ist selbstverständlich Richard. Seiner Rolle im teuflischen Spiel verdankt sie, so es nach ihren Wünschen verläuft, eines Tages ein ebenso erfülltes und großzügiges Leben wie Carla Sartorius´, deren Schwärmereien Kerstin tagtäglich, auch im eigenen Salon, folgen darf. Nur, dass Carla nicht mit dem vermeintlich goldenen Löffel geboren wurde. Ihr Leben und das ihrer Stieftochter Regine sind längst nicht so glücklich, wie es für Außenstehende den Anschein hat.
Regine, die sehr unter der häuslichen, kalten Situation leidet, kann es kaum erwarten, der unbefriedigenden Lage schnellstmöglich zu entfliehen. Da kommt ihr eine Heirat mit Richard Maltei gerade recht. Sie ahnt lange Zeit nicht, wen sie sich ins Haus geholt hat. Doch je mehr sich die Ereignisse zuspitzen, desto klarer wird ihre Sicht der Dinge. Und von unerwarteter Seite erhält sie Hinweise, die ihr schließlich die Gefahr unmittelbar vor Augen führen.
Petra Hammesfahr umschreibt nicht nur ihre Hauptakteure unglaublich lebensecht, auch die Nebendarsteller sind gut durchdacht und tragen ihren Anteil an Realitätsnähe und Facettenreichtum bei. Über einen langen Zeitraum entwickeln sich Eigenarten und Schwächen. Der Leser kann sich mühelos in die verschiedenen Rollen einfinden und sich ein eigenes Bild der Zusammenhänge und Ereignisse machen.


Aufmachung des Buches
Petra Hammesfahr veröffentlicht ihren Psychothriller „Ein fast perfekter Plan“ im Rowohlt Taschenbuch Verlag, zu dem sie eine enge, fast schon familiäre Bindung hat. Das Taschenbuch ist analog zu zahlreichen weiteren Romanen des Programms ebenfalls in Beige- und Brauntönen gefärbt.
Das Motiv zeigt im Ausschnitt eine Treppe, auf der eine junge Frau eiligen Schrittes hinab läuft. Die Umrisse sind leicht verschwommen gehalten. Die untere Hälfte des Covers ist für Autorenname und Buchtitel vorgesehen.
Rückseitig vermittelt eine kleine Zusammenfassung wichtige Begebenheiten des Romaninhalts und sorgt für Neugier.


Fazit
Raffiniert, atmosphärisch, fesselnd!
Ganz ohne Action und Spezialeffekte webt Petra Hammesfahr ein Netz zwischen Alltag und Albtraum. Ganz normale Menschen entwickeln sich im Sog der Ereignisse und auf Grundlage diverser Missverständnisse zu erschreckender Gefahr. Das bittere Ende scheint unausweichlich…
Erneut ist Petra Hammesfahr ein grandioses Psychogramm menschlichen Grauens gelungen!



Hinweise
Rezension von Patricia Merkel
Herzlichen Dank an den Rowohlt Taschenbuch Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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