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Ein verbitterter Amokläufer, der jüngste Gehängte Frankreichs und ein betrogener Betrüger!

Der ausichtslose Kampf um Gerechtigkeit, Liebe und Hoffnung - drei Verlierer auf dem mühsamen Weg ins Licht, dazu verdammt doch wieder in die Dunkelheit abzurutschen. Von der Gesellschaft verstoßen und vom Schicksal mit Füßen getreten, erlischt der letzte Funke ihrer Menschlichkeit. Die Sehnsucht nach Erfüllung schlägt um in Verbrechen, Hass und Verzweiflung. 

Ein surrealistisches Meisterwerk auf Grundlage der bissigen Romane von Léo Malet und visuell interpretiert von Phillipe Bonnifay und Youssef Daoudi.

 

Autor: Léo Malet
Illustrationen: Youssef Daoudi; Phillipe Bonnifay
Verlag: Egmont Ehapa
Erschienen: 15. August 2009
ISBN: 978-3-7704-3260-8
Seitenzahl: 168 Seiten
Altersgruppe: ab 18 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Die schwarze Trilogie, das sind 3 Geschichten von 3 verschiedenen, gescheiterten Existenzen. Sie haben nichts miteinander zu tun, doch sind sie sich sehr ähnlich. Geschildert wird der gesellschaftliche Abstieg von drei Männern im Frankreich nach dem ersten Weltkrieg, eine Zeit starker wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Depression.

1. Das Leben ist zum Kotzen
Jean begeht zusammen mit 3 anderen einen Überfall auf einen Geldtransporter. Sie rauben für eine gute Sache, denn das Geld soll helfen, die schon seit längerem andauernden Streiks zu finanzieren. Doch es geht alles schief, einer der Wachmänner eröffnet das Feuer, worauf Jean völlig ausrastet und ein totales Blutbad anrichtet. Die Gewerkschaft will daraufhin von dem Geld nichts mehr wissen. Ein Leben auf der Flucht beginnt, doch Jean zieht es zu einer Frau hin, die er immer für unereichbar hielt. Doch nun, da er Geld besitzt, beginnt er ihr den Hof zu machen und besiegelt damit sein sicheres Ende...

2. Die Sonne schein nicht für uns
André Arnal ist ein junger Mann, der das Pech beinahe magisch anzieht. Er landet unschuldig im Knast, als er rauskommt, versucht er ein ehrliches Leben zu beginnen, doch kaum findet er eine Arbeit, soll er schon wieder entlassen werden. Er lässt sich überreden einen Arbeitsunfall zu fingieren und gerät in den Strudel betrügerischer Machenschaften. Bald lernt er Gina kennen, sie verlieben sich ineinander, und die tragischen Ereignisse nehmen ihren Lauf...

3. Angst im Bauch
Paulot ist ein kleiner Trickbetrüger, der sich so durchs Leben gaunert. Er leidet unter paranoiden Wahnvorstellungen, als er jedoch Jeanne kennenlernt, erlebt er einige Monate der Glückseligkeit. Als jedoch die Liebe abflaut, holt ihn seine Paranoia wieder ein. In jedem sieht er fortan einen Verräter, er beginnt seinen Weg mit Leichen zu pflastern...

Alle drei Erzählungen triefen vor Hoffnungslosigkeit, keinem der drei ist auch nur die Hoffnung auf ein besseres Leben gewährt. Diese Ausweglosigkeit wird sehr gut transportiert, sowohl optisch als auch erzählerisch.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Visuell ist die schwarze Trilogie ungemein stimmig umgesetzt. Die Mimik der Charaktere wurde sehr ausdrucksstark dargestellt. Grimmige Gesichter, von Hass verzehrte Blicke und die wenigen Momente von Glück, alles detailverliebt und gekonnt umgesetzt. Der Zeichenstil ist realistisch und enhält keine Cartoon-Elemente. Ein wenig wie Tim und Struppi, nur wesentlich detailreicher. Zu  Beginn einer jeden Geschichte findet sich jeweils eine ganzseite Illustration, die vermutlich die Cover der ehemaligen Einzelausgaben darstellen. Diese sind recht gelungen und allesamt schöner als das Cover der nun vorliegenden Gesamtausgabe.

Die Zeichnungen sind farbig, wirken aber teilweise beinahe monochrom. Große Teile des Comics sind in Brauntönen gehalten, dies unterstreicht die inhaltliche Aussage. Die Farbgebung wird im gesamten Comic als zusätzliches Stilmittel eingesetzt. Die Kolorierung ist meist eher blaß, kräftiges Grün oder leuchtendes Rot sucht man vergeblich. Alles ist in Braun- und Ockertönen gehalten, daneben finden sich noch graue und blaue Töne. Wenn dann der Himmel doch mal blau anstatt grau und auch mal zartgrünes Gras zu sehen ist, dann widmet sich die Story den wenigen glücklichen Momenten im Leben dieser erbärmlichen Existenzen. Der Text ist in einem leicht handschriftlichen Stil gehalten, der gut und deutlich leserlich ist. Die Reihenfolge der Dialoge ist stets von links nach rechts und von oben nach unten angeordnet. Verwirrung ist somit ausgeschlossen.

Das Hauptaugenmerkt lag eindeutig auf der Darstellung der Charaktere und ihrem Minenspiel. Die Gesichter sind meist grimmig und verkniffen, wenn einer der Männer mal lächelt, so sieht dieses Lächeln oft süffisant oder verlegen aus. Das wirkt ein wenig irritierend, insbesondere wenn man sich Gedanken um den Grund für diese Darstellungsart macht. Vermutlich gibt es aber keinen tieferen Sinn. Die Hintergründe sind immer detailliert ausgestaltet, es handelt sich aber meist um karg möblierte Räume, in denen es ohnehin nicht viel darzustellen gibt. Auf verschwommene oder unscharfe Darstellungen wurde verzichtet. Opulent und vor Details strotzend ist es nie, aber alles ist generell sauber ausgestaltet und auch auf übertriebene Schattendarstellung, bei der das halbe Bild einfach absäuft, wurde vollkommen verzichtet.


Aufmachung des Comics
Der Comic ist sehr hochwertig gebunden. Der rote Buchrücken in Verbindung mit rotem Vorsatzpapier, im Kontrast mit den schwarzen Buchdeckeln wirken sehr edel. Gedruckt wurde auf hochwertigem, seidenmattem Papier. Auch die Verarbeitung und die verwendeten Materialien wirken allesamt sehr gediegen und werden dem Kaufpreis des Comics gerecht. Das Seitenlayout ist sehr großzügig, die Zeichungen sind im Schnitt recht groß, nur selten gibt es Seiten mit mehr als drei Spalten. Die Seitenränder sind in klasischem Weiß gehalten, auch wenn eine schwarze Umrandung die Stimmung sprichwörtlich noch mehr verdüstert hätte. Als Format wurde A4 gewählt, was es noch halbwegs handlich macht. Das Titelbild zeigt André Arnal, der dem psychischen Druck seiner Taten nicht mehr gewachsen ist. Es stimmt bestens auf den Inhalt des Comics ein, der durchgehend die gleiche Trostlosigkeit verbreitet. Schnell wird klar, für diese Menschen ist die Hoffnung gestorben. Der Preis von fast 40 Euro ist hart an der Schmerzgrenze, man überlegt sich schon sehr genau, ob man hier zuschlagen soll.


Fazit
Dieser Comic richtet sich eindeutig an erwachsene Leser. Die Gewaltdarstellung ist nicht übertrieben, aber auch nicht geschönt. Auch Bettszenen finden sich reichlich, die ebenfalls alles andere als keusch sind, ohne in die Pornographie abzudriften. Die Geschichten selbst wirkten auf mich ein wenig holprig. Die Charaktere sind sehr stereotyp, man kann ihr Handeln zwar nachvollziehen, aber man bleibt als Leser seltsam distanziert. Der Wiederlesen-Wert ist recht hoch und beim erneuten Lesen findet man sich auch etwas mehr in das Geschehen hinein. Für Fans von Léo Malet´s Geschichten mit Sicherheit ein Muss, allen anderen empfehle ich das Comic in einer Buchhandlung zur Ansicht zu ordern. Hier kann man schnell herausfinden, ob einem das Ganze liegt oder nicht. Mir persönlich war es zu depremierend, obwohl es zeichnerisch keine Wünsche offen lässt. Doch frage ich mich ernsthaft, was an diesem Comic surreal sein soll, denn es ist eher erschreckend real.



Hinweise
Rezension von Thomas Lang
Herzlichen Dank an den Ehapa-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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