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Schon immer zieht Alcatraz Smedry das Unglück magisch an – was er auch anfasst, es zerbricht, ob Teller, Türgriffe oder gar die Beziehung zu diversen Pflegeeltern. Als er jedoch an seinem dreizehnten Geburtstag einen Sack voll Sand erhält, nimmt sein Leben eine bizarre Wendung. Denn schneller als Alcatraz blinzeln kann, wird ihm der Sand, der natürlich kein gewöhnlicher ist, gestohlen. Dahinter steckt der Geheimbund der dunklen Bibliothekare, deren grundböses Ziel die Weltherrschaft ist. Der Sand des Jungen ist der letzte fehlende Teil. Alcatraz muss sie stoppen, indem er in die gefährliche Welt der Bücher hinabtaucht ...

 

  Autor: Brandon Sanderson
Verlag: Heyne
Erschienen: 05/2008
ISBN: 978-3-453-52414-9
Seitenzahl: 304 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
„Alcatraz und die dunkle Bibliothek“ hat – außer dem Namen des Protagonisten – nichts mit dem berühmt berüchtigten Gefängnis zu tun. Vielmehr handelt es sich um eine Fantasy-Geschichte der völlig anderen Art. Alles beginnt an Alcatraz dreizehnten Geburtstag, als er von seinen Eltern – die er für Tod gehalten hat, da er seit eh und je in verschiedenen Pflegefamilien lebt – ein Päckchen bekommt, in dem sich ein Sack Sand befindet. Dass es sich bei diesem Sand nicht um einen schlechten Scherz handelt, sondern dass dieser eine besondere Bewandtnis hat, kann er nicht wissen. Doch als plötzlich ein alter Mann auftaucht und sich als seinen Großvater ausgibt und ein anderer Mann ihn erschießen möchte, beginnt sich für Alcatraz alles zu verändern. Und so findet er sich plötzlich in einer ihm völlig unbekannten Welt wieder, in der es seltsame Talente, wahnsinnige Bibliothekare, Okulatoren und vor allem eine Menge Abenteuer gibt.

Dieses Buch ist – um es mit den Worten des Autors auszudrücken – eindeutig „in seiner Normalität beeinträchtigt“ - auf eine durch und durch positive Art und Weise.


Stil und Sprache
Der Leser wird sogleich von dem humorvollen und geheimnisvollen Vorwort des Autors Brandon Sanderson in Beschlag genommen. So wird auch gleich erklärt, dass es sich weniger um einen Fantasy-Roman handelt, sondern vielmehr um eine Biografie. Denn er als Autor und Protagonist dieses Buches sieht sich berufen, die Mundtoten (die Bewohner der Länder des Schweigens = die Leser dieses Buches) über die Machenschaften der Bibliothekare aufzuklären. Und so berichtet er in Ich-Form seine Erlebnisse und Entdeckungen, wobei er den Leser dermaßen direkt anspricht, als wäre er Bestandteil der Geschichte (die ja keine Geschichte, sondern absolute Realität ist – lassen Sie sich von sprechenden Dinosauriern, die auch noch durch und durch Gentlemen sind, nicht in die Irre führen!). Selbst wenn man es wollte, man kann sich aus dem Bann der Worte nicht mehr befreien und muss immer weiterlesen. Dazu trägt Sandersons sehr, sehr schwarzer Humor und Sarkasmus einen wesentlichen Teil bei. Zudem versucht er dem Leser das ganze Buch über klar zu machen, dass er kein guter Mensch ist und Autoren niederträchtige, sadistische Menschen sind.

Der Leser trifft Alcatraz zunächst in einer sehr prekären Situation an, soll er doch von den Bibliothekaren deren finsteren Mächten geopfert werden. Doch schon schwenkt der Autor in die Vergangenheit und nimmt den Leser mit auf eine Reise, die erklären soll, wie Alcatraz in diese Situation gekommen ist. Dabei werden immer wieder Andeutungen auf zukünftiges Geschehen in den Text gestreut. Die Sprache ist dabei so lebendig, dass die Sätze nur so an einem vorbeifliegen und eh man sich versieht, ist das Buch auch schon durchgelesen.

Nahezu jedes Kapitel beginnt mit mehr oder weniger sinnlosem, dafür umso humorvollerem, Geschwafel über die Gemeinheiten und Absichten von Autoren oder die Sinnlosigkeit des Lesens. Diese Passagen sind einfach schön zu lesen und geben der Geschichte das gewisse Etwas. Unvermittelt wechselt Sanderson von einem Satz zum nächsten in die eigentliche Geschichte, sodass man als Leser schon mal überrascht, aber nicht verärgert ist.


Figuren
Der Protagonist Alcatraz Smedry hat es in seinem Leben nicht besonders leicht, da er ständig alles kaputt macht – und das nicht einmal absichtlich. Es passiert einfach. Sobald er etwas anfasst, gehen die Dinge auf nahezu unmögliche Art und Weise kaputt. Daher hat er es auch schwer, länger in einer Pflegefamilie zu bleiben und hat nunmehr bereits die siebenundzwanzigste Familie vergrault. Doch schon bald stellt sich heraus, dass es sich bei Alcatraz‘ Tollpatschigkeit um ein Talent handelt – und zwar um eines der bedeutendsten Talente der Okulatoren. Denn genau das ist er: ein Okulator. Diese haben verschiedene Talente, wie „zu spät kommen“, „stolpern und hinfallen“, „wirres Zeug reden“ oder eben „Dinge kaputt machen“. Zudem sind die Smedrys waghalsige Menschen, die sich über die Folgen ihrer Handlungen nur höchst selten Gedanken machen.

Der Leser trifft zudem noch auf Bibliothekare, die die Gegenspieler der Völker der „Freien Königreiche“ sind und alles in „Länder des Schweigens“ verwandeln wollen. So ziehen die Bibliothekare die Fäden der Welt, manipulieren die Regierungen und sorgen dafür, dass niemand etwas erfährt, dass sie nicht freigegeben haben.

Alles in allem sind die Figuren so einzigartig wie die Geschichte. Sie haben Sehnsüchte, sind liebenswert und haben doch ihre Fehler. Es wirkt, als könnte es sie tatsächlich geben.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist bisher lediglich als gebundene Ausgabe erhältlich. Das Cover zeigt ein Buch mit einem Pentagramm vor einem rötlich schimmernden Hintergrund voller geheimnisvoller Zeichen. Der Name des Protagonisten ist in einem hochglänzenden, roten Schriftzug aufgedruckt. Alles in allem macht das Cover neugierig auf den Inhalt des Buches.


Fazit
Der Autor zieht den Leser auf eine Art und Weise in den Text, wie ich es noch nie erlebt habe. Ich könnte nun versuchen, Brandon Sanderson mit anderen herausragenden Autoren zu vergleichen, doch darauf lasse ich mich gar nicht erst ein: Sanderson ist ebenso einzigartig wie sein Werk. Ich kann dieses Buch wirklich jedem uneingeschränkt empfehlen. Sie müssen sich jedoch darauf gefasst machen, von anderen Menschen seltsam angeschaut zu werden, wenn Sie während des Lesens plötzlich laut loslachen.


5 Sterne


Hinweise
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