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Hector de Sainte-Hermine ist der letzte Spross eines Adelshauses, das durch die französische Revolution ausgelöscht wurde. Deshalb versprach er seinem sterbenden Vater, auf ewig gegen die Republikaner zu kämpfen. Doch sein Schwur wird ihm zur Last, als ihn die Liebe in die unmittelbare Umgebung von Napoleon führt. Hin- und hergerissen zwischen seinem Versprechen und der Faszination für Bonaparte, wünscht er, seinem Dilemma durch den Tod auf dem Schlachtfeld zu entfliehen. Doch stattdessen wird er zum Held wider Willen! Er durchstreift die See zwischen Mauritius und Birma, rettet adeligen Damen das Leben und steckt bei der Schlacht zum Trafalgar sogar Lord Nelson nieder …

 

  Autor: Alexandre Dumas
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 20. April 2009
ISBN: 978-3764502270
Seitenzahl: 1040 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Wer kennt nicht die Bücher oder zumindest die Filme „Die drei Musketiere“, „Der Graf von Monte Christo“ oder „Der Mann mit der eisernen Maske“. Diese berühmten Werke verfasste Alexandre Dumas (Juli 1802 – Dezember 1870), der nie eine gute Schulbildung genießen durfte. Als Angestellter des Herzogs von Orléans entdeckte er seine Vorliebe zum Schreiben und verfasste von da an Theaterstücke, Novellen und viele Abenteuerromane.
Vor seinem letzten Buch, das erst 120 Jahre nach seinem Tod wiederentdeckt werden sollte, schrieb er „Falls Gott mir noch fünf Jahre schenkt, dann kann es mir gelingen, die Geschichte Frankreichs vom 13. Jahrhundert bis heute umfassend darzustellen“. Dies war ihm jedoch nicht mehr vergönnt und auch das letzte Werk konnte er nicht mehr vollenden. So hat sein letzter Abenteuerroman „Der Graf von Sainte-Hermine“ keinen Schluss. Der Wiederentdecker dieses bis vor 15 Jahren verschollenen Skripts, Claude Schopp, setzte in akribischer Puzzlearbeit die Einzelteile zu diesem Werk wieder zusammen und verfasste dazu auch einen gebührenden Schluss. So kommen wir als Leser heute, 135 Jahre nach Dumas` Tod, noch in den Genuss eines wunderbaren Abenteuerromans.


Stil und Sprache
Die französische Revolution, Napoleon Bonaparte, rebellische Royalisten, die Verschwendungssucht Joséphines, der intrigante Polizeiminister Joseph Fouché, die familiären Verbindungen der adeligen und „gehobenen“ Gesellschaft und die Liebe zwischen Hector de Sainte-Hermine und der jungen Claire stehen im Zentrum dieses umfassenden Epos. Dumas erzählt nicht in üblicher Weise eine Geschichte, sondern kommuniziert mit dem Leser. Er führt ihn durch die Zeit des frühen 19. Jahrhunderts und lässt ihn noch die Nachwirkungen der blutigen Revolution von 1793 spüren. Das Füsilieren (Todesstrafe mittels erschießen) und der Tod durch die Guillotine und der ganze Schrecken des Umbruchs begleiten die Bevölkerung immer noch.
Alexandre Dumas hat einen sehr eigenen, aber feinen und leichten Erzählstil. Er stellt alle Schauplätze und Ereignisse ebenso akribisch dar, wie seine Figuren. Detail- und facettenreich malt er ein farbiges Bild und setzt damit prägnante Farbkleckse und Akzente in eine ereignisreiche Geschichte. Man meint jedes Gebüsch, jedes geheime Versteck und jeden Grashalm in der Umgebung der Rebellen ebenso zu kennen wie die Gemächer Joséphins, die Räumlichkeiten Napoleons oder den Garten von Claires Zuhause. Dumas hat das seltene Talent, die ganz Bandbreite der Schauplätze ganz nebenbei lebendig werden zu lassen, ohne sich in lange und öde Beschreibungen zu verzetteln. Die Leichtigkeit seiner Sprache und die feinen Übergänge von einem Kapitel zum nächsten, lassen die Spannung nie abreißen und wecken beim Leser so erst recht den Drang, immer mehr von der Geschichte und seinen Protagonisten erfahren zu wollen.


Figuren
Hector de Sainte-Hermine ist die unbestrittene Hauptfigur in diesem Abenteuerroman. Jedoch nicht wie üblich steht der Protagonist von Beginn an im Zentrum des Geschehens, sondern wird erst viele Kapitel später in die Erzählung geholt. Ungewöhnlich, aber wirkungsvoll strafft so der Autor den Spannungsbogen und geleitet den Leser durch das ereignisreiche, aber auch tragische Leben der beiden Liebenden Claire und Hector.

Hector de Sainte-Hermine ist der letzte Spross einer angesehenen Familie und hat seinem Vater wie auch seinem Bruder einen Eid geleistet, der wie ein böser Fluch sein Leben beeinflusst. Als er meint, dem Schwur entkommen zu können, offenbart er sich Claire und bittet um ihre Hand. Nur wenige Augenblicke vor der Vermählung, zu der auch Napoleon und Joséphine gekommen sind, holt ihn die Vergangenheit wieder ein... - und Dumas erzielt so eine enorme Empathie beim Leser für seine beiden vom Schicksal so gebeutelten Hauptfiguren.
Alexandre Dumas erzählt aber nicht auf banale Weise die Abenteuergeschichte eines jungen Mannes, sondern gewährt auch faszinierende und hervorragende Einblicke in die Welt des aufstrebenden Napoleon Bonapartes. Das Wissen um die historischen Hintergründe der Zeit und das Kennen der Figuren, die letztendlich auch die politischen Fäden zogen, ist für den Leser sicher von großem Vorteil. So bekommen auch der intrigante und machtbesessene Fouché ebenso ein Gesicht, wie der Außenminister Charles-Maurice de Talleyrand, der Rebell Cadoudal, der Schriftsteller und Politiker Francois-René de Chateaubriand und sogar der legendäre Lord Nelson. Mit einer Unzahl an bekannten Persönlichkeiten taucht man in das Leben um 1800 ein und wie ein Sog zieht es einen immer tiefer in das Geschehen und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los.


Aufmachung des Buches
Ein Buch. Ein Buch, das der Bezeichnung „Buch“ auch gerecht wird. Kein billiges Werk, bei dem beschriftete Seiten lieblos zusammengeheftet sind, sondern ein wirklich prachtvolles, schönes Werk.
Die über 1000 Seiten von Dumas Abenteuerroman sind in einem kartonierten Umschlag gebunden, der in gebrochenem Weiß gehalten ist. Die inneren Umschlagseiten sind einfärbig in einem satten Rotbraun gehalten, das die elegante Aufmachung unterstreicht. Bei der Gestaltung des Schutzumschlages hat man sich große Mühe gegeben, das bei vielen historischen Romanen oft ein Wermutstropfen ist. Verschiedene Figuren in typischer Kleidung aus der Zeit des beginnenden 18. Jahrhundert umrahmen den Namen des Autors.


Fazit
Ein prachtvolles Epos! Dumas schrieb über sich zu diesem Buch „Es lässt sich nicht leugnen, dass wir in diesem Werk eher romanhafter Historiker als historischer Romanschriftsteller sind…“ Diese Aussage kann man nur unterstreichen.
Leser, die sich für hervorragend recherchierte Geschichte (auch, wenn Dumas sich erlaubt hat, ab und an manches „umzuschachteln“) interessiert und eine gehobene, niveauvolle aber dennoch feine Sprache schätzen, werden mit diesem herausragenden Werk ein Juwel in Form eines Buches besitzen.
Dieses Buch verdient keine fünf Sterne, sondern wesentlich mehr! Charmant, mitreißend, empathisch und bewegend breitet Alexandre Dumas noch über 100 Jahre nach seinem Tod seine ganze farbige Palette seines Könnens vor dem Leser aus.
Lesen Sie diesen Roman, Sie werden es nicht bereuen!


5 Sterne


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