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Apfelbäume, überall Apfelbäume … sie sind nicht wegzudenken aus Ledwardine, dem kleinen Ort im Westen Englands, in den die junge Witwe Merrily Watkins mit ihrer Tochter Jane zieht. Dort soll sie die Pfarrstelle übernehmen. Doch schnell ist es vorbei mit der ländlichen Ruhe: Bei einer nächtlichen Feier im Apfelgarten kommt es zu einem grausigen Todesfall, und ein Skandalautor will in der Kirche den Tod eines vor Jahrhunderten als Hexer verfolgten Geistlichen inszenieren. Merrily und ihre Tochter werden derweil in dem großen alten Pfarrhaus von düsteren Visionen geplagt. Und dann verschwindet ein Mädchen …

 

  Autor: Phil Rickman
Verlag: rowohlt
Erschienen: 05/2009
ISBN: 978-3499249051
Seitenzahl: 608 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ledwardine war einmal die Hochburg des Cider-Apfelweins und nun soll Merrily Watkins die dortige Pfarrstelle übernehmen. Während die Dorfbewohner versuchen, Tradition und Moderne gewinnbringend für das Dorf zu verknüpfen, stirbt bei einem uralten Ritual für eine reiche Ernte ein alter Mann. In der Folge häufen sich merkwürdige Ereignisse, Merrily hat immer wieder seltsame, beunruhigende Visionen im Pfarrhaus und dann verschwindet Janes Freundin Colette von ihrer eigenen Geburtstagsfeier. Während die Suchaktion nach Colette noch läuft, stirbt eine Frau bei einem Unfall, der möglicherweise keiner ist. Merrily kämpft derweil gegen die Vorurteile der Dorfbewohner, ihre Angst und ihre rebellische Teenagertochter.


Stil und Sprache

„Frucht der Sünde“ ist der Auftakt zu einer mittlerweile in England sehr erfolgreichen Krimiserie um die Pfarrerin Merrily Watkins und das Wort „Auftakt“ ist hier wörtlich zu nehmen. Phil Rickman lässt sich alle Zeit der Welt, Ledwardine, seine Umgebung und Geschichte, die Bewohner und natürlich seine Hauptpersonen ausführlich vorzustellen. Dazu hat er auf gut 600 Seiten reichlich Gelegenheit, denn an Krimihandlung passiert erstmal nicht so viel. Auf Action ist das Ganze sicher nicht angelegt, dafür wird liebevoll ein Dorf zum Leben erweckt, so lebhaft, dass man gern einmal einen kleinen Spaziergang durch die Gassen dort machen würde. Auch die gruselige Atmosphäre des alten Pfarrhauses oder des Apfelgartens bei Nacht wird sehr anschaulich dargestellt und wenn Merrily zwischen Traum und Vision schwankt und nicht mehr weiß, was echt ist und was nicht, dann fühlt man als Leser mit ihr und kann sich sogar ein bisschen gruseln.
Allerdings gehen diese ausführlichen Schilderungen von Orten, Sichtweisen und Gedanken verschiedener Beteiligter ziemlich auf Kosten der Krimihandlung, die erst gegen Ende so richtig in Schwung kommt. Dabei sind sowohl die Geschichte an sich wie auch ihre Auflösung und die Verknüpfung mit der Vergangenheit des Ortes richtig gut ausgedacht, kommen aber einfach viel zu spät zur Geltung. Da hoffe ich einfach mal auf die nächsten Bände der Serie, die vielleicht etwas mehr Krimi im Krimi bieten. Sprachlich insgesamt sehr ausgewogen, ist die Geschichte keine schwere Kost und trotz ihrer Länge angenehm zu lesen.


Figuren
Die große Stärke dieses Romans sind seine Figuren. Gerade Merrily Watkins als Hauptakteurin der Serie hat einen ganz speziellen Charakter, der sehr vielschichtig und lebensnah angelegt ist. Als Witwe mit einer Teenagertochter hat sie sich relativ spät zur Kirche berufen gefühlt und muss sich nun aller Welt gegenüber für ihre Entscheidung rechtfertigen. Ihrer Tochter ist sie peinlich, für die Dorfbewohner als weiblicher Pfarrer eine Exotin und für so manchen Landadeligen eine Herausforderung. Sicher ist sie auch keine Durchschnittsgeistliche, sie raucht mehr als ihr gut tut, hat eine manchmal nicht gerade „heilige“ Sprache und denkt und handelt äußerst pragmatisch. Als ungewöhnliche Serienheldin ist sie sicher gut zu gebrauchen, man darf gespannt sein.

Auch alle weiteren handelnden Personen haben ihre Charakterzüge, die sie zu etwas Besonderem machen. Genau deshalb hat man als Leser auch keine Probleme, den Überblick zu behalten, denn es kommen wirklich eine Menge Leute vor und ihre Verwandtschafts- und sonstigen Verhältnisse sind nicht immer ganz unkompliziert. Einige der Figuren sind sicher für weitere Geschichten vorgesehen, mit denen hat sich Phil Rickman spürbar besonders viel Mühe gegeben.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf der Vorderseite einen Teil eines alten Friedhofs und ansonsten eine leicht neblige Herbst- oder Winterlandschaft. Das Titelbild passt gut zu Handlung und Atmosphäre des Buches.

Die 54 Kapitel sind nummeriert und mit Überschriften versehen.


Fazit

Für Liebhaber von Serien ein ganz ordentlicher Einstieg, mit viel Atmosphäre und nicht ganz so viel Krimi. Die Verknüpfung von Krimihandlung und ein bisschen Übersinnlichem ist gut gelungen, es bleibt abzuwarten, was Merrily Watkins noch daraus macht!


3 5 Sterne


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