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"Diesen Briefroman zu lesen war ein Vergnügen. Ein großartiges Buch." Christine Westermann

London in den späten vierziger Jahren: Die temperamentvolle junge Schriftstellerin Juliet erhält eines Tages einen erstaunlichen Brief. Absender ist Dawsey Adams, ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey. Er hat antiquarisch ein Buch erworben, das zuvor ihr gehörte. Zwischen der Literatin und dem Bauern entspinnt sich ein Briefwechsel, durch den Juliet von der Existenz eines literarischen Clubs erfährt, den die Inselbewohner gründeten, um sich über die schwere Kriegszeit hinwegzuhelfen. Je mehr Juliet über Dawsey und die anderen erfährt, desto neugieriger wird sie. Sie beschließt, auf die Insel zu reisen. Dort stößt sie auf die Geschichte von Elizabeth und deren großer Liebe zu einem deutschen Offizier. Und sie lernt Dawsey kennen...

Der New York Times-Bestseller!

 

  Autor: Mary Ann Shaffer und Annie Barrows
Verlag: Rowohlt
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-499245930
Seitenzahl: 296 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Juliet Ashton ist Schriftstellerin und eine eifrige Briefeschreiberin. In diesem Buch findet der Leser die Korrespondenz der 32-jährigen Londonerin aus dem Jahr 1946. Kurz nach dem 2. Weltkrieg erschienen die gesammelten Kriegskolumnen der Autorin unter dem Titel "Izzy Bickerstaff zieht in den Krieg". Das Buch wird ein großer Erfolg und Juliet muss überlegen, um was es in ihrem nächsten Buch gehen soll. Eines Tages erreicht sie der Brief eines Unbekannten. Dawsey Adams ist ein bibliophiler Bauer von der Kanalinsel Guernsey, der auf der Suche nach weiteren Büchern von Charles Lamb ist. Rasch entwickelt sich ein Briefwechsel zwischen den beiden Bücherliebhabern. Bald schreiben auch andere Inselbewohner an Juliet. Auf diese Weise erfährt man eine Menge über die Besatzungszeit und über eine Frau, die einst auf der Insel lebte und an die sich alle Inselbewohner noch erinnern: Elizabeth McKenna. Fasziniert von der Insel und ihren Bewohnern, reist Juliet nach Guernsey, um mehr zu erfahren. Bald schon merkt sie, dass sie nicht mehr von der Insel loskommen wird.

Besonders interessant fand ich die vielfältigen Geschichten über die Zeit der Besatzung. Man erfährt viel über ein Thema, mit dem man sich sonst vermutlich nicht auseinandergesetzt hätte. Die Atmosphäre im Nachkriegsengland wird auch sehr gut heraufbeschworen. Die Menschen stehen noch ganz unter dem Einfluss der traumatisierenden Kriegserlebnisse.


Stil und Sprache
Ich mag Briefromane sehr gerne, muss allerdings immer wieder feststellen, dass es eine große Kunst ist, einen wirklich guten und überzeugenden Briefwechsel zu konstruieren. Warum? Weil jeder Mensch einen ganz eigenen Schreibstil pflegt, an dem man ihn sofort erkennen kann. Schreibt nun ein Autor (oder wie hier: zwei Autorinnen) viele verschiedene Briefe, in denen über 10 Figuren zu Wort kommen, wird das natürlich schwierig umzusetzen sein. Leider ist es auch hier nur in Ansätzen gelungen. Freilich klingen Dawseys Briefe anfangs etwas "rauher" als Juliets Ausführungen, aber der Unterschied ist sehr gering und man hat das Gefühl, dass durchweg nur "eine Stimme spricht". Schade! Der Ton war mir persönlich auch etwas zu prätentiös und gekünstelt. Ich bin in dieser Hinsicht allerdings auch etwas empfindlich (Muriel Barberys "Eleganz des Igels" konnte ich z.B. nicht mal bis Seite 50 lesen...). So schlimm fand ich "Deine Juliet" aber auch nicht, immerhin habe ich es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen. Inhaltlich fand ich es auch sehr gelungen.


Figuren
Die Figuren werden entweder durch ihre eigenen Aussagen ("heute habe ich mit einer Teekanne nach xy geworfen" o.ä.) oder durch andere Briefeschreiber ("Miss xy ist eine alte Vettel!" o.ä.) charakterisiert.

Im Mittelpunkt stehen zwei junge Frauen: Die Schriftstellerin Juliet Ashton und die Inselbewohnerin Elizabeth McKenna, die das Prinzip der Menschlichkeit verkörpert und in ihrem Wesen oftmals an Juliet erinnert. Beide sind keine "braven Weibchen", sondern Frauen, die auch mal gerne mit Gegenständen werfen und mit ihren Meinungen nicht hinterm Berg halten.
Die Guernseyer werden meist überzeugend gezeichnet. Der schweigsame Dawsey, die umtriebige Isola, der Wildfang Kit und viele mehr. Einige Figuren, wie z.B. die "böse" Adeleide Addison, wirken allerdings etwas stereotyp. Hier wäre es vielleicht interessant gewesen zu erfahren, warum eine Person sich so verhält und ob es möglicherweise noch andere Facetten ihrer Persönlichkeit gibt. Hier denke ich z.B. auch an den geschniegelten Amerikaner Mark, der Juliet reichlich aggressiv den Hof macht. Ihn hätte man sicher auch differenzierter porträtieren können.


Aufmachung des Buches
Es handelt sich um ein Taschenbuch, auf dessen Cover eine Frau in rotem Mantel abgebildet ist, die aufs Meer blickt. Sie lehnt an einem Geländer (Schiffsreling?). Im Hintergrund sieht man eine Landzunge. In der oberen Bildhälfte ist ein Teil von einem Briefumschlag zu sehen, der mit Briefmarken von Guernsey frankiert ist. Der Titel ist in der klassischen "Briefunterschrift"-Optik gehalten. Das Cover strahlt eine gewisse Ruhe aus und verweist auch auf einen eher romantisch angehauchten Inhalt. Allein das Cover hätte mich wohl eher ein bisschen abgeschreckt, da ich typische "Frauenromane" sonst eher nicht lese.


Fazit
"Deine Juliet" fand ich persönlich inhaltlich sehr interessant (Besatzungszeit, Nachkriegszeit, Guernsey) und auch bewegend (Elizabeth' Schicksal). Sprachlich-stilistisch war mir das Buch stellenweise leider etwas zu kitschig und affektiert. Aufgrund der zahlreichen positiven Besprechungen war ich schon sehr gespannt - und muss leider gestehen, dass ich etwas enttäuscht war. Wer's allerdings gerne romantisch mag, wird hier sicherlich eine schöne Lektüre finden!



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün
Herzlichen Dank an den Rowohlt-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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