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Die junge Polizistin Jessie McQuade sorgt in der Kleinstadt Miniwa für Recht und Ordnung. Als sie eines Tages der Spur eines verletzten Wolfs folgt, trifft sie im Wald auf einen äußerst attraktiven jungen Mann. Kurz darauf werden mehrere Leichen gefunden, die offenbar durch Wolfsbisse ums Leben gekommen sind. Bei ihren Ermittlungen stößt Jessie auf ein düsteres Geheimnis, das alles in Frage stellt, was sie bisher zu wissen glaubte.

 

 

Autor: Lori Handeland
Verlag: Egmont Lyx
Erschienen: 05/2008
ISBN: 978-3-8025-8153-3
Seitenzahl: 365 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Polizistin Jessie McQuade liebt ihren Beruf, auch wenn es in dem Städtchen Miniwa nicht gerade aufregend zugeht. Auch Jessies Privatleben könnte eine Auffrischung gebrauchen, denn die Männer in den Wäldern von Wisconsin spielen für sie bestenfalls als Kumpel eine Rolle. Da wird die junge Frau eines Nachts zu einer Unfallstelle gerufen. Die Lehrerin Karen Larson hat einen Wolf angefahren und wurde von ihm gebissen. Kurz entschlossen begibt Jessie sich auf die Fährte des verletzten Tieres, das tollwütig sein könnte und erschossen werden muss. Mitten im Wald trifft sie auf einen äußerst gut aussehenden Ojibwa-Indianer. Als sie ihn um Hilfe bei der Suche bittet, lehnt er ab – obwohl die Blutspur genau an der Stelle endet, wo er gestanden hat. Wer ist der geheimnisvolle Mann, der sich als Tierschützer ausgibt? Wenig später überschlagen sich die Ereignisse. Bei einem Amoklauf an ihrer Schule tötet Karen Larson den Direktor mit einem Biss in die Kehle und wird selbst von einem Polizisten erschossen. Jessie findet heraus, dass es keine Tollwut gewesen sein kann, die Karen in eine irre Killerin verwandelt hat. Was aber dann? Und was hat es mit dem rätselhaften Wolfstotem auf sich, das sie am Unfallort gefunden hat? Rat suchend wendet sich Jessie an die Universität von Miniwa und begegnet dort ausgerechnet jenem Indianer wieder, den sie im Wald getroffen und der ungeahnte Gefühle in ihr geweckt hat.


Stil und Sprache
Die Geschichte beginnt ziemlich zügig, ohne langes Vorgeplänkel. Jessie wird zu einem Autounfall gerufen, bei dem ein Wolf verletzt wurde, und macht sich auf den Weg in den Wald, um das verletzte Tier zu töten. Als Leser findet man sich schnell zurecht. Die Erklärungen, die man benötigt, um der Geschichte folgen zu können, fließen wie nebenbei im Text mit ein.
Man kann die Story in zwei Handlungsstränge teilen, da ist zum Einen die Sache mit den Wölfen, dem Wolfstotem und dem Jäger-Sucher der Jagd- und Fischereibehörde und zum Anderen die sich anbahnende Beziehung zwischen Jessie und dem Indianer Will Cadotte. Beide Stränge sind natürlich miteinander verknüpft und greifen ineinander über.
Lori Handeland versteht es, mit ihrer Sprache schöne Bilder zu zeichnen, die im Kopf des Lesers einen Film ablaufen lassen. Ich konnte direkt vor mir sehen, wie Jessie in den Wäldern von Wisconsin auf die Jagd nach den Wölfen geht. Aufgrund der aufkeimenden Beziehung zwischen Jessie und Cadotte gibt es etliche erotische Szenen, die sehr ausführlich, aber nie geschmacklos oder billig beschrieben werden.
Die Autorin lässt Jessie die Geschichte aus ihrer Sicht in der ersten Person erzählen. So hat der Leser Zugang zu Jessies Handeln und Gedanken. Wir erfahren aus erster Hand von ihren Zweifeln und Ängsten, gerade auch im Bezug auf Cadotte. Wie häufig bei Erzählungen in der Ich-Form bleiben die Gedanken der anderen Figuren auf der Strecke. Es hätte mich schon interessiert, wie Cadotte die Beziehung zu Jessie sieht und was er sich für Gedanken dazu macht.
Je weiter die Sache fortschreitet und je mehr Jessie herausfindet, um so mehr steigt die Spannung an. Sie ist sich nicht sicher, wem sie trauen kann und wem nicht. Als Leser tappen wir da natürlich genau so im Dunkeln wie Jessie. Bis zum wirklich fulminanten Ende gibt es noch die ein oder andere überraschende Wendung, einiges scheint doch nicht so zu sein, wie zunächst gedacht.
Einzig die Erklärung für das Vorhandensein der Werwölfe hat mir nicht zugesagt. Das ist sicher Geschmackssache. Für meine Begriffe werden alte Mythen der Indianer und ein Teil der deutschen Geschichte unpassend miteinander verknüpft.


Figuren
Die Hauptperson ist die Polizistin Jessie McQuade, nicht gerade der Typ Frau, nachdem sich die Männer die Hälse verdrehen. Sie ist eher der Kumpeltyp. Vor allem ist sie bodenständig. Obwohl sie Tür an Tür mit den noch übrig gebliebenen Ojibwa-Indianern lebt und genügend abergläubische Legenden für ein ganzes Leben gehört hat, hat sie für diese Mythen nichts übrig. Bei ihr zählen einzig die Fakten. Im Laufe dieser Geschichte muss sie sich eines besseren belehren lassen. Die Fragen und Zweifel, die dabei aufkommen, kann der Leser durch die gewählte Erzählform problemlos nachvollziehen. Auch ihre Bedenken bezüglich ihres Aussehens und des Zusammenseins mit Cadotte werden transparent dargestellt. Sie ist vielleicht ein wenig zu wankelmütig, was Cadotte betrifft. Mehr als einmal kann sie sich nicht entscheiden, ob sie ihn erschießen oder mit ihm ins Bett gehen soll. Ich hätte auch gerne etwas mehr über ihre Vergangenheit erfahren. Das bleibt aber alles im Dunkeln.

Will Cadotte ist eine sehr geheimnisvolle Figur. Auch über sein Vorleben erfährt man nichts. Er taucht plötzlich nackt im Wald auf - interessante Vorstellung. Leider wird nicht klar, warum er mitten in der Nacht ohne Kleidung und barfuss im Wald herum läuft. Seine Tai-Chi Ausrede fand ich ziemlich dürftig, Jessie übrigens auch.
Er sieht nicht nur gut aus, er hat auch noch was auf dem Kasten und ist an der Universität von Miniwa als Gastprofessor tätig. Jessie fühlt sich sofort von ihm angezogen. Ob es umgekehrt auch der Fall ist, kann man als Leser nur vermuten. Durch die Erzählung in der Ich-Form aus Jessies Sicht sind Cadotts Gedanken und die der anderen agierenden Personen leider dem Leser nicht zugänglich. Seine Motive bleiben lange im Dunkeln. Das macht natürlich einen Großteil der Spannung aus, nicht nur in der Beziehung zwischen Jessie und ihm.

Eine weitere wichtige Person ist Edward Mandenauer von der Jagd- und Fischereibehörde DNR. Er ist das Sondereinsatzkommando in Sachen Wolfsjagd, auch so ein undurchsichtigter und zu Beginn auch unsympathischer Typ. Im Laufe der Geschichte wird man als Leser etwas wärmer mit ihm, und er kommt etwas sympathischer rüber. Seine Motive reichen weit in die Vergangenheit zurück und sind durchaus nachzuvollziehen.

Auch die Nebenfiguren sind glaubwürdig und dreidimensional, z.B. Sheriff Clyde Johnston oder Zelda Hupmen, die in der Einsatzzentrale des Polizeireviers sitzt.


Aufmachung des Buches
„Wolfskuss“ liegt als Taschenbuch mit dem für den Egmont Lyx-Verlag so typischen Klappeinband vor. Der Blickfang des Covers ist ein grauer Wolf, der den Betrachter direkt anzuschauen scheint. Rechts daneben sieht man seitlich den Oberkörper einer Frau mit langen dunklen Haaren. So gut der Wolf zum Inhalt des Buches passt, so wenig kann ich mir vorstellen, dass die abgebildete Frauengestalt Jessie McQuad sein soll. Auch die Skyline einer Großstadt mit verschiedenen Hochhäusern passt nicht zu einem Buch, das in den tiefen Wäldern von Wisconsin spielt. Der Mond hinter der Skyline ist dagegen wieder sehr passend. Knapp über dem Mond steht in roten, leicht verschnörkelten Buchstaben der Titel des Buches, darüber der Name der Autorin.
Auf den Innenklappen wiederholt sich das Cover, allerdings ohne die Frauengestalt. Die kurze Inhaltsangabe befindet sich auf der Rückseite des Buches. Auf der Innenseite des Covers ist dann die ausführlichere Buchzusammenfassung.

365 Seiten Text sind in 41 Kapitel eingeteilt. Zu Beginn eines jeden Kapitels laufen einige Abdrücke von Wolfspfoten über die Seite. Das sieht ganz witzig aus und passt gut zum Inhalt des Buches.


Fazit
„Wolfskuss“ ist der viel versprechende Auftakt einer Serie, in der es um Werwolfjäger, die Jäger-Sucher geht. Romantik und Fantasy werden so gekonnt miteinander verbunden, dass das Lesen zum echten Vergnügen wird.
Lediglich die Erklärung zur Entstehung der Werwölfe hat mich nicht überzeugt. Wenn man von dieser Idee der Autorin einmal absieht, ist das Buch allen Liebhabern von paranormalen Liebesromanen zu empfehlen.


4 Sterne


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