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Im Jahre des Herrn 1376
Eingeschneit auf Burg Altena verbringt die Magd Beleke einen romantischen Winter mit Ritter Rotger. Als ihr aufgeht, dass sie ein Kind erwartet, ist Rotger längst abgereist. Von der Familie verstoßen, zieht sie ihm hinterher, doch ihre gefahrvolle Suche endet vorerst in der Stadt Dortmund. Eine Kaufmannswitwe nimmt die mittellose Beleke in ihr Haus auf. Die neue Herrin ist gütig und fürsorglich, doch sie hütet ein dunkles Geheimnis – ein Geheimnis, das sie alle in Gefahr bringt.

Eine packende Geschichte über die Verräterin von Dortmund, Agnes von der Vierbecke, und die "Große Fehde" mit den Grafen von der Mark.

 

 Der Verrat der Kaufmannswitwe

Originaltitel: Der Verrat der Kaufmannswitwe
Autorin: Silke Elzner
Verlag: Eigenverlag
Erschienen: 6. Juli 2023
ASIN: B0C6BJHDWJ
Format: ePub

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Die Grundidee der Handlung
Dortmund – der Hauptschauplatz dieses Romans – wurde 1220 von Friedrich II. in den Privilegien bestätigt, die bereits von dessen Großvater Friedrich „Barbarossa“ stammten, deren Urkunden aber bei einem Brand zerstört worden waren. Dabei wurde die Stadt erstmals als „Reichsstadt“ bezeichnet, was bedeutete, dass sie nur dem Kaiser unterstellt und keinem Fürsten sonst abgabepflichtig war. Zudem führte der „Hellweg“ – die wichtige, mittelalterliche Handelsstraße der Hanse zwischen Nowgorod und Lucca – direkt durch Dortmund und erbrachte nicht nur hohe Einnahmen durch die Wegegebühren, sondern ermöglichte auch den ansässigen Händlern, ihre Waren günstig im Süden einzukaufen und im Norden teuer weiter zu verkaufen. Dadurch wurde das Bürgertum so reich und mächtig, dass es sogar dem englischen König Edward III. Kredite für seine Kriege gewährte und zum Pfand dessen Krone erhielt. Aus den angesehendsten Familien – den Patriziern, die auf ihre bürgerliche Abkunft stolz waren und dem Adel misstrauten – setzte sich auch der regierende Rat zusammen.
Dass ein solcher Reichtum Begehrlichkeiten bei den Nachbarn – allen voran dem Erzbischof von Köln und den Grafen von der Mark – weckte, ist nicht verwunderlich. Dagegen schützte sich Dortmund mit starken – bis zu 10 Meter hohen – Mauern, Gräben, Wällen und Palisaden, die im Spätmittelalter noch Türme erhielten. Einzig Verrat hätte vielleicht vermocht, die Stadt zu erobern, und genau dazu kam es im Jahre 1378.

In Dortmund geboren und aufgewachsen, ist Silke Elzner die erschütternde Geschichte der Verräterin Agnes von der Vierbecke – Witwe des reichen Kaufmanns Hildebrand Sudermann - von klein auf bekannt, und daher ist sie ganz besonders prädestiniert, sie in diesem überaus spannenden und bewegenden Roman zu schildern.


Stil und Sprache
Der Leser erlebt die Handlung überwiegend aus Sicht dreier Personen – Neyse (Agnes), Beleke und Rotger – zwischen denen die Schauplätze stets wechseln, sodass keine Langeweile aufkommt. Auf diese Weise erhält man einen tiefen Einblick in das Leben und Treiben der Menschen im 14. Jahrhundert – durch alle Gesellschaftsschichten hindurch – sei es auf Burg Altena, unterwegs in den Dörfern der armen Bauern oder einem Söldnerlager und in den herrschaftlichen Häusern und ärmlichen Hütten einer großen Stadt.
Die Autorin hat Linguistik und Literatur studiert und – wie bereits bei ihrem ersten Roman – hat mich ihre ausdrucksstarke Sprache wieder vollkommen überzeugt und ihr außergewöhnlicher, erzählerischer Stil gefesselt und in jeder Beziehung begeistert.


Figuren
Es scheint, als wäre Beleke die Hauptperson dieses Romans, aber dem ist nicht so. Tatsächlich ist Agnes von der Vierbecke – die in diesem Buch, wie auch schon zu Lebzeiten, „Neyse“ genannt wird – die tragende und titelgebende Protagonistin der Ereignisse. Sie ist eine echte, historische Figur, die im späten 14. Jahrhundert in Dortmund eine ganz besondere Rolle spielte. Was sie letztendlich zur „Verräterin“ gemacht hat, wird wohl ewig im Dunkel bleiben, aber ich persönlich könnte mir vorstellen, dass die Vorbehalte, der Neid und die Verachtung ihrer Zeitgenossen/-genossinnen gegenüber einer – in ihre Kreise eingeheirateten – Adligen, sie dazu gebracht haben, so zu handeln, wie sie es tat. Vielleicht hat sie aber auch Dietrich von der Mark wirklich geliebt und mit ihm ein neues Leben erhofft.
Beleke ist eine fiktive Figur, aber mit der wichtigen Aufgabe, Neyses Scheitern authentisch und glaubwürdig zu erzählen. Für den Hergang des Geschehens am 4. Oktober 1378 – das 10 Jahre später noch einmal bei der „großen Fehde“ mit den Grafen von der Mark zur Sprache kommen sollte – fällt ihr die Rolle der Augenzeugin zu, die die Tragödie unmittelbar – aber nicht eingeweiht und daher unschuldig – miterlebt hat.
Mit Beleke, sowie Rotger und Lambert, den beiden – ebenfalls fiktiven – Männern in ihrem Leben, hat Silke Elzner drei Charaktere geschaffen, die einen sehr schlüssigen und nachvollziehbaren Rahmen rund um Neyses Schicksal bilden und deren „Dreiecksverhältnis“ dem Roman eine interessante und berührende – aber keinesfalls kitschige – Komponente gibt.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Ebooks zeigt in einem Bilderrahmen eine nicht mehr ganz junge, sehr schöne Frau in schwarzer Witwentracht. Eine schmale weiße Spitze und eine kostbare Perlenkette sind ihr einziger Schmuck und deuten auf ihre Zugehörigkeit zu einem reichen Hause. Das Inhaltverzeichnis beginnt mit Angaben zur Handlung, darauf folgen das Impressum und eine Redewendung: "So fast as Düörpm - so fest wie Dortmund“. Auf einer Karte vom Westfälischen Hellweg – der großen Handelsstraße der Hanse – kann man einem Stück des Weges von Beleke und Lambert von Burg Altena bis Dortmund folgen. Die weiteren Orte sind heute teilweise Großstädte, aber der Verlauf des Hellweges lässt sich noch immer an Hand der Straßennamen feststellen. Das ausführliche Personenverzeichnis ist nach Orten und Familien aufgeführt; historische Figuren sind mit einem * gekennzeichnet.
Die Geschichte gliedert sich in zwei Hauptteile – mit insgesamt 38 Kapiteln – zwischen denen ein Zeitraum von zehn Jahren liegt. Ein sehr interessantes Nachwort zu den historischen Ereignissen, die Danksagung und Informationen zur Autorin beschließen das Buch.


Fazit
Als beinahe „Nachbarin“ von Dortmund – gebürtig in Essen (auch am Hellweg gelegen) – muss ich gestehen, dass ich noch nie von Agnes von der Vierbecke und „der großen Fehde“ mit den Grafen von der Mark gehört hatte. Als Silke Elzner mir das Thema ihres neuen Romans nannte, habe ich erst einmal selbst „recherchiert“ und war – und bin nach der Lektüre erst recht – davon fasziniert und beeindruckt.
Daher gebe ich die volle Punktzahl und eine ganz klare Leseempfehlung.


5 Sterne


Hinweise
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Die Karte zum Verlauf des Hellwegs 

Weitere interessante Informationen und Fotos zum Buch gibt es auf der Seite der Autorin

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