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April 1718. Die junge Antonia, Tochter des polnischen Grafen Kazimir Ostrowski, gelangt als Gesellschafterin ihrer Cousine Maria Magdalena Gräfin Dönhoff an den Dresdner Hof. Denn die Dönhoff ist die derzeitige Mätresse August des Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen.
Dem fremdartigen erotischen Reiz der „schönen Polin“ verfallen in Dresden alsbald vier Männer – allen voran König Friedrich August. Als Frauenkenner hat er sie schnell ins Visier genommen, doch Antonia gibt sich ihm gegenüber unnahbar.
Dem jungen Hauptmann Georg von Lichtenhain winkt da schon eher das Glück. Er und Antonia werden ein Liebespaar. Ein weiterer Verehrer Antonias ist der Hofnarr Joseph Fröhlich. Und auch der Maler Johannes Kupezky, der die „schöne Polin“ auf Wunsch des Königs porträtiert, verliebt sich in sie.
Nach sechs Jahren ist August der Starke der Gräfin Dönhoff überflüssig. Nun möchte er Antonia zu seiner neuen Mätresse machen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Grausam trennt er die Liebenden.
Wird die zarte Verbindung zwischen Georg und Antonia dennoch Bestand haben?

 

  Autor: Renate von Rosenberg
Verlag: Dresdner Buchverlag
Erschienen: 20. Juli 2009
ISBN: 978-3941757035
Seitenzahl: 180 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Das Bildnis einer schönen Polin vom böhmischen Maler Johann Kupezky hat die Autorin, die eigentlich Jugendbücher schreibt, inspiriert, diesen historischen Roman zu verfassen. Als Schauplatz für ihre Geschichte wählte sie den Dresdner Hof zur Zeit König Friedrich August des Starken, Kurfürst von Sachsen, König von Polen.


Stil und Sprache
Liest jemand mit großer Vorliebe historische Romane, so wird er sich zuallererst über das doch relativ dünne Büchlein wundern. Ich muss gestehen, dass ich noch nie einem Roman dieses Genres mit einer so geringen Seitenzahl gelesen habe und darüber auch etwas erstaunt war. Nun steht aber eine hohe oder geringe Seitenzahl nicht für eine gute oder schlechte Qualität eines Buches, hat aber, wenn auch von der Autorin mit Sicherheit unbewusst herbeigeführt, in diesem Fall doch einen Einfluss auf das Werk.
Schon nach den ersten Seiten erkennt man, dass dieses Buch ein enormes Tempo vorlegt und äußerst flüssig geschrieben ist. Für den Leser ist dies in der Regel wünschenswert, aber hier schleicht sich das Gefühl ein, dass die Autorin so voll Esprit ist, dass sie Angst hat, wenn sie nicht alles so schnell wie möglich festhält, ihre Ideen wieder zu vergessen. Leider ging ihr enormes Engagement etwas zu Lasten der Geschichte. Durch das Bemühen, den Erzählfluss nicht abreißen zu lassen, erweckt es auch den Anschein, als fürchte von Rosenberg, dass sie ihre Leser langweilen könne, wenn sie mehr ins Detail geht. In vielen Abschnitten wäre dies aber wünschenswert gewesen, denn so fällt die Geschichte von einem Ereignis in das nächste und gerne hätte man von so manchen Begebenheiten etwas mehr Information gehabt. So wirkt alles etwas zu übereilt, wo die Autorin doch so schöne Szenen geschaffen hat, in der der Leser gerne noch etwas verweilt hätte.

Ob sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Gräfin „in Schale geworfen“ hat, möchte ich ebenso anzweifeln wie ein Offizier mal eben „lässig im Türrahmen lehnte“. Diese Anachronismen stören in einem historischen Roman und wäre das Buch drei Mal so dick, fiele es bei Weitem nicht so ins Gewicht wie bei gerade mal 180 Seiten.
Das Potential zum Erzählen hat die Autorin unangefochten und die Recherche ist ihr nicht abzusprechen, aber für einen historischen Roman sind Sprache, Ausdruck und Wortwahl wesentlich entscheidender als bei einem Werk, das in der heutigen Zeit spielt.


Figuren
Die Figuren hat die Autorin liebevoll gezeichnet, wenngleich sie ihren Protagonisten um einiges mehr Aufmerksamkeit schenkte als den anderen Figuren. Auch da wäre es hilfreich gewesen, wenn man die Gedankengänge so mancher Figur, wie z.B. Jerzys, besser nachvollziehen hätte können.
Den historisch belegten Figuren hat Renate von Rosenberg mit viel Feingefühl Leben eingehaucht und man bekommt bei ihnen das Gefühl, dass sie so gewesen hätten sein können. Aber auch hier wäre es schön gewesen, wenn die Autorin dem Leser noch mehr Einblicke gewährt hätte.


Aufmachung des Buches
Zweifelsfrei ist dieses dünne Buch mit viel Liebe fürs Detail entstanden. Das kartonierte Hardcover ohne Schutzumschlag ist in warmem, sattem Dunkelbraun gehalten und vorne prangt das Gemälde „Bildnis einer jungen Polin“ von Kupezky. Auf den inneren Umschlagseiten, vorne sowohl als auch hinten, findet man ansprechende aquarellierte Zeichnungen von Lichtenhain, Jerzy, Fröhlich und August dem Starken, die der Ehemann der Autorin für das Buch geschaffen hat.
Auch die Ausstattung des Buches selbst ist wohl überlegt und was Papier, Schriftart und Kapiteleinteilung betrifft, so ist dies das Tüpfelchen auf dem i für diese insgesamt schöne Ausgabe.


Fazit
Ein Buch, bei dem man das Potential der Autorin spürt, das aber für dieses Genre nicht ausgereift ist. Wer eine mitreißende Geschichte ohne sonderlichen Tiefgang lesen möchte, wird auf seine vollen Kosten kommen, denn das flüssig geschriebene Werk mit interessanter Zeitbühne und sympathischen Figuren lassen Langeweile auf keinen Fall aufkommen.
Liebhaber und Vielleser historischer Romane werden bei diesem Büchlein jedoch einiges vermissen, woraus sich auch die Sternenanzahl begründet.


3 Sterne


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