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Es war ein langer, zermürbender Einsatz, bis die FBI-Profilerin Maggie O’Dell den Serienkiller Albert Stucky überführen konnte – jetzt ist er geflohen und setzt seine Bluttaten fort: Frauen werden ermordet und entsetzlich verstümmelt. Als Maggie bei ihrem Boss endlich erreicht, dass sie wieder den Fall übernimmt, scheint Stucky gewonnen zu haben. Es gehört zu seinem grausamen Plan, sich ausschließlich Opfer zu suchen, die Maggie kannte. In einem Psychokampf, der Maggie zu zerbrechen droht, will Stucky ihr zeigen, wie leicht die Grenze zwischen kühlem Verstand und Besessenheit zu überschreiten ist.

 

  Autor: Alex Kava
Verlag: Mira Taschenbuch im Cora Verlag
Erschienen: 11/2002
ISBN: 3-89941-032-7
Seitenzahl: 412 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Bereits beim ersten Mord hat FBI-Profilerin Maggie O’Dell einen entsetzlichen Verdacht, der sich bestätigt: Der Serienkiller Albert Stucky, aus dem Gewahrsam geflohen, tötet wieder. Die grausame Spur von gefolterten und ermordeten Frauen kommt immer näher – alle Opfer waren Maggie schon mal begegnet. Als sie zusammen mit Agent R.J. Tully endlich mit dem Fall betraut wird, beginnt ein Wettkampf mit der Zeit, in dem Stucky ihnen stets einen blutigen Schritt voraus ist. Immer deutlicher tritt zutage, dass Stucky ein bestimmtes Ziel verfolgt: Er will sehen, wie Maggie im Kampf gegen das Grauen zerbricht.


Stil und Sprache
Special-Agent Maggie O’Dell ist zurück, zusammen mit ihrem personifizierten Albtraum Albert Stucky. „Das Grauen“ beginnt da, wo „Das Böse“ aufhörte, mit der Flucht von Albert Stucky aus dem Gefängnis, passenderweise an Halloween. Diese Flucht wird im Prolog geschildert.
Die eigentliche Geschichte beginnt dann fünf Monate später. Wir lernen Maggie O’Dell kennen und erfahren, was sie mit Albert Stucky verbindet. Leser des 1. Buches mit ihr wissen natürlich Bescheid, obwohl der Fall Stucky, chronologisch gesehen, vor den Ereignissen in „Das Böse“ stattfand. Allen, die Maggie erst mit diesem Buch kennenlernen, werden nach und nach die Ereignisse aus dem vorherigen Buch erläutert, so detailliert, dass es sich nicht mehr unbedingt lohnt, auch noch dieses Buch zu lesen. Selbst der Name des Mörders wird verraten, was ich sehr schade finde. Diese Wiederholung geschieht jedoch Stück für Stück und ist gut in die laufende Geschichte eingebunden. Für Kenner der Materie kommt keine Langeweile auf.
Die Geschichte und damit die Spannung kommen nur langsam in Fahrt. Das mag daran liegen, dass der Täter, nämlich Albert Stucky, ja schon bekannt ist. Es geht jetzt „nur noch“ darum, ihn zu fassen. Ganz so langweilig, wie sich das jetzt vielleicht anhört, ist die Sache natürlich nicht. Die Autorin versteht es vorzüglich, die Spannung langsam aber stetig ansteigen zu lassen, indem sie die ein oder andere falsche Spur legt. Sind es jetzt plötzlich zwei Täter? Nach einem hochdramatischen Finale, als alles klar zu sein scheint, kommt nochmals eine Wendung und plötzlich ist alles wieder offen. So stelle ich mir einen Thriller vor.

Kavas Sprache ist direkt und schnörkellos. Ihre Beschreibungen sind detailliert, lassen aber noch Raum für die eigene Phantasie. Die Dinge, die der Täter seinen Opfern antut, werden aus einer gewissen Distanz heraus beschrieben. Das macht das Grauen nicht ganz so lebendig. Hier hat sich Alex Kava im Vergleich zu dem ersten Buch zurückgenommen.
Die Handlung wird in der 3. Person aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Sehr zur Spannungssteigerung tragen die Szenen bei, die den Täter bei seinem Tun begleiten. Relativ kurze Kapitel erhöhen die Lesegeschwindigkeit. Zum hohen Tempo des Buches tragen auch Orts- und Datumsangaben zu Beginn einiger Kapitel bei. Die ganze Geschichte spielt, mit Ausnahme von Prolog und Epilog, innerhalb von nur 11 Tagen.


Figuren
Wieder steht FBI Profilerin und Special Agent Maggie O’Dell im Mittelpunkt. Sie hat durch Albert Stucky Narben an Leib und Seele davongetragen und kommt nicht zur Ruhe. Ihre Besessenheit, Stucky zu fassen, wird immer größer. Da trifft es sie umso mehr, dass ihr Vorgesetzter sie von den laufenden Ermittlungen im Fall Stucky ausschließt. Ist sie doch davon überzeugt, nur sie kennt Stucky so gut, um ihn zu fassen. Diese Besessenheit, die sich langsam aber stetig in Paranoia wandelt, wird hervorragend geschildert. Der Leser fiebert mit, wenn sie so unter Spannung steht, dass sie nicht zur Ruhe kommen kann und im Sitzen schläft, mit dem Revolver in der Hand. Stucky verwickelt sie in ein perfides Spiel. Er will sie brechen. Sie hat Angst, dass sie genau so zu Untaten fähig ist, wie er. Diese Selbstzweifel werden nachvollziehbar geschildert. Der Leser kann sich gut in ihre Gedankengänge hineinversetzen.

Albert Stucky ist während eines Transportes aus dem Gefängnis geflohen, nicht ohne die beiden Wachmänner zu töten. Sein einziges Ziel ist Maggie O’Dell. Sie hat ihn seinerzeit geschnappt. Zuvor hat er jedoch dafür gesorgt, dass sie Zeit ihres Lebens Andenken an ihn hat. Nun will er sie endgültig brechen. Diese Figur ist natürlich nicht unbedingt der Sympathieträger des Buches. Sie ist aber gut ausgearbeitet und sehr motiviert. Der Leser kann Stuckys Motive gut nachvollziehen.

O’Dells Partner bei diesem Fall ist Special Agent R.J. Tully. Er ist das ganze Gegenteil von Maggie. Wo sie schon schießt, überlegt er erst noch einmal. Auch er hat sein Päckchen aus der Vergangenheit zu tragen. Sehr glaubhaft sind z.B. die Diskussionen mit seiner pubertierenden Tochter.

Einige alte Bekannte aus „Das Böse“ tauchen auch wieder auf. Auf Maggies - jetzt Ex-Mann - Greg, kann man als Leser gut verzichten. So einen Typen wollen wir nicht in Maggies Leben sehen. Gefreut hat mich das Wiedersehen mit Nick Morrelli, dem ehemaligen Sheriff aus Platte City, Nebraska. Zwischen ihm und Maggie knistert es wieder gewaltig. Wie weit es geht, wird hier aber nicht verraten.
Es gibt noch einige andere Nebenfiguren. Einige sind doch sehr klischeehaft. So darf z.B. der etwas dümmliche, aber ziemlich arrogante Detective nicht fehlen, dem Maggie zeigt, was aus einem Tatort herauszulesen ist und der dann doch die Frechheit besitzt, sich bei ihrem Vorgesetzen über sie zu beschweren. Zu erwähnen wäre auch noch der Officer, der einen Mann als Vortragenden bei der Fortbildung erwartet und von Maggie nach allen Regeln der Kunst vorgeführt wird. Diese Charaktere sind ein wenig zu übertrieben. Sie tauchen so oder so ähnlich in vielen Thrillern auf. Ich hatte beim Lesen das Gefühl, dass sie nur aus diesem Grund auch hier einen Platz gefunden haben.


Aufmachung des Buches
„Das Grauen“ liegt als Taschenbuch vor. Das Cover ist in Grau- und Orangetönen gehalten und zeigt im oberen Teil eine schmale Hinterhofgasse. Man sieht die unscharfen Umrisse eines Mannes. Der Name der Autorin ist wieder der Blickfang, der Titel steht darunter.
Auf der Rückseite gibt es neben einer Inhaltsangabe auch einen kurzen Lebenslauf der Autorin mit Foto.

Der Text ist in den schon erwähnten Prolog, 76 knappe Kapitel, teilweise mit Orts- und Datumsangaben und einen Epilog eingeteilt.


Fazit
„Das Grauen“ ist die gelungene Fortsetzung von „Das Böse“, der Serie um die Profilerin Maggie O’Dell, und schließt fast nahtlos an. Auch wenn die Spannung in diesem Band nicht permanent so hoch gehalten wurde, wie in „Das Böse“, verdient auch dieses Buch auf jeden Fall die Bezeichnung Thriller. Die Beschreibung der Greueltaten ist etwas gemäßigter. Das wird alle die Leser freuen, denen sich bei diesen sehr ausführlichen Beschreibungen immer der Magen umdreht.
Alle die Leser, die bereits „Das Böse“ verschlungen haben, werden aufgrund des Cliffhangers zum Ende des Buches gar nicht anders können, als auch dieses Buch zu lesen, und sie werden nicht enttäuscht sein. Diejenigen, die Maggie O’Dell noch nicht kennen, sollten, für ungetrübten Lesegenuss besser mit dem 1. Teil beginnen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Das Böse

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