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Kategorie: Krimis

Ideales Wanderwetter sorgt für Hochbetrieb auf dem Tegelberg bei Füssen. Unentwegt drängen sich die Besucher dicht an dicht in die Seilbahn. Rechtsmedizinerin Resi und Kommissar Hansen macht das nichts aus, sie schwelgen in Hochzeitsvorbereitungen und können sich nicht nahe genug sein. Nur der Mann mit dem Schnauzbart stört, der sich zwischen Resi und das Kabinenfenster drängt. Er lehnt schlapp an ihrer Schulter und macht keine Anstalten, sich dafür zu entschuldigen. Schnell wird klar, warum. Er ist tot, und die Einstichstelle im Nacken verrät: Es war Mord...

 

Spritztour 

Autor: Jürgen Seibold 
Verlag: Piper
Erschienen: 01. Februar 2018
ISBN: 978-3-492-30853-3
Seitenzahl: 272 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Jetzt soll es also wirklich und tatsächlich ernst werden zwischen Resi und Hansen. Doch noch bevor die beiden Turteltauben konkretere Hochzeitspläne schmieden können, kommt ihnen ein Mord dazwischen. Der Tote befindet sich ausgerechnet in derselben Gondel zum Tegelberg wie die Rechtsmedizinerin und der Kommissar. Die nachfolgenden Ermittlungen, die im Großen und Ganzen etwas zäh verlaufen, werden schnell vom BKA übernommen, wodurch Hansen und sein Team erst recht aufhorchen. Was hatte der Tote zu verbergen?

Ein Opfer mit geheimnisvoller Vergangenheit – das allein wäre schon ausreichend gewesen, den Leser zu fesseln. Doch Jürgen Seibold setzt noch einen drauf und konstruiert Zusammenhänge, die alles und nichts bedeuten können. Spannung pur.


Stil und Sprache
Die beobachtende Erzählperspektive hat auch in diesem sechsten Fall nicht nur ihre Daseinsberechtigung, sondern vor allem den Vorteil, dem Leser Informationen zukommen zu lassen. So erhält man beispielsweise minimale Einblicke was den ominösen Geheimdienst betrifft, ohne dass andere Protagonisten davon erfahren. Überhaupt ist dieser Aspekt das Zünglein an der Waage. Es besteht die Gefahr, dass das Geschehen ins Absurde abdriftet, doch dem Autor gelingt eine Gratwanderung, wodurch man sich nicht im nächsten Blockbuster wiederfindet, sondern noch immer mit Kommissar Hansen im Allgäu ermittelt. Das Lokalkolorit hat dieses Mal auch einiges zu bieten, obwohl es eine eher untergeordnete Rolle spielt. Dennoch scheint sich die Stimmung mit jedem Mal, dass die Natur ins Spiel kommt, zu heben.

Es ist beinahe unmöglich, das Buch aus der Hand zu legen, die Spannung entwickelt sich recht schnell und hat auch zum Ende hin noch nicht sämtliche Ressourcen aufgebraucht. Somit wird der Leser bereits früh in den Bann gezogen und nicht mehr daraus entlassen, bis der Fall gelöst ist, der es doch wahrlich in sich hat. Manches Mal weiß man nicht, ob die Ermittler nun bewusst in die Irre geführt werden oder ob sich tatsächlich eine heiße Spur offenbart. Vorsicht ist also geboten, auch wenn man versuchen sollte, nicht allzu misstrauisch zu reagieren. Denn hin und wieder gibt es auch ganz logische und einfache Erklärungen, die man nur entdeckt, wenn man einen kühlen Kopf bewahrt. Auf Grund der Einmischung von außen kommt es allerdings durchaus zu unvorhersehbaren Überraschungsmomenten, die eventuelle Theorien im Keim ersticken können.


Figuren
Endlich ist Kommissar Hansen bereit, seine Resi zu ehelichen, nach dem ganzen Gerede sollen Taten folgen. Doch dann wird er wieder aus der Bahn geworfen, Ereignisse überlagern sich und stellen private Belange zurück. Wobei dies eigentlich nur halb zutrifft. Denn das Einbringen des Geheimdienstes offenbart, dass man darauf hoffen darf, im nächsten Band etwas mehr über Eikes Vergangenheit und seine Familie zu erfahren. So ist der Leser direkt besänftigt, denn in diesem Band ist keine allzu großartige Charakterentwicklung zu verzeichnen, auch wenn Hansen sich wirklich Mühe gibt.

Erfreulicherweise wird sich in diesem Band ein wenig eingehender mit Resi, Haffmeyer und Hanna beschäftigt, so dass der Leser die inzwischen liebgewonnenen Nebenfiguren noch besser kennenlernen kann. Dadurch entwickeln sich deutliche Sympathien, die vielleicht sogar noch weiter ausgebaut werden können. Personen, die ausschließlich für diesen Band relevant sind beziehungsweise das erste Mal auftauchen, werden zwar kurz eingeführt, aber eher oberflächlicher Natur, um nicht zuviel vorweg zu nehmen. Hier entstehen konkrete Bilder erst im Laufe des Geschehens, um den Leser nicht zu früh auf die richtige Fährte zu bringen.


Aufmachung des Buches
Der Reihencharakter wird auch beim Cover des sechsten Bands beibehalten, so dass der Betrachter dieses Mal durch ein geschnitztes Herz – passend zu den Hochzeitsplänen – freie Sicht auf eine Kabine der Seilbahn sowie die dahinterliegenden Berge hat. Ob es sich um den Ort handelt, an dem der Tote gefunden wird, lässt sich natürlich nicht mit Gewissheit sagen. Im Vordergrund lugt die obere Gesichtshälfte einer Ziege gerade noch so über den Rand. Was sie einem mitteilen will, bleibt jedoch verborgen.


Fazit
Es wird zunehmend spannender, was die privaten Verhältnisse Hansens, jetzt und früher, angeht. Auch im sechsten Band der Reihe kann Jürgen Seibold das Niveau hoch halten, absolut empfehlenswert.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Rosskur
Band 2: Gnadenhof
Band 3: Landpartie
Band 4: Pferdefuß
Band 5: Schandfleck