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„Woher weißt du eigentlich, dass es El Dorado ist, wenn du es einmal gefunden hast?“ fragte Singer unvermittelt. Berns ließ seine Papaya sinken. Erheiterung stieg in ihm auf, diese Frage wäre ihm nie eingefallen. „Ich werde es erkenne“, antwortete Berns schließlich. „El Dorado wurde von Leuten wie mir erbaut. Deshalb werden Leute wie ich es finden.“

Erst seit kurzem weiß man, dass die sagenumworbene Inkastadt Machu Picchu von einem Deutschen entdeckt wurde. Sabrina Janesch erzählt die unglaubliche Geschichte dieses vergessenen Pioniers.

 

Die goldene Stadt 

Autor: Sabrina Janesch
Verlag: Rowohlt Verlag
Erschienen:  August 2017
ISBN: 978-3871348389
Seitenzahl: 528 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Wer träumte als Kind nicht davon, große Abenteuer zu erleben, Schätze zu entdecken, reich und berühmt zu werden? Diesen Traum hegte und pflegte Rudolph August Berns seit seinen Kindheitstagen. Geboren 1842, aufgewachsen in Uerdingen, Berlin und Solingen, flieht Berns kurz vor seiner Einziehung zum preussischen Militär nach Südamerika, um das sagenhafte El Dorado zu entdecken.
 
Sabrina Janesch, die zufällig in einer Zeitungsnotiz las, ein Deutscher habe Machu Picchu entdeckt, und zwar 35 Jahre vor Hiram Bingham, der als dessen Entdecker gilt, war sofort begeistert. Sie beschloss, die Suche nach diesem ominösen Deutschen aufzunehmen und es begann eine aufregende Recherche. Sie nahm Kontakt zur Familie Berns auf, fand in einer amerikanischen Datenbank einen weiteren Eintrag eines Rudolph August Berns und reiste nach Peru, wanderte mit einem Führer auf den Spuren Berns, um ihrem Helden nah zu sein. Ihre Recherchen förderten viel Interessantes über diesen Abenteurer zutage, aus dem sie ihren neuen Roman, eine Mischung aus Abenteuerroman und historischer Fantasie mit authentischen Elementen entwickelte.
Erzählt wird Berns aufregende Geschichte und seine Besessenheit, die verlorene Inka-Stadt mit all ihrem Gold zu entdecken und, wie sein großes Vorbild Alexander von Humboldt, in die Geschichte einzugehen.


Stil und Sprache
Berns besitzt schon als Kind eine wahrhaft abenteuerlustige Vorstellungskraft und beschließt für sich, nicht in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, dieser besitzt ein florierendes Weingeschäft, sondern auf große Abenteuer zu gehen. Er verschlingt alle Schriften Alexander von Humboldts, liest Entdeckerberichte aus Südamerika, lernt Spanisch und plant sein Leben als Entdecker. In den Büchern und auch bei seinem Vorbild Humboldt findet er immer wieder Berichte vom sagenhaften El Dorado, der goldenen Stadt der Inkas. Das zu finden wird sein Lebensziel werden.

Die Erzählstimme ist ganz nah an Berns dran. Janesch wählte für die Biografie auch deshalb die Romanform, um sich in Berns hineinfühlen zu können und den Leser an dessen Zweifeln, Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen, auch ohne ein Bild Berns vor Augen zu haben. Es existiert kein Foto von ihm, dennoch hat sie soviel Material zusammengetragen, um sich ein eigenes Bild machen zu können.

Obwohl ihr Berns sehr ans Herz gewachsen ist, wie die Autorin in Interviews beteuert, ist der Roman sprachlich eher nüchtern gehalten. Der Roman hat anfänglich einige Längen und eine doch etwas zu gewollte Übertreibung, als sie ihren Helden bei Humboldt auf dreiste Weise vordringen lässt, um seinem Idol die Antworten abzutrotzen, die er in den unbeantworteten Briefen gestellt hat. Aber das sind die Mittel der Fiktion und nicht der Fakten.
Janesch bleibt ihrem Helden bis zum Schluss treu, selbst als er vom Abenteurer zum besessenen Hochstapler mutiert und die Peruaner an der Nase herumführt.
Trotz der Nüchternheit ihres Stils weiß sie Szenen aufzubauen, ihren Figuren Charakter zu verleihen und die Schauplätze bis ins kleinste Detail auszugestalten. Die Zuneigung zu ihrem Helden macht die Liebenswürdigkeit dieses Romans aus. Er liest sich trotz einiger Schwächen als wahrhaft spannender Abenteuerroman und man wird unaufhaltsam in seinen Bann gezogen.


Figuren
Nach dem plötzlichen Tod des Vaters zerbricht in Berns seine Lebensgewissheit. Er packt seine Sachen, heuert als Matrose an und reist nach Peru. Kaum in Peru angekommen nennt er sich fortan Augusto Rudolpho Berns und macht sich auf die Suche nach der sagenumwobenen goldenen Stadt der Inkas. In seinem Goldfieber schwankt Berns zwischen seinem unbeugsamen und widerspenstigem Willen und Überheblichkeit. Auch der Leser schwankt anfänglich oft zwischen Sympathie und einer ablehnenden Haltung ob seiner Dreistigkeit.

Im Laufe des Romans trifft Berns auf Harry Singer, einen Seelenverwandten und ebenfalls auf der Suche nach dem Gold El Dorados. Singer wird Berns Allroundfreund. Ein ums andere Mal rettet dieser Berns vor sich selbst, pflegt ihn, wenn ihn neben dem Goldfieber auch die Malaria erwischt und hält auch zu ihm, wenn er kurz vor dem Wahnsinn steht.

Es ist ein sehr langer und sehr steiniger Weg, der die Freunde durch den Dschungel von Vilcabambra führt. Jahre vergehen, sie kämpfen sich durch die Kordilleren und Berns entdeckt eher zufällig die verlorene Inka-Stadt. Er kann sein Glück kaum fassen. Aber aus dem Glück der Entdeckung wird schnell eine Enttäuschung, die nach und nach aus Berns einen Betrüger macht.

Sabrina Janesch zeichnet ein unglaubliches Porträt dieses Abenteurers, erzählt von seinem Kampf gegen allen Unbill und am Ende ist man Berns so zugetan, dass man ihm auch seinen Betrug verzeiht.
Nach seinem großangelegten Husarenstück verliert sich Berns Spur. In einem Epilog spürt Janesch ihrem Helden nach, sie konnte ihn nicht einfach so gehen lassen, und hat ihn Jahre später auf Hiram Bingham treffen lassen. Eine Begebenheit, die nicht verbürgt ist, aber dennoch in Binghams unveröffentlichtem Teil seiner Tagebücher erwähnt wird. Er notiert, er sei einem „alten, zerlumpten Deutschen, der immer wieder das Gespräch mit ihm suchte“ begegnet.

Aufmachung des Buches
Auf dem Hardcoverbuch mit Schutzumschlag ist eine verspielte Abbildung einer Karte um Machu Picchu zu sehen. Darauf prangt ein goldener Kreis, auf dem der Titel und der Name der Autorin stehen.
Im Anhang gibt Jansech einen sehr kurzen Abriss ihrer Recherche. Schön wäre ein kurzer geschichtlicher Überblick gewesen.


Fazit
"Die Goldene Stadt" ist in ein großes Leseabenteuer. Janesch erzählt von der Zähigkeit, der Quälerei und den Kämpfen so anschaulich, dass man nicht so schnell aus diesem Roman auftauchen will.


4 Sterne


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