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Sarah und ihr Großvater Henri verbindet die Liebe zu Pferden. Täglich trainiert der ehemalige Dressurreiter seine Enkelin und ihr Pferd. Seit dem Tod von Mutter und Großmutter haben Sarah und Henri nur einander. Und als ihr Großvater einen Schlaganfall erleidet, bleibt die Vierzehnjährige allein zurück.

Natasha und ihren Mann Mac verbindet nur noch wenig. Ihre Ehe ist gescheitert, doch bis das gemeinsame Haus verkauft ist, müssen sie sich arrangieren. Für Natasha nicht leicht, denn ihre Gefühle für den Mann, der einmal die Liebe ihres Lebens war, sind alles andere als lauwarm.

Als zufällig Sarah in ihr Leben tritt, nehmen die beiden das verschlossene Mädchen bei sich auf. Das Zusammenleben ist schwierig. Gibt es überhaupt etwas, was sie verbindet? Und dann ist Sarah plötzlich verschwunden. Natasha und Mac machen sich widerstrebend gemeinsam auf die Suche. Ein turbulenter Roadtrip durch England und Frankreich beginnt …

 

Im Schatten das Licht 

Originaltitel: The Horse Dancer
Autor: Jojo Moyes
Übersetzer: Silke Jellinghaus
Verlag: rowohlt Polaris
Erschienen: Januar 2017
ISBN: 978-3499267352
Seitenzahl: 570 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der obenstehende Klappentext fängt die Handlung von „Im Schatten das Licht“ zwar passend ein, hat bei mir aber den Eindruck hinterlassen, dass das Buch sich eigentlich um einen Roadtrip dreht. Stattdessen spielt die Reise erst sehr spät im Buch eine Rolle und den weitaus größeren Teil nimmt die Handlung in London ein. Der Fokus liegt dabei zum einen auf der gescheiterten Ehe von Natasha und Mac. Die Hintergründe werden erläutert, die langsame Wiederannäherung gezeigt, aber eben auch immer wieder die Zerwürfnisse und Probleme. Zum anderen liegt der Fokus auf Sarahs verzweifeltem Versuch, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen, während ihr Großvater im Krankenhaus liegt. Eine unglaubliche Last liegt auf den Schultern der Vierzehnjährigen, die daran nach und nach zu zerbrechen droht. Die Geschichten sind beide auf ihre Art bewegend und interessant - können aber vor allem anfangs bei weitem nicht so mitreißen, wie man das von anderen Romanen von Jojo Moyes gewohnt ist.


Stil und Sprache
Der eigentlichen Handlung vorangestellt sind Vorbemerkungen der Autorin und ein Prolog, der im Jahr 1960 spielt. Wie man es von vergleichbaren Büchern gewohnt ist, spielt letzterer erst deutlich später im Roman wieder eine Rolle. Die Handlung, die in der dritten Person aus Sicht von Natasha und Sarah erzählt wird, steigt stattdessen kurz vor dem im Klappentext erwähnten Schlaganfall von Sarahs Großvater ein. Dieser bringt eine gewisse Dramatik rein, aber im Anschluss flacht die Handlung merklich ab und es dauert sehr lange, bis tatsächlich etwas entscheidendes passiert. Die Autorin gibt dem Leser so zwar Zeit, sich im Setting und mit den Charakteren zurechtzufinden, mir fiel der Einstieg aber gerade dadurch unglaublich schwer, weil die Handlung mich einfach nicht packen konnte. Erst nach gut 200 Seiten war ich wirklich drin und das Buch konnte mich fesseln. Das liegt aber sicher auch daran, dass der Klappentext unglaublich weit voraus greift - einige der dort beschriebenen Ereignisse passieren erst nach 400 Seiten. Sobald die Handlung Fahrt aufnimmt, ist das Buch dann aber fesselnd und vor allem durch die letzten 150 Seiten bin ich geradezu geflogen. Sie sind unglaublich intensiv beschrieben und nicht selten hatte ich auch Tränen in den Augen. Alles steuert auf ein großes Finale zu und das hat dann schließlich auch nicht enttäuscht. Ein Epilog rundet das Buch passend ab, auch wenn er im Vergleich zu der vorangegangenen Handlung ein bisschen kitschig geworden ist.

Der Schreibstil von Jojo Moyes ist wie immer absolut umwerfend. Sie lässt die Figuren und Schauplätze vor den Augen des Lesers lebendig werden und erschafft gerade zum Ende hin eine unglaublich aufgeladene Stimmung. Die Leidenschaft zum Reiten - der auch in passenden Zitaten zu jedem Kapitelanfang Ausdruck verliehen wird - ist in den Beschreibungen der Reitszenen mehr als deutlich und man kann die Erhabenheit dieses Sports auch ohne selbst Pferdefan zu sein bestens nachvollziehen. Das entschädigt für den schwierigen Einsteig und macht „Im Schatten das Licht“ zu einem ganz besonderen Roman.


Figuren
Wie der Klappentext bereits vermuten lässt, gibt es zwei Protagonistinnen in „Im Schatten das Licht“ - Natasha und Sarah. Erstere ist eine erfolgreiche Anwältin, die kurz davor steht in ihrer Kanzlei Partnerin zu werden. Auf den ersten Blick scheint es so, als hätte sie ihr Leben im Griff und die Trennung von ihrem Mann gut weggesteckt. Allerdings wird nach und nach klar, dass dem nicht so ist. Sie hängt noch an ihm, leidet unter der Trennung und hat das Gefühl, dass ihr nach und nach ihr ganzes Leben entgleitet. Ihre Emotionen und auch die Wandlung, die sie im Laufe des Romans durchmacht, kann man sehr gut nachvollziehen. Trotzdem fiel mir der Zugang zu ihr schwer. Sie wirkt unnahbar und lange nicht wirklich sympathisch.

Ganz anders Sarah - sie schließt man sofort ins Herz. Obwohl Sarah einige folgenschwere Entscheidungen trifft und bei weitem nicht immer vernünftig handelt, kann man sie doch jederzeit gut verstehen und würde sie am liebsten vor der Welt beschützen. Zwar ist auch sie verschlossen und versucht, die Menschen auf Abstand zu halten, aber bei ihr ist es weniger ein Charakterzug als eine Reaktion auf die Erlebnisse.

Alles in allem wirken aber beide Protagonistinnen sehr realistisch und auch die Nebencharaktere sind Jojo Moyes wieder ausgezeichnet gelungen. Sie alle sind glaubwürdig und erhalten das richtige Maß an Tiefe, ohne zu sehr von der eigentlichen Geschichte abzulenken.


Aufmachung des Buches
Passend zu den anderen Romanen von Jojo Moyes bei Polaris erschien auch „Im Schatten das Licht“ als Klappbroschur. Das Buch ist recht schlicht gestaltet und von dem weißen Hintergrund hebt sich auf dem Cover und der Rückseite ein orange-grünes Bild ab. Vor diesem sieht man vorne den Schattenschnitt einer Frau. Leider konnte ich vom Bild keine Verbindung zur Handlung knüpfen und sonderlich schön finde ich das Cover diesmal auch nicht - schade, da hätte man sicher ein schöneres Motiv finden können, was sowohl zum Inhalt als auch zu den restlichen Büchern passt.


Fazit
„Im Schatten das Licht“ ist ein bewegender Roman mit einer außergewöhnlichen Geschichte und faszinierenden Charakteren, der nicht nur für Pferdefans interessant ist. Aber der recht lange Einstieg macht es dem Leser nicht leicht - da ist man von Jojo Moyes anderes gewohnt.


3 5 Sterne


Hinweise
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