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Das kleine Dorf Obergassen liegt malerisch zwischen Wald und Wiesen. Kempten ist nicht weit, und nach Süden ist der Blick frei auf die Allgäuer Alpen. Nur der heruntergekommene Garzinger Hof stört die ländliche Idylle – und manche Bewohner würden den Schandfleck des Ortes lieber heute als morgen abreißen lassen. Aber der kauzige Eigentümer Manfred Garzinger mag weder verkaufen noch renovieren. Eines Tages wird er jedoch tot in seinem abgewetzten Lehnsessel gefunden, und Kommissar Hansen stößt bei seinen Ermittlungen auf eine verschwiegene Dorfgemeinschaft, die ihre Angelegenheiten lieber selbst regelt...
 

Schandfleck HB 

Autor: Jürgen Seibold
Verlag: Piper
Erschienen: 12. Januar 2017
ISBN: 978-3-492-30852-6
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
So richtig gut zu sprechen ist die Dorfgemeinschaft nicht auf Manfred Garzinger, der seit dem Tod seiner Eltern den heimischen Hof mehr und mehr verkommen lässt. Doch kaum, dass jener selbst ermordet in seinem Arbeitszimmer aufgefunden wird, will niemand mit ihm auf Kriegsfuß gestanden haben. Für Eike Hansen und sein Team ist es, als würden sie immer wieder gegen Wände laufen, niemand hat etwas gesehen oder gehört, Motive hingegen könnte nahezu jeder haben. Einmal mehr ist der Kommissar froh über die Vernetzung seiner Mitarbeiter, wodurch sich Aspekte ergeben, die die Ermittlungen in vollkommen andere Richtungen laufen lassen...

Auf dem Land kennt jeder jeden und alle halten zusammen. So in etwa lässt sich das Dorfleben, welches Jürgen Seibold hier zeichnet, beschreiben. Groteskerweise handelt es sich dabei keineswegs um reine Fiktion, wodurch das Geschehen einmal mehr an Authentizität gewinnt und auf Grund der Verschwiegenheit der Bewohner, die mitunter die Spurensuche erschwert, zunehmend an Spannung gewinnt.


Stil und Sprache
Jürgen Seibold behält auch im fünften Band der Reihe die beobachtende Perspektive bei, welche dieses Mal besonders sinnvoll ist, da sämtliche Dorfbewohner vom Leser betrachtet werden können, ohne dass beispielsweise der Kommissar ständig anwesend sein muss. Der lockere Schreibstil, obschon es zu unschönen und brutalen Taten kommt, trägt dazu bei, dass man sich sogleich im Geschehen wiederfindet und während des Lesens gänzlich die Zeit vergisst. Seiten und Handlung fliegen nur so vorbei, und dennoch hat man nicht das Gefühl, etwas zu übersehen. Manches Mal muss man sich sogar selbst ein wenig bremsen, damit die Geschichte nicht zu schnell ausgelesen ist.

Die Dorfgemeinschaft spielt nicht nur mit Kommissar Hansen, auch der Leser wird mehr und mehr hinters Licht geführt. Zwar spürt man von Anfang an, dass das ein oder andere Geheimnis im Untergrund lauert, doch so richtig zu fassen bekommt man es nicht. Schnell kommt man zu dem Schluss, dass es vermutlich jeder gewesen sein könnte, dennoch fehlen lange Zeit konkrete Indizien und Motive, um mehr als nur ein Bauchgefühl anzubringen. Im weiteren Verlauf des Geschehens werden zudem Hinweise aufgedeckt, die wiederum in eine ganz andere Richtung zeigen. Vollends verwirrt, aber nicht gewillt aufzugeben, heftet man sich weiterhin an die Fersen der Ermittler, die ein annehmbares Tempo vorlegen, um den Fall schnellstmöglich und zu aller Zufriedenheit zu lösen. Mit Spannung verfolgt man die verschiedensten Ansätze und ist in gewisser Hinsicht beruhigt, dass selbst erfahrene Polizisten nicht auf alles eine Antwort haben. Jürgen Seibold geizt zudem nicht mit Überraschungsmomenten, die dem Gesamtgeschehen noch einen zusätzlichen Kick verpassen.


Figuren
Eike Hansen scheint endlich im Allgäu angekommen, sogar an Hochzeit denkt er inzwischen. Und doch scheint er, im Gegensatz zum vorhergehenden Fall, sich wieder ein wenig in sein Schneckenhaus zu verziehen, nichts und niemanden so recht an sich heranlassen zu wollen. Vielleicht möchte er manche Dinge auch einfach mit sich selbst ausmachen, das wird jeder nachvollziehen können, eine Hochzeit ist schließlich ein großer Schritt, der gut durchdacht sein will. Es mag auch einfach eine subjektive Interpretation seiner Aktionen sein, die womöglich im Grunde überhaupt nichts bedeuten. So oder so, man beschäftigt sich eingehender mit der Hauptperson, so dass sich hier eine engere Bindung anbahnt.

Als Nebenfiguren fallen hier ganz besonders die Dorfbewohner auf, die sich nicht ins Blatt schauen lassen. Jeder trägt eine Maske zur Schau, die man nicht zu durchdringen vermag, bis sie mehr oder minder von selbst fällt. Man ist zwar immer versucht, hinter die Fassade zu schauen, im Nachhinein stellt sich aber häufig heraus, dass die eigenen Einschätzungen nur einen Bruchteil der Wirklichkeit abbilden können.


Aufmachung des Buches
Auch bei diesem fünften Band der Reihe aus dem Piper Verlag wird der Reihencharakter beim Blick auf das Taschenbuchcover sofort deutlich. Man betrachtet einen ländlichen Ausschnitt mit Gehöft, vielleicht einer kleinen Pension, mit Garten durch einen ausgeschnitzten Rinder- oder Ochsenkopf. Vorwitzig schaut eine Gans den Beobachter direkt an. Dass es sich bei dem Ausblick nicht um den heruntergekommenen Hof handelt, sieht man sofort, ob es allerdings überhaupt einer aus dem Ort ist, lässt sich nicht sagen.


Fazit
Mit „Schandfleck“ hat Jürgen Seibold ein Verwirrspiel sondergleichen kreiert, welches bis zum bitteren Ende noch Überraschungen bereit hält und den Leser, kaum dass er angefangen hat zu lesen, nicht mehr aus den Fängen lässt. Absolut grandios und nach wie vor verständlich auch ohne Vorkenntnisse der Reihe.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Rosskur
Band 2: Gnadenhof
Band 3: Landpartie
Band 4: Pferdefuß

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