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Hochsommerliche Hitze und heftige Gewitter belasten die Menschen im Süden Frankreichs, als ein brutaler Mord geschieht. Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und grausam gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Ohrenbetäubende Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Beklemmung macht sich in Kommissar Martin Servaz breit. Ist Mahler doch der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann. Hauptverdächtig ist jedoch ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe Marianne.

 

Kindertotenlied HB 

Originaltitel: Le Circle
Autor: Bernhard Minier
Übersetzer: Thorsten Schmidt
Sprecher: Johannes Steck
Verlag: Argon Hörbuch / Audible
Erschienen: 02/2014
ASIN: B00I2UY7CW
Spieldauer: 1119 Minuten, Hörbuch-Download; ungekürzte Lesung


Die Grundidee der Handlung
Eigentlich kann Commandant Servaz Fußball wenig abgewinnen, doch an diesem Abend steht das erste Spiel der französischen Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft 2010 auf dem Programm. Da es ohnehin wirkt, als wäre die ganze Stadt auf den Beinen, möchte er nicht als Außenseiter erscheinen und beschließt, seine Kollegen zu begleiten. Plötzlich erhält Servaz einen Anruf. Die Stimme erkennt er sofort, obwohl er die Frau viele Jahre nicht gesehen hat: Marianne, die Frau, in die Servaz als Student vor beinahe zwei Jahrzenten verliebt gewesen war. Im Kampf gegen die Tränen berichtet sie ihm, dass ihr Sohn Hugo mordverdächtig sei. Eine junge, hübsche und begabte Lehrerin sei tot. Als Servaz am Tatort eintrifft, findet er die Leiche der Frau grausam gefesselt und ertrunken in der Badewanne und Hugo am Swimmingpool des Hauses vor. Er wirkt seltsam abwesend und auf der Wasseroberfläche des Pools treiben zahlreiche Puppen. Im Haus macht Servaz gleich mehrere beunruhigende Entdeckungen: Auf dem Schreibtisch des Opfers liegt ein neues Heft, in dem nur ein Satz geschrieben steht: „Freund ist manchmal ein sinnloses Wort, Feind niemals." Ein versteckter Hinweis auf den Täter? Falls ja, würde das die Indizien gegen Hugo erhärten, denn, wie Servaz wenig später feststellt, stammt das Zitat aus einem der Werke Victor Hugos. Die zweite beunruhigende Entdeckung: Jemand hatte Claires E-Mails gründlich gelöscht. Um Spuren zu verwischen? Doch bei der dritten Entdeckung gefriert Servaz das Blut in den Adern: Als er die Stereoanlage einschaltet, tönen ihm die "Kindertotenlieder" Gustav Mahlers in ohrenbetäubender Lautstärke entgegen. Und nicht nur das: Es ist exakt die Aufnahme, die auch Julian Hirtmann am liebsten mochte, jener psychopatische Staatsanwalt, dem über vierzig Morde zur Last gelegt wurden und der am Ende von Servaz' erstem großen Fall spurlos verschwand. Ist er zurück und war das ganze womöglich sein Werk?

Nachdem der Auftakt der Reihe furios war und der Hauptverdächtige spurlos verschwand, lag es nahe, dass er auch im zweiten Band eine gewichtige Rolle spielt, ein Eindruck, den der Titel der deutschen Übersetzung noch verstärkte. Wer nun aber eine bedingungslose Jagd auf den Massenmörder und Hauptverdächtigen aus Teil 1 erwartet hatte, hat nicht mit der Raffinesse Miniers gerechnet. Zwar gibt es immer wieder im Verlaufe der Ermittlungen Hinweise auf eine irgendwie geartete Präsenz Hirtmanns, doch stehen diese stets im Wettstreit mit anderen Spuren, die oft erheblich konkreter sind. Die Tatsache, dass Servaz' Jugendliebe die Mutter des Hauptverdächtigen ist, ist in doppelter Hinsicht ein gelungener Schachzug: Einerseits ermöglicht diese Tatsache eine viel ausführlichere Darstellung von Servaz' inneren Konflikten, andererseits ist sie ein Hinweis und Indiz dafür, dass das Motiv auch in Dämonen der Vergangenheit zu suchen sein könnte. Und, Hugo, Marianne und Servaz sind bei weitem nicht die einzigen Personen im Umfeld der Ermittlungen, die mit solchen Dämonen zu kämpfen haben.

Ähnlich wie der erste Teil der Reihe steckt auch dieser Thriller voller unerwarteter Wendungen, sich widersprechender Spuren und voller Sackgassen. Wieder einmal verwendet Minier viel Zeit darauf, dass jedes Detail, jede Person und jede Handlung genau an den richtigen Platz fallen. Personen sind zahlreich, aber schlüssig und gut entwickelt. Überzeugen konnte mich auch, dass in diesem Teil der Mensch Servaz weiterentwickelt wurde und der Leser beziehungsweise Hörer zunehmend ein besseres Verständnis für ihn entwickelt. Dennoch fehlt diesem Band etwas von der Sogwirkung und Klarheit des ersten Teils.


Darstellung des Hörbuchs
Johannes Steck wieder einmal in Höchstform. Auch in dieser Lesung trifft er stets den richtigen Ton. Sowohl bei der diesmal deutlicheren stimmlichen Unterscheidung der handelnden Personen, als auch bei Tempo der Handlung und der emotionalen Verfassung der Personen. Gerade die emotionale Verfassung der Figuren transportiert Herr Steck meisterhaft und das ist in diesem Hörbuch wahrhaft eine Herausforderung. Beinahe jede handelnde Person erlebt in diesem Fall eine Achterbahnfahrt der Gefühle, einige sogar mehr als einmal. Beispielhaft möchte ich diese Feststellung an Servaz selbst verdeutlichen: Angefangen von der zunächst lustlosen Begleitung seiner Kollegen zu der Fußballübertragung, die er aber dann doch entspannt mitverfolgt, über die schmerzhaft-schönen Erinnerungen an Marianne vor 20 Jahren, die Gewissensbisse als er Hugo in Untersuchungshaft nehmen muss, bis hin zur fieberhaften Suche nach entlastenden Indizien und einer luftabschürenden Panik zu Beginn des großen Finals, die ihn das Leben kosten könnte, weil er unvorsichtig gewesen war. All das vermittelt der Sprecher herausragend. Gekonnt gut sind die stimmlichen Unterscheidungen der Personen und auch Effekte wie Dialoge durch das Telefon oder die Wiedergabe von Inhalten aus dem Radio vermögen zu überzeugen.


Aufmachung des Hörbuchs
Das Hörbuch ist in der ungekürzten Fassung ausschließlich in der Downloadvariante verfügbar. In bester Audioqualität hat die Datei eine Größe von etwa 1 Gigabyte und ist in insgesamt 303 Tracks eingeteilt. Das Cover der Downloadversion zeigt diesmal den Blick auf eine Wasserfläche, in der sich Pflöcke oder Paddel oder Teile einer Holzkonstruktion befinden. Farblich ist es sehr dunkel gehalten, der Hintergrund grau, das Wasser unruhig, die Holzteile schwarz. In weißer Schrift finden sich oberhalb des Motivs der Sprechername, Buchtitel und Sprechername sind diesmal in roter Schrift, was den dunklen Gesamteindruck verstärkt. Die Tracks sind jeweils zwischen einer und acht Minuten lang und wie gewohnt jederzeit einzeln ansteuerbar.


Fazit
Nicht ganz so atemberaubend wie der Serienauftakt, trotzdem von der ersten bis zur letzten Minute packend. Die Handlung ist schlüssig und fesselt, wenn auch nicht ganz so klar und geradlinig wie in Teil 1. Deshalb


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Hörbuch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Teil 1: Schwarzer Schmetterling

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