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Cal McGill ist Meeresbiologe. Seine Spezialität: per Computer die Route von Gegenständen im Wasser zu verfolgen, um Umweltsünder zur Strecke zu bringen. Doch bei seinem Einsatz für die Natur überschreitet der Sea Detective bisweilen legale Grenzen: Als er in den Gärten hochrangiger Politiker Weißen Silberwurz pflanzt, um auf den Klimawandel hinzuweisen, nimmt man ihn fest. Detective Helen Jamieson von der Polizei Edinburgh kommt der sympathische junge Mann gerade recht. Denn vor der Küste wurden kurz zuvor zwei abgetrennte Füße entdeckt. Bei ihren Recherchen stoßen Cal und Helen auf ein Netz aus Korruption, Ausbeutung und Menschenhandel. Und auf ein indisches Mädchen, das sie vielleicht noch retten können.

 

Sea Detective 

Originaltitel: The Sea Detective
Autor: Mark Douglas-Home
Übersetzer: Stefan Lux
Verlag: rowohlt
Erschienen: 01/2017
ISBN: 978-3499272462
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Cal McGill ist ein etwas verschrobener Typ; als Meeresbiologe hat er eine große Leidenschaft, mit der er den größten Teil seiner Zeit verbringt: Er verfolgt Strandgut und angespülte Gegenstände mithilfe von Strömungsforschung und Wetterdaten zu ihrem Ursprung zurück. Nebenbei versucht er auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, das allerdings auf ziemlich ungewöhnliche Weise, die ihn irgendwann bei der Polizei bekannt macht. Als dann an der Küste zwei abgetrennte Füße angespült werden, erinnert sich Helen Jamieson an den jungen Mann und bittet ihn, bei den Ermittlungen zu helfen.

Soweit der erste Handlungsstrang. Parallel erlebt man als Leser die tragische Geschichte der beiden indischen Mädchen Preeti und Basanti mit, die von ihren Familien verkauft wurden, um das Überleben der restlichen Familienmitglieder zu sichern. Und dann ist da noch Cals Großvater, dessen tragischer Tod nie aufgeklärt wurde…etwas viel für einen einzelnen Krimi, könnte man meinen. Erstaunlicherweise passt jedoch alles gut zusammen und der Autor schafft es, die verschiedenen Fäden geschickt miteinander zu verknüpfen und ein absolut rundes Gesamtbild zu schaffen.


Stil und Sprache
Passend zu den verschiedenen Erzählsträngen gibt es auch unterschiedliche Perspektiven, aus denen die Handlung geschildert wird. Nach einem Prolog aus Sicht eines der indischen Mädchen geht es mit Cal McGill weiter, der gerade zu einer seiner nächtlichen Aktionen unterwegs ist. Helen Jamieson bekommt ebenso ihre Erzählanteile wie Cals Großmutter in der Vergangenheit, hier ist also stets für Abwechslung gesorgt. Dennoch ist das Erzähltempo eher ruhig, Mark Douglas-Home nimmt sich viel Zeit, um seine Protagonisten aufzubauen und deren Geschichte erlebbar zu machen. Man muss also als Leser etwas Geduld mitbringen, aber irgendwann packt einen die Geschichte dann doch, es wird von Seite zu Seite spannender, wenn die einzelnen Schicksale aufeinander zu rasen und der abschließende Showdown muss keinen Vergleich fürchten.

Leicht zu lesen ist die Geschichte, die meeresbiologischen Details nehmen nur wenig Raum ein und bleiben so interessant, aber nicht bestimmend für die Handlung. Trotz der vielen Handlungsebenen verliert man nie den Überblick und kann dieses großartige Debüt am besten in einem Rutsch genießen.


Figuren
Cal McGill wirkt zunächst etwas eigenbrötlerisch und naiv, lernt aber im Laufe der Geschichte einiges hinzu, vor allem über seine Mitmenschen. Sehr auf sich selbst konzentriert und oft ein bisschen abgehoben weiß er nicht immer, welches Verhalten von ihm erwartet wird. Auch Helen Jamieson weiß zunächst nicht viel mit ihm anzufangen, das liegt aber wohl auch daran, dass sie mit einem Haufen eigener Probleme zu kämpfen hat, vor allem mit den Intrigen und Mobbing-Attacken ihres Chefs. Wie sie mit ihm geradezu unwiderstehlich elegant fertig wird, das ist schon sehr virtuos gemacht und sie gewinnt im Verlauf des Buches deutlich an Profil.

Am meisten beeindruckt hat mich aber die Begegnung zwischen dem zurückgezogenen Wissenschaftler Cal und dem schwer traumatisierten Mädchen Basanti. Wie die beiden miteinander umzugehen und dem anderen zu vertrauen lernen, das berührt in seiner behutsamen, sensiblen Darstellung sehr. Ganz großartig!

Etliche Nebenfiguren gibt es noch neben den drei Protagonisten und der Autor schafft es, ihnen allen ein Gesicht zu geben und sie vor dem inneren Auge des Lesers lebendig werden zu lassen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover einen Mann, der auf einem meerumtosten Steg vom Betrachter wegläuft. Die Wellen, die den Steg zu überspülen drohen, haben die gleiche Farbe wie der graue Himmel. Eine Aufmachung, die perfekt zum Inhalt des Buches passt und mir sehr gefällt. Innen gibt es 31 nummerierte Kapitel und sonst keine Besonderheiten.


Fazit
Ein Krimi der etwas anderen Art, ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber sehr spannend und mit äußerst sympathischen Helden. Gerne mehr davon!


4 5 Sterne


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