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Florian Fisch widmet sich unterhaltsam und fundiert dem wissenschaftlichen Konsens und nimmt ihn kritisch unter die Lupe.

Wenn eine These als „wissenschaftlich erwiesen“ deklariert wird, ist der Diskussionspartner meist schachmatt. Doch was heißt wissenschaftlich erwiesen wirklich und wie einigen sich Wissenschaftler über den Stand des Wissens?

Was passiert, wenn Politiker den wissenschaftlichen Konsens ignorieren wie bei HIV/AIDS in Südafrika? Welche Folgen hat ein verordneter Konsens wie in der Sowjetunion unter Stalin? Und sieht es bei der immer wiederkehrenden Impfdebatte aus?

Das beleuchtet der Wissenschaftsjournalist Florian Fisch exemplarisch und geht dabei auch mit seinem eigenen Berufsstand ins Gericht, der bisweilen Fehler eifrig weiterverbreitet.

Mit diesem Buch wendet sich Florian Fisch an alle Interessierten, ob Laien, Journalisten oder Wissenschaftler und es gelingt ihm zu zeigen: Wissenschaft geht uns alle an.

 

Wissenschaftlich erwiesen 

Autor: Florian Fisch
Verlag: Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA
Erschienen: September 2016
ISBN: 978-3-527-33886-3
Seitenzahl: 242 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
„Wissenschaftlich erwiesen!“, mit diesen beiden Wörtern werden gerne Diskussionen abgewürgt und Meinungen und Ansichten in eine ganz bestimmte Richtung gedrängt. Fundierte und mit reproduzierbaren Beweisen ausgestattete Aussagen zu den unterschiedlichsten Studienreihen sind nicht immer die Regel, denn die Publikationen zu den verschiedenen Themen sind nicht immer so seriös, breit genug angelegt oder so aussagekräftig, wie sie im ersten Moment erscheinen. Und natürlich sollte man als kritischer Mensch auch immer etwas darauf achten, welche unterschiedlichen Interessen hinter den Studien stehen, bei denen nicht alle so ganz uneigennützig sind.

Der Autor nimmt zu Beginn gleich einmal die bekannte Aussage „Ein Glas Rotwein am Abend ist gesund“ genau unter die Lupe und zeigt, warum Behauptungen wie diese eine so große Eigendynamik entwickelt und bei der Bevölkerung und manchen Ärzten so großen Anklang gefunden haben.
Was ist Wahrheit - was ist Lüge? Aussagen und Publikationen von Forschern oder Wissenschaftlern sind nicht immer ganz neutral. Wieso das passieren kann und welche Auswirkung z.B. das Verschweigen gewisser Tatsachen auf Bereiche unseres Lebens haben kann, findet man ebenfalls in diesem Buch erklärt.

Nüchtern, aber dennoch auf spannende Art und Weise erklärt der Autor was z.B. passieren kann, wenn seriöse wissenschaftliche Erkenntnisse von Staatsoberhäuptern ignoriert werden und zeigt zugleich den Unterschied zwischen seriösen Forschungen und ihren „Pseudogeschwistern“ auf. Auch aufschlussreiche Interviews mit anderen klugen Köpfen, wie der Soziologin Karin Knorr-Cetina, dem Methodenforscher Gerd Antes und dem Experimentalpsychologen Stephan Lewandowsky sind in dem Buch untergebracht. Auf diesen Seiten erfährt der Leser Interessantes über die Definition des Begriffes „Wahrheit“ oder den Unterschied zwischen Natur- und Geisteswissenschaften aus Sicht der Soziologin. Auch Wissenswertes über die Unmengen an publizierten Forschungen, deren Ausagen in der Qualität und Glaubwürdigkeit teilweise extrem unterschiedlich sind und die es notwendig machen, zukünftige Studien sinnvoll zu planen, bespricht der Autor mit Gerd Antes. Wo der Unterschied zwischen wissenschaftlicher, gesunder Skepsis und dem Leugnen von Tatsachen liegt, wird mit Stephan Lewandowsky besprochen. So gewinnt der Leser einen guten Einblick in die Ansichten und Meinungen von fachkundigen Profis, taucht ein in die verschiedenen Forschungen und erfährt, warum eine Studie als hilfreich und sinnvoll anerkannt wird, die andere jedoch nichts weiter als „heiße Luft“ ist, die einer genauen Prüfung nicht standhalten kann.

Antworten zu Fragen wie z.B. „Wie breit muss eine Untersuchung angelegt sein, um aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen?“ „Wie und worin hebt sich eine seriöse Studie von seiner ungenauen oder falschen „Verwandtschaft" ab?" und viele - vielleicht unbekannte, auf jeden Fall aber sehr interessante - Hintergrundinformationen entdeckt man ebenfalls auf diesen Seiten. Auch bekannte „heiße Themen“, wie etwa die immer wiederkehrende Diskussion zwischen Impfbefürwortern und Impfgegnern mit ihren jeweiligen Argumenten oder Aussagen finden ausreichend Platz in dem Sachbuch.

Die Erläuterungen des Autors lassen sich gut nachvollziehen und sind für Fachpublikum und Laien gleichfalls interessant und spannend zu lesen. Die jeweiligen Fachwörter wurden sparsam verwendet und so gut in den Text eingebunden, dass sich jedem interessierten Leser der Sinn erschließt. Bestimmte Fragen werden von unterschiedlichen Seiten beleuchtet, sodass man sich als Leser gut informieren kann.

Bücherfreunde jeden Alters, die sich nicht gutgläubig auf die Aussage „Wissenschaftlich erwiesen“ verlassen, sondern mehr zu dem Thema wissen wollen, werden mit den kurzweilig, informativ und alles andere als langweilig aufbereiteten Informationen im Buch bestimmt viel Freunde haben.


Aufmachung des Buches
Das die Titelbildgestaltung auf dem Hardcoverbuch ist einfach, aber einprägend. Auf weißem Grund findet man den Titel und einen Stempel auf dem zwar "Wahrheit" steht, der rote Stempeldruck jedoch „Blödsinn“ zeigt. Der Rückseitentext gibt einen guten Einblick in den Inhalt des Buches und die Vielschichtigkeit des Themas. Das Schriftbild ist etwas kleiner gehalten und so finden eine Menge Informationen auf den 242 Seiten Platz. Durch die überlegte Gestaltung, die fettgedruckten Überschriften und die eingerückten Absätze ist der Text aber trotzdem gut und angenehm zu lesen.  

Auf den ersten Blättern sind einige andere themenähnliche Werke aus dem Verlagsprogramm aufgelistet. Es folgen ein Impressum und eine bebilderte Kurzvita des Autors. Nach dem Inhaltsverzeichnis und einer Einführung „Wahrheit ist gesund“ folgen 11 durchnummerierte und mit einer Überschrift versehene, große Kapitel, die ihrerseits in betitelte kleinere Abschnitte unterteilt wurden. Auch ein paar schwarz-weiße Abbildungen sind in dem Buch zu finden. Ein Sachverzeichnis schließt das Buch ab.


Fazit
Für alle neugierigen und kritischen Leser, die sich nicht mit der gezielt in die Unterhaltung oder unter einen Artikel geworfenen Aussage „Das ist wissenschaftlich erwiesen", (das auch immer den unausgesprochenen Zusatz "also ist es mindestens 100% richtig“ miteinschließt) abspeisen lassen wollen, ist dieses empfehlenswerte Sachbuch der ideale Lesestoff. Denn hier gibt’s viele Informationen, Beispiele und „Gegenüberstellungen“, damit sich der Leser hinter den Kulissen der wissenschaftlichen Forschungen bzw. Studien ein wenig umsehen und sich selber ein Bild machen kann.


5 Sterne


Hinweise
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