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Kategorie: Dystopien

Nachdem eine mysteriöse Krankheit alle Erwachsenen ausgelöscht hat, übernehmen Teenager das Kommando. In Manhattan organisieren sie sich in Clans. Donna und Jeff vom Washington Square Clan wagen sich auf die riskante Suche nach einem Gegenmittel. Gerade als sie zusammen mit einigen Freunden an ein Antiserum gelangen, wird die Clique getrennt. Jeff kehrt nach New York zurück, während es Donna nach England verschlägt. Dort wird sie vom britischen Geheimdienst immer wieder zu den Ereignissen kurz vor der Krise befragt. Und erst fast zu spät begreift sie: dort wo Jefferson ist, mitten in New York, liegt der Schlüssel zu einer noch viel größeren Bedrohung, als die Krankheit es jemals war. 

 

Nach dem Ende 

Originaltitel: The New Order
Autor: Chris Weitz
Übersetzer: Gerald Jung, Katharina Orgaß
Verlag: dtv
Erschienen: Mai 2016
ISBN: 978-3423761376
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Situation zum Ende des ersten Bandes sah gar nicht so schlecht für Jeff und seine Freunde aus. Trotz der Verluste war da ein gewisser Optimismus. Doch schnell stellen sie fest, dass ihre scheinbaren Retter ganz eigene Ziele verfolgen und dass die Gefahr noch lange nicht gebannt ist. Während Jeff entkommen kann und versucht, die Clans von New York zu vereinen, bleibt Donna zurück und muss versuchen sich in England ein neues Leben aufzubauen. Sie ahnen beide nicht, wie es dem anderen ergeht und auch nicht, welche alles überschattende Bedrohung noch vor ihnen liegt…

Während Chris Weitz mit „Die Clans von New York“ noch eine relativ gewöhnliche dystopische Geschichte erzählt, wagt er in „Nach dem Ende“ eine Weiterentwicklung, die sich deutlich von den gängigen Handlungsverläufen entfernt. Mich konnte er damit absolut begeistern, zumal die Handlung ein weiteres Mal schriftstellerisch großartig umgesetzt ist.


Stil und Sprache
Obwohl der erste Band, „Die Clans von New York“, praktisch mit dem Versprechen von Normalität und Sicherheit endete, wird in „Nach dem Ende“ schnell klar, dass davon nicht die Rede sein kann. Unterschwellig ist die Bedrohung vom ersten Moment an da und Chris Weitz gelingt es gut, Erinnerungen an den ersten Band einzubauen, ohne die Handlung zu sehr zu verlangsamen. Eine kurze Verschnaufpause ist Jeff und seinen Freunden zwar gegönnt, aber es ist jederzeit klar, dass diese nicht anhalten wird. Sobald Jeff und Donna getrennt werden, läuft die Handlung in zwei Strängen weiter und erst spät wird klar, wie diese eigentlich zusammenhängen. Die Geschichte wird dabei vorrangig in der ersten Person von Jeff und Donna erzählt, zum Ende kommen aber weitere Perspektiven hinzu – jeweils in kurzen Passagen, meist um eine andere Sicht auf die Geschehnisse zu gewinnen und kommenden Ärger anzudeuten. Der Schreibstil von Chris Weitz passt sich dabei geringfügig den jeweiligen Erzählern an. Generell kann er ebenso wie in Band eins überzeugen, denn sein Schreibstil liest sich flüssig und erzeugt beim Leser fast das Gefühl, einen Film zu sehen. Obwohl der Autor nicht viel Zeit auf Szeneriebeschreibungen verwendet, erschafft er ein klares Bild vom zerstörten New York und auch die Kampfszenen sind wieder sehr gelungen.

Die Handlung nimmt schnell Fahrt auf und wie oben bereits beschrieben, ist selbst in ruhigeren Momenten immer eine gewisse Hintergrundbedrohung spürbar. Die Perspektivwechsel setzt Chris Weitz diesmal noch besser zum Spannungsaufbau ein und beide Handlungsstränge überzeugen. Einige Überraschungen warten auf den Leser und das Ende ist ein noch grausamerer Cliffhanger als beim ersten Band. Da kann man nur hoffen, dass das dritte Buch nicht allzu lange auf sich warten lässt.


Figuren
Nach dem verheerenden Ende von „Die Clans von New York“ wurden die Überbleibsel von Jeffs Gruppe nun scheinbar in Sicherheit gebracht. Noch immer fühlt Jeff sich für sie verantwortlich und noch mehr für den Tod derer, die sie auf dem Weg verloren haben. Das alles ist nicht spurlos an ihm vorüber gegangen und auch die Erlebnisse, die nun folgen, verändern ihn. Die Weiterentwicklung von Jeff, aber auch von Donna, ist Chris Weitz glaubwürdig gelungen. Besonders Donnas Reaktion und ihre Zweifel waren unglaublich überzeugend umgesetzt. Durch die zusätzlichen Perspektiven lernt man zum Schluss einige der Nebencharaktere noch intensiver kennen, vorher bleiben sie erneut eher im Hintergrund. Die neuen Figuren aus der alten Welt stechen erstmal ein wenig heraus und ich hoffe, dass im nächsten Band noch mehr Hintergründe zu erfahren sind. Denn trotz vieler Anspielungen kommt das politische Gefüge in „Nach dem Ende“ ein wenig zu kurz und einige der Gegner wirken dadurch noch recht blass. Aber das ist Kritik auf höchstem Niveau, denn beim Lesen ist man so von der Geschichte gefangen, dass das kaum auffällt.


Aufmachung des Buches
Der dtv Verlag hat auch den zweiten Band der Young World Reihe als Hardcover mit Schutzumschlag herausgebracht. Wieder zeigt das Cover ein zerstörtes Stadtbild – ich kann nicht sagen, ob brennend oder nur von der Sonne angestrahlt, in jedem Fall dramatisch und passend. Im Buchinneren sind die wechselnden Perspektiven durch den Namen des jeweiligen Erzählers zum Kapitelanfang gekennzeichnet.


Fazit
Mit „Nach dem Ende“ ist Chris Weitz eine großartige Fortsetzung gelungen, die seine Reihe inhaltlich deutlich von anderen Dystopien abhebt. Brutal, spannend und beeindruckend – ein Muss für jeden Dystopien-Fan.

4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Clans von New York