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Jerik hält nicht viel von Musicals und an so etwas wie Liebe auf den ersten Blick glaubt er auch nicht – so lange, bis er bei einer Show einem Tänzer begegnet, der ihn ungewollt eines Besseren belehrt. Alexej ist allerdings kein Mann für eine Beziehung und Jerik nicht interessiert an einem Kerl, der sein eigenes Leben nicht auf die Reihe bekommt.
Dennoch gehen die beiden das Wagnis einer Beziehung ein, obwohl Jerik weiß, dass Alexej seine Drogensucht mit bezahltem Sex finanziert

 

Inbetween Zwischen Buehne und Bordell 

Autor: Svea Lundberg
Verlag: Deadsoft Verlag
Erschienen: August 2016
ISBN: 978-3-960-89021-8
Seitenzahl: 364 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Jerik, angehender Lehrer, der kurz vor seinem Staatsexamen steht, ist eigentlich keiner, den Musicals derart faszinieren. Als er allerdings Alexej auf der Bühne sieht, ist er gefesselt. Die Anziehungskraft ist vom ersten Augenblick an da, doch Alexej blockt sofort ab und Jerik ist nur noch mehr erpicht, hinter Alexejs distanzierte Haltung zu blicken. Was verbirgt der schöne Tänzer, der so grazil und federleicht beim Tanzen erschient? Jerik muss schnell selbst erkennen, das schwerer Ballast auf Alexej liegt.

Inbetween – Zwischen Bühne und Bordell ist ein ergreifender Roman über Abgründe, Abhängigkeiten und tiefe Gefühle. Der Leser wird mitgerissen und man verliert sich in den detailreichen, ergreifenden Beschreibungen.  


Stil und Sprache
Konstant in der ersten Person Präteritum wird das Geschehen aus Jeriks Sicht geschildert. Wir lernen Jerik als bodenständigen, zielgerichteten jungen Mann kennen, der zwar appart aussieht, dabei aber kein Playboy ist. Als Kontrast dazu ist Alexej zu sehen.
Jerik hat schwedische Wurzeln, was die Autorin auch in das Buch komplett passend einfügt, so besucht er seine Großeltern in Schweden und dort wird stellenweise in der Landessprache gesprochen. Da ich leider die Sprache nicht beherrsche, ist meine minimale Kriitk am Buch, dass man keine Übersetzung der wenigen Sätze am Ende bekommt. Es wird aus dem Kontext klar, was gemeint ist, doch es ist nicht zufriedenstellend. Dank einer guten Freundin wurden mir einige Sätze übersetzt.

Das Buch dreht sich hauptsächlich darum, dass Jerik versucht, Alexej näher zu kommen. Er ist von ihm fasziniert und möchte mehr als nur den körperlichen Kontakt, auch wenn er nicht leugnen kann, dass er mehr als nur leicht angezogen ist. Dass sich hinter dem Tänzer, der so distanziert und unnahbar ist, eine doch sehr traurige Gestalt verbirgt, erleben der Leser und Jerik schnell.
Sowohl Jerik als auch der Leser bekommen zu sehen/lesen, wie sich Alexej auf der Bühne bewegt. Die Autorin schafft es auf eine wunderbare Art und Weise die Bewegungen so zu beschreiben, dass man sie förmlich sieht, man meint sogar die Musik und die anderen Geräusche zu hören. Doch auch die düsteren Beschreibungen im weiteren Verlauf des Buches werden deutlich, teilweise ungeschönt dargestellt. Und man leidet als Leser mit.

Auf erotischer Ebene sind die Szenen ebenso anregend wie fesselnd, es werden tiefe Emotionen und aufgeladene Blicke werden beschrieben, Berühungen und andere Sinneseindrücke. Man fühlt diese ähnlich intensiv wie die Beschreibungen des Tanzes.
Neben diesen Aspekten wirft das Buch aber auch Fragen auf; es lässt fragen, was man im moralischen Sinne in Jeriks Situation machen würde, es beschreibt zudem das Abdriften und die Abgründe von Drogensucht und Abhängigkeiten im Allgemeinen. Als Untertitel wird der Roman als Drama in fünf Akten beschrieben, was erstmal komisch anmutet. Es wird aber erzählerisch genauso aufgebaut und hat alle Merkmale – ohne dabei ein Drama im klassischen Sinne zu sein.
Der Titel ist hinsichtlich Alexej passend gewählt, dennoch ist der Begriff Bordell im Titel ein wenig zu übertrieben, so ist Alexej kein Stricher im „klassischen“ Sinn. Was er ist, wieso er das tut, was er tut, wird im Laufe des Buches erläutert.


Figuren
Jeriks charmante Art, die mit einem ausgeprägtem Humor und einem agilen Sexleben kombiniert wird, fesselt den Leser von der ersten Seite. Trotz seiner lockeren Beziehungen zu Männern nimmt man ihn nicht als flatterhaft wahr. Stattdessen zeigt er, dass er weiß, was er will. Er wird mit einer eigenen Art Sarkasmus präsentiert, doch man merkt, dass er einen sehr weichen Kern hat, einen, der dem Leser im Laufe des Bandes immer stärker offenbart wird.

Alexej ist eine Kontrastfigur zu Jerik. Wo Jerik offen und oft sehr warmherzig ist, ist Alexej das, was man als Diva bezeichnen würde. Doch man wird schnell gewahr, dass es eine Abwehrhaltung ist, dass eine Dunkelheit und Schwere um ihn liegen. Es wird dem Leser erst im Laufe des Buches gewahr, was ihn dazu bringt, man ist am mitfühlen und -leiden. Obwohl man einige Details der Figuren erfährt, ist es eher die Schilderung des Hier-und-Jetzt, die dazu führt, dass man die Figuren näher kennenlernt. Alexej bleibt trotz einiger Details dennoch diffus, die kompletten Beweggründe sind nur zu erahnen, und auch Jerik, der sonst offen ist, wird nur bedingt offenbahrt. Nichtsdestotrotz bedeutet das nicht, dass die Figuren keine Facetten haben und eindimensional wirken. Im Gegenteil, es wird sich gar nicht erst mit Erklärungen aus der Vergangenheit aufgehalten, man bekommt – schon allein durch den Erzählstil – einen klaren Einblick.

Auch die auftauchenden Nebenfiguren, die ebensowenig extrem in die Tiefe gehen, sind dreidimensonal und man lernt sie kennen und lieben. Es baut sich dadurch ein Netz auf, das der gesamten Story einen Rahmen gibt, der Fokus ist und bleibt aber auf der Interaktion zwischen Alexej und Jerik. Es bleibt bei dem Inbetween, wie es der Titel besagt, er ist durchaus mehrdeutig lesbar.


Aufmachung des Buches
Die Bewegungen und das Thema komplett in ein Bild aufgreifend, sieht man einen jungen Mann, mit Undercutfrisur und barbüstig, in einer tanzenden Haltung erstarrt. Ihn überschattet, quasi überlagert, ein junger Mann (es sieht auf dem Arm des Tänzers fast wie eine Art Tattoowierung aus), der auf einem Pier sitzt und die Augen geschlossen hat und der zu den Beschreibungen Jeriks passt. Durch den Kontrast Bewegung und stille Pose wirkt das Cover dynamisch und ruhig zugleich Es ist, als ob man eine Pausetaste gedrückt hätte. Das Farbenspiel ist ein schöner Kontrast zu der einfach gewählten Schrift. Der Roman wird in einem Softcoverformat veröffentlicht, er enthält am Ende eine kleine Danksagung der Autorin und eine zweiseitige Leseprobe zu einem anderen Titel des Verlages. Leider fehlt wie oben angemerkt eine Übersetzungsseite mit den schwedischen Sätzen, die vereinzelt gesprochen werden.


Fazit
Unglaublich bewegend – wortwortlich – und fesselnd. Inbetween – Zwischen Bühne und Bordell mutet zu Beginn anders an, entwickelt sich dann aber zu einem spannenden Roman, der die Abgründe eines fragilen Menschen zeigt, der Abhängigkeiten in unschönen Facetten darstellt. Mit den heißen erotischen Szenen und den tollen Beschreibungen der Tanzeinlagen selbst ist der Roman absolut zu empfehlen.


5 Sterne


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